Der Friedhof in Henau war über Jahrhunderte der Bestattungsort in der Gemeinde. Bei der einzigen Kirche. Nach der Reformation wurde sie über Jahrhunderte paritätisch genutzt. Im Tod waren auch die Konfessionen auf dem Friedhof vereint. Inzwischen sind die Friedhöfe und das Bestattungswesen Aufgabe der Gemeinden. Auch wenn in vielen Köpfen noch immer verankert ist, die Kirchen würden die Friedhöfe betreiben. Etwa eine halbe Million Franken kostete das Bestattungswesen die Gemeinde jedes Jahr.
Auch innerhalb der Friedhöfe hat sich das Bild verändert. Früher prägten die Grabreihen der Erdbestattungen das Bild. Wer heute durch die Niederuzwiler Friedhöfe geht, erlebt eine parkähnliche Landschaft mitten im Siedlungsgebiet. Nur noch Teilflächen sind mit Grabfeldern belegt. Möglich gemacht hat diese Entwicklung eine Veränderung der Bestattungsgewohnheiten. Urnenbestattungen haben Erdbestattungen weitgehend abgelöst. Und immer mehr Urnen werden in Gemeinschaftsgräbern bestattet. Das eigene, bepflanzte Grab ist auf dem Rückzug. Dieser Entwicklung muss sich auch die Friedhofinfrastruktur anpassen. So entstand 2015 im Friedhof bei der evangelischen Kirche ein Gemeinschaftsgrab. Urnen werden dort in einer Rasenfläche bestattet.
Gemeinschaftsgrab in Natursteinkreis
Im Frühjahr gab der Gemeinderat den Kredit frei, um auf dem Friedhof an der Flawilerstrasse in Niederuzwil das Gemeinschaftsgrab attraktiver zu gestalten. Am 12. August nun starten die Bauarbeiten. Es entsteht ein geschlossener Kreis von acht Metern Durchmesser aus zusammengesetzten Natursteinsegmenten. Auf diesen Segmentsteinen erinnert auf Wunsch eine Beschriftung an die Verstorbenen. Um die Begräbnisstätte herum verläuft ein bekiester Gehweg mit Sitzbänken. Die Urnen werden in eine angrenzende Rasenfläche bestattet. Im Rahmen der Arbeiten wird das grosse Holzkreuz näher zum Friedhofseingang versetzt. Die Arbeiten sind Ende Oktober abgeschlossen. Damit ist auf Allerheiligen hin keine Baustelle mehr im Friedhof. Das erneuerte Gemeinschaftsgrab befindet sich am selben Ort wie das alte. Deshalb kann auch darauf verzichtet werden, die schon beigesetzten Urnen umzubetten. Voraussichtlich 2020 schliesslich soll der bestehende Urnenhügel im Friedhof in Henau durch ein Gemeinschaftsgrab abgelöst werden. Über das Vorhaben wird im Rahmen des Budgets 2020 befunden.
Die Entwicklung geht weiter
Mit dem anhaltenden Rückgang der Erdbestattungen werden sich die zu Bestattungszwecken genutzten Flächen in den Friedhöfen weiter reduzieren. Zurück bleibt insbesondre in den grossen Niederuzwiler Friedhöfen eine parkähnliche Landschaft mitten im Siedlungsgebiet. Die Pietät, der Respekt vor dem Ort, verbietet für Generationen eine völlig andere Nutzung dieser Flächen. Andere Beispiele – etwa der Andreaspark rund um die Kirche mitten in Gossau, auf dem Areal des ehemaligen Friedhofs – zeigen, dass dies auch eine grosse Chance ist. Ehemalige Bestattungsorte können eine wichtige Funktion als innerstädtische Parklandschaften wahrnehmen. In diese Richtung dürfte auch die Entwicklung der Niederuzwiler Friedhöfe gehen. Der Wandel geht weiter. (gk)