„Durch die Gründung des Vereins Textilmuseum Sorntal beabsichtigen wir, die Weiterführung des Museums zu gewährleisten. Ein zentrales Anliegen ist für uns, die Geschichte der Textilindustrie in der Region zu bewahren und einem breiten Publikum bekannt zu machen“, spricht Richard Holenstein seine Motivation für die Gründung des Vereins an. Er ist überzeugt, dass sich der Einsatz zur Erhaltung dieses einmaligen Zeitzeugen und historisch wertvollen Bijous lohnt. Ausserdem sei es auch ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber Gottlob Lutz, dem Sammler der Ausstellungsobjekte und jetzigen Betreibers des Museums. Es sei das Lebenswerk des ehemaligen Direktors des Textilunternehmens Zetag AG. Das Textilmuseum Sorntal gilt als das einzige technische Museum von nationaler Bedeutung im Kanton St.Gallen. Es wurde 2010 in die schweizerische Inventarliste der Kulturgüter der Kategorie A aufgenommen.

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An der Gründungsversammlung wurde der Vereinsvorstand gewählt. Von links Michael Huber, Präsident Richard Holenstein, Daniela Bieri, Werner Koller, Gottlob Lutz, Alfred Torgler, Felix Düring.

Einmalige Gelegenheit
Bereits über 130 Personen haben ihre Zusage für einen Vereinsbeitritt gegeben. 63 von ihnen sowie weitere interessierte Gäste nahmen an der Versammlung teil. „Wenn die Niederbürer Bürgerschaft an der Urnenabstimmung vom 25. November dem Kauf der Liegenschaft zustimmt, stellen die Besitzer sämtliche Museumsgüter kostenlos zur Verfügung“, sagte Holenstein. Die finanziellen Mittel für den Unterhalt sollen aus den Mitglieder- und Gönnerbeiträgen, freiwilligen Zuwendungen sowie aus dem Erlös der Museumsführungen und Veranstaltungen generiert werden. Somit werden für die Gemeinde keine jährlichen Unterhaltskosten anfallen. Dazu präsentierten die Initianten ein ausgeglichenes Budget.

Vereinsvorstand gewählt
Es stellten sich für den Vereinsvorstand sieben Kandidaten zur Verfügung: Richard Holenstein, Niederbüren als Präsident, Daniela Bieri, Niederbüren als Vizepräsidentin, Alfred Torgler, Gossau als Kassier, Werner Koller, Niederbüren als Aktuar, Gottlob Lutz, Bereich Museumsführungen und als weitere Mitglieder Michael Huber, Grundbuchverwalter Niederbüren und Felix Düring, Niederbüren. Die Versammlung wählte alle Kandidaten einstimmig. Als Revisoren liessen sich die Niederbürer Esther Ziegler-Scheiwiller und Michael Scherrer wählen. Damit ist eine solide Basis für das weitere Vorgehen geschaffen. Somit beginnen nun die Vereinsaktivitäten wie Werbung, Einarbeitung von weiteren Museumsführern, Bildung von Betriebsgruppen, Aufgabenaufteilung und Gespräche mit Sponsoren und Gönnern. Am 15. September können Interessierte beim Tag der offenen Türe von 9 Uhr morgens bis 15 Uhr das Textilmuseum besichtigen. Um 11 Uhr findet eine Führung statt.

Jubiläum im nächsten Jahr
In einem Rückblick auf sein Lebenswerk schilderte Gottlob Lutz die Geschichte des Textilmuseums. Angefangen habe es vor über 40 Jahren, als im Neubau der Zetag AG in der Eingangshalle ein alter Handwebstuhl aufgestellt werden sollte. Der mechanische, über 100 Jahre alte Webstuhl konnte im eigenen Betrieb wieder funktionstüchtig gemacht werden. Dies war der Start zur Sammelleidenschaft von Gottlob Lutz. „Unter Textilfachleuten ist nicht bekannt, dass es irgendwo ein technisches Textilmuseum gibt, wo unter einem Dach alte Maschinen aus der Spinnerei, Strickerei, Flechterei, Weberei usw. und so viele hölzerne Geräte aus der Heimindustrie gezeigt werden können“, sagte Lutz. Später habe er bei einem stillgelegten Textilbetrieb durch Zufall ganze Paletten voll Muster- und Geschäftsbücher gesehen, die zur Müllverbrennung vorgesehen waren. Eilends rettete er die Dokumentationen und ergänzte damit seine Maschinensammlung. „Heute haben wir in unserer Schatzkammer mehr als zwei Millionen Stoffmuster und Geschäftsbücher, die bis 1830 zurückgehen“. Wenn im nächsten Jahr das 25-jährige Bestehen gefeiert werden könne, wäre es für ihn das schönste Jubiläumsgeschenk, wenn das Textilmuseum in den Besitz der Gemeinde Niederbüren gelangen würde.

Vielfalt der Textilindustrie
Das ehemalige Spinnereigebäude aus dem Jahr 1850 wurde 1994 innen und aussen renoviert und als technisches Textilmuseum eingerichtet. Somit kann es 2019 ein Jubiläum feiern. Das Museum zeigt auf 900 Quadratmetern in drei Stockwerken ein Sammlungsensemble, das alle Bereiche des traditionsreichen Textilhandwerks und der nachfolgenden Textilindustrie umfasst. Die Besuchenden können einen interessanten Einblick in die Arbeitswelt von einst und heute gewinnen. Die Ausstellung zeigt authentische Ausstellungsobjekte und Textilmaschinen, die sich mehrheitlich in betriebsbereitem Zustand präsentieren. Einmalig ist auch eine Sammlung von rund 2,5 Millionen Stoffmustern aus den Bereichen Stickerei, Weberei, Stoffdruck, Flechterei, Strickerei und Wirkerei sowie aus der Strohindustrie und anderen Fachgebieten.