Vor mehr als 70 Jahren warfen Elise und Otto Hampel, ein Arbeiterehepaar aus Berlin, NS-regimekritische Postkarten in fremde Briefkästen oder legten sie heimlich in Treppenhäusern aus. Von September 1940 bis zu ihrer Verhaftung im Oktober 1942 waren es mehr als 200 handgeschriebene Botschaften und Flugzettel mit ungelenken, aber eindeutigen Aufrufen zum Widerstand.
Als Grosstat gefeiert
Die mutige Tat der Hampels, die 1943 hingerichtet wurden, lieferte 1946/47 die Vorlage für Hans Falladas außergewöhnlichen Roman „Jeder stirbt für sich allein“. Zwangseingeliefert in die Nervenklinik der Berliner Charité schrieb er die rund 850 Manuskriptseiten von „Jeder stirbt für sich allein“ in nur dreieinhalb Wochen.
Drei Monate vor der Veröffentlichung starb er. Mehr als sechzig Jahre nach seiner Entstehung erhielt Falladas auf einem authentischen Fall basierender Widerstands-Roman unerwartet internationalen Bestseller-Status und wurde als literarische Großtat gefeiert.
Schauspieler aus Film und TV bekannt
Die emotional berührende Bühnenadaption von Volkmar Kamm gastiert am Samstag, 23. März, um 20 Uhr in der Tonhalle Wil. Es spielen u. a. Peter Bause und Hellena Büttner die Hauptrollen des Otto Quangel und seiner Ehefrau Anna. Die zwei ostdeutschen Schauspieler, die auch im richtigen Leben ein Paar sind, sind seit vielen Jahren erfolgreich auf der Bühne, in Film und Fernsehen. Peter Bause war zuletzt im Frühling 2018 mit den eindrücklichen Ein-Mann-Stück „Jugend ohne Gott“ in der Tonhalle zu Gast.
Mit Postkarten etwas bewirken
Werkmeister Otto Quangel und seine Frau Anna führen in Berlin ein ruhiges, unauffälliges Leben. Als jedoch ihr einziger Sohn 1940 an der Front fällt, beschließt Otto, etwas gegen das NS-Regime zu tun. Unterstützt von Anna schreibt er Postkarten mit regimekritischen Aufrufen und legt diese in Treppenhäusern der Stadt aus – immer in der Hoffnung, in den Köpfen seiner Mitmenschen etwas bewirken zu können.