Die Zeit von Ende Juli bis Mitte August ist die heisseste und zugleich die gewitterreichste Zeit des Jahres. Warme Temperaturen und eine hohe Luftfeuchtigkeit sind der beste Nährboden für die kräftigen Gewitter. Während es im Sommer oftmals die lokalen Hitzegewitter sind, die uns heimsuchen, so sind es im Winter die Frontgewitter, die ausnahmslos mit einem Kaltlufteinbruch verbunden sind und sich über hunderte von Kilometern erstrecken können.
Einer groben Schätzung zufolge blitzt es in der Schweiz im langjährigen Durchschnitt etwa 300‘000 Mal pro Jahr. Darin enthalten sind auch Nebenblitze und Blitze von Wolke zu Wolke. Als Folge des Alpenmassivs belegt die Schweiz damit einen Spitzenplatz im Vergleich zum übrigen Europa. Der gewitterreichste Ort der Welt ist hingegen die Nordwestküste Venezuelas. Hier zucken die Blitze 260 Tage im Jahr. In Gang gehalten wird diese permanente Gewittermaschine durch die besonders hohe Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent und eine Jahresmitteltemperatur von 33 Grad.
Gewitterzugbahn: Vom Hörnli über das Fürstenland
Und wie sieht es in der Region Wil aus? Bei feuchtwarmen Südwestwinden entwickeln sich die Sommergewitter vorerst über den Voralpen der Innerschweiz, wandern nordostwärts und werden je nach Angebot und Nachfrage von Feuchtigkeit und Wärme weiter aktiviert und dehnen sich auch ins Flachland aus. Eine bevorzugte Laufbahn führt von der Innerschweiz über das Zürcher Oberland ins Hörnligebiet, wo weitere Energie aufgetankt wird. Danach holt sich das Gewitter über dem Tannzapfenland nochmals viel Feuchtigkeit dazu und wird dabei weiter aktiviert. Der Gewitterzug zieht weiter über das Fürstenland, Richtung St. Gallen, Rorschacherberg und dann ins Vorarlbergische.
Ostgewitter sind besonders rabiat
Eine seltene, jedoch äusserst bedrohliche Ausnahme stellen die Ostgewitter dar. Eine Gewitterzelle über dem Allgäu oder Vorarlberg wird Richtung Westen über den Bodensee getrieben. Dies ist für alle Wassersportler das Signal, schnellstens zu verschwinden. Erfahrungsgemäss gehören diese Gewitter immer zu den heftigsten, die in unserer Region zuschlagen.
* Der Autor ist Inhaber der Wetterstation Fürstenland «Meteotop» in Niederuzwil.