Am Ende mussten die Stimmenzähler nicht einmal vertieft ihres Amtes walten. Der Souverän von Flawil sprach sich deutlich für eine Reduktion des Steuerfusses um zwei Prozentpunkte aus, obwohl der Gemeinderat beantragt hatte, diesen bei 140 Prozent zu belassen. Doch Stimmbürger Otto Frei, ehemaliger Direktor der Technischen Betriebe Flawil, sah es anders. «Es ist zum zweiten Mal in Folge ein Gewinn budgetiert und Flawil hat relativ viele Eigenmittel. Es dürfen keine Steuern auf Vorrat erhoben werden», sagte er. Frei forderte neben der Steuerfuss-Senkung, dass die Ausgaben beim Strassenunterhalt um 150'000 Franken auf noch eine Million gekürzt werden, womit sich das Defizit in Grenzen halten würde.

In der danach folgenden Diskussion meldeten sich nur Personen zu Wort, welche diese Steuerfussreduktion unterstützten. Wiederholt wurde der Quervergleich mit den umliegenden Gemeinden gemacht. Mit Ausnahme von Degersheim haben sie einen tieferen Steuerfuss als Flawil – teilweise sogar deutlich. So erstaunte es nicht, dass die nächste Steuerfuss-Reduktion mit klaren Mehr angenommen wurde. Da ein Steuerprozent in Flawil rund 180'000 Franken ausmacht und ohne diese Reduktion ein kleiner Gewinn von 8200 budgetiert gewesen wäre, wird neu für das Jahr 2019 mit einem Verlust von gut 350'000 Franken gerechnet. Denn Freis Antrag, 150'000 Franken weniger in den Strassenunterhalt zu investieren, wurde vom Souverän mit 111:68 Stimmen verworfen.

Tiefe Stimmbeteiligung

Dieser Verlust dürfte verkraftbar sein, verfügt die Gemeinde Flawil doch über Eigenmittel von rund 3,8 Millionen Franken. Allerdings werden diese in den nächsten Jahren aufgefressen und es entsteht eine «vertretbare Verschuldung», wie es Gemeindepräsident Elmar Metzger formulierte. Fast zehn Millionen Franken sollen allein 2019 investiert werden, wobei rund 80 Prozent dieser Summe schon in früheren Jahren bewilligt worden ist. Auf dem Bahnhofplatz steht die zweite und letzte Sanierungsetappe an. Beim Quartierpark in der Nähe des Eisbahnweges ist eine Bachöffnung und die Errichtung einer Toilettenanlage vorgesehen. Zudem wird der Dorfbach weiter saniert.

Zu erwähnen ist noch, dass zwar eine deutliche Mehrheit der Anwesenden der Steuerfuss-Reduktion zustimmte, es sich aber trotzdem um eine deutliche Minderheit handelte. Denn nur gerade 192 der über 6000 stimmberechtigten Flawiler hatten sich im Lindensaal zur Bürgerversammlung eingefunden. Die Stimmbeteiligung lag somit bei mageren 3,17 Prozent.

Preisgeld für einen guten Zweck

Nur schon die Verleihung des Flawiler Preises unmittelbar nach der Bürgerversammlung hätte einen grösseren Publikumszuspruch verdient gehabt. Bei der neunten Vergabe kam erstmals eine Person zum Zug, die zuvor schon die fassnächtliche «Chratzbörschte» bekommen hatte. Die Auszeichnung ging an Heinz «Haro» Niedermann, der schon in fast jedem Verein der Gemeinde mitgewirkt hat oder gar ein Vorstandsamt innehatte. Die Laudatio in Versform hielt Hans Ruedi Fischer, der dem Geehrten bereits vor 24 Jahren die «Chratzbörschte» verliehen hatte.

Niedermann verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass künftig die Vereine wieder mehr Zuspruch erfahren und die «Ich AG» weniger im Vordergrund steht. Dabei ging er mit gutem Vorbild voraus. Das Preisgeld von 1160 Franken – so alt ist die Gemeinde Flawil aktuell – wird er je zur Hälfte dem örtlichen Hilfsverein und B’Treff zukommen lassen.

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Die neunte Ausgabe des Flawiler Preises ging an Heinz "Haro" Niedermann (rechts). Die Laudatio hielt Hans Ruedi Fischer. Dieser hatte Niedermann vor 24 Jahren schon die fasnächtliche "Chratzbörschte" verliehen.