Tosca zieht einen Stofffaden hinter sich her – dann wird der Chihuahua von seinem Frauchen Jacqueline Kobler davon befreit und zieht sich unter den Garderobenständer zurück, auf dem grossgeblümte Stoffe drapiert sind.

Mode der 30er-Jahre

Kobler hat in den letzten Wochen Stoffe zusammengetragen, die für das Sirnacher Ensemble bestimmt sind: Weich fliessende Stoffe für weite Hosen, die ein bisschen an Haremshosen erinnern sollen. Diese weitschwingenden Hosen entsprechen der Mode der 30erJahre, in welcher die Handlung der Paul Abraham-Operette angesiedelt ist. «Aus dieser Zeit gibt es nicht viel Theaterkostüme zum Ausleihen», sagt Jacqueline Kobler, «da ist Kreativität gefragt». Und die braucht sie – auch um das Budget nicht zu sprengen.

Einzelanfertigungen sind primär nur für die Solisten vorgesehen. Aber auch für Ballett und Chordamen 16 Kostüme, die extra hergestellt werden, um schnelle Umzüge sowie eine Einheit zu gewährleisten.

Pailetten und Spitzenschürzchen

Über 145 Kostüme braucht es, komplett erst mit Schuhen und Accessoires. Da der Chor um acht Mitglieder grösser als ursprünglich geplant ist, sind wie immer Improvisationstalent und gute Kontakte gefragt. Kobler hat einen eigenen Fundus, auf den sie zurückgreifen kann und so hängen in ihrem Zürcher Atelier bereits die ersten zusammengestellten Kostüme.

Eine Smokingjacke aus goldfarbenen Pailletten, daneben ein schwarzes Kleid, aus dem sie ein Zimmermädchen machen wird: Aus Spitzenschürzchen, die sie von einer ehemaligen Serviceangestellten erhalten hat, näht sie das Zubehör. Und das Hochzeitskleid von Madeleine wird mit einem Schleier ergänzt, den sie vor Jahren für Fr. 5.- in einem Brocki erstanden hat.

Gesamteindruck

Zuerst hatte sich Jacqueline Kobler mit Regisseur Leopold Huber zusammengesetzt, mit dem sie noch nie gearbeitet hatte. «Es war schnell klar, dass wir die gleiche Wellenlänge haben», freut sie sich. Gemeinsam erstellten sie anhand der Charaktere ein Farb- und Kostümkonzept. «Ich versuche natürlich, historisch korrekte Kleider zu machen». Die konsequente Umsetzung ist jedoch nicht immer

möglich. Wichtig ist jedoch der Gesamteindruck und dafür hat Kobler, die in England ihre Gewandmeisterausbildung absolviert hat, ein Auge.

Kostüme sollen helfen

Ein «Kostümspiegel» hilft ihr, die Details und Kosten für jedes Kostüm im Auge zu behalten. Das sei insofern wichtig, als jeder Darsteller rund 3 Kostüme hat, einige 4 oder mehr, so Kobler. «Teilweise müssen nur Einzelteile gewechselt werden», das mache das Umziehen zwischen den Szenen einfacher. Massblätter mit Fotos sämtlicher Solisten, sowie Mitglieder von Chor und Ballett helfen der Kostümbildnerin, die Kleider zusammenzustellen und v.a. dass die Darsteller sich darin wohlfühlen.

«Ich habe mir fürs Massnehmen viel Zeit gelassen», erzählt sie: Zum Beispiel habe sie die bevorzugte Absatzhöhe abgefragt. Schuhe, passend für Füsse und Epoche sind etwas, das man gerne vergisst. «Es bringt nichts, wenn man wegen falscher Schuhe Rückschmerzen bekommt und sich dann nicht natürlich auf der Bühne bewegen und dazu singen kann». In Koblers Augen sollen Kostüme dazu da sein, sich in der Rolle zuhause zu fühlen - und trotzdem ein Gesamtkunstwerk sein.

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Das Markenzeichen der kommenden Sirnacher Operettensaison.