"Matterhorn"-Ensemblemitglied Klaudia Dodes und "Timebelle"-Pianist Emanuel Daniel Andriescu erzählten vergangenen Sonntag in der VHS Wil von der Herausforderung, Beruf und Privatleben in Einklang zu bringen.An der mittlerweile zur Tradition gewordenen Sonntagsveranstaltung "Persönlich im Hof zu Wil" der Volkshochschule Wil waren am Sonntag zwei junge Musiker zu Gast. Am Beginn der Veranstaltung, zu der rund 30 Interessierte Platz genommen hatten, rief Moderator Roland P. Poschung jedoch zu einer kurzen Gedenkminute auf: Die Schweizer Chansonsängerin Lys Assia, die 1956 beim ersten Grand Prix d’Eurovision den ersten Preis gewonnen hatte, war am Vortag gestorben. „An meinem Geburtstag“, wie Poschung betonte.

Zeit und Ort
Die Verbindung zu Lys Assia: „Timebelle“ Pianist Emanuel Daniel Andriesu hatte zusammen mit seiner Partnerin, der Sängerin Miruna Manescu und dem Schweizer Schlagzeuger Samuel Forster am Eurovision Song Contest in der Ukraine die Schweiz mit dem Song „Apollo“ vertreten. Begonnen hatte Andriescu seine Karriere als Vierjähriger am Klavier, es folgten weitere Instrumente und schliesslich ein Studium in der Schweiz. „Als Musiker hat man im Beruf eine grosse Konkurrenz“, erzählte Andriescu von seinem Start ins Berufsleben. Anders als nach einer Berufslehre habe man tausende Konkurrenten. Zahllose Auditions und Auftritte mit oft ungewissem Ausgang seien an der Tagesordnung. „Es ist nicht immer nur das Talent, das über eine erfolgreiche Karriere entscheidet“, meinte Klaudia Dodes. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein spiele genauso eine wichtige Rolle.

Unterstützung durch Eltern
Dodes hatte in Wil eine Goldschmied-Lehre gemacht - und bei der Arbeit immer gesungen, wie sie lachend zugibt. Sie hatte den Sprung gewagt, aber ohne die grossartige Unterstützung ihrer Eltern wäre das niemals gelungen. Dodes erzählte von der Arbeit als Ensemblemitglied in der Musicalproduktion „Matterhorn“ am Stadttheater St. Gallen. So habe Regisseur Shekhar Kapur ein Ritual: Vor dem Beginn der Probenarbeit wird eine Kokosnuss zertrümmert. Für die Proben hätten dem Ensemble gerade mal sechs Wochen zur Verfügung gestanden. „Bei der Premiere standen wir alle noch wie unter Strom“, erzählt Dodes. Mittlerweile sei aber Sicherheit eingekehrt. „Wir haben jetzt viel Spass miteinander auf der Bühne“.

Privatleben schützen
„Wer entschied über das gelbe Kleid am Song Contest?“, wollte Moderator Roland P. Poschung von Andriescu wissen, ein Kleid, das 2017 die ganze Schweiz bewegt hatte. Andriescu erzählte in der Folge, wie der Contest und die mediale Verfolgung das Leben beeinflusst hatten. „Man muss lernen, sich privat abzugrenzen, sich zu schützen“. Nebst seiner Bandtätigkeit halten ihn aber auch rund 50 Klarinetten- und Saxophonschüler auf Trab, die er an verschiedenen Musikschulen unterrichtet. „Im Sommer lege ich aber alles zur Seite, gehe mit einem Buch an die Aare und geniesse das Leben“.
Klaudia Dodes sang am Ende der Veranstaltung das „Matterhorn“-Lied „Unberührt“ von Albert Hammond, mit welchem Komponist und Regisseur zum Schutz der Natur aufrufen. Ebenso sang sie „“What’s up“ von 4 Non Blondes, ein Song, der die Power ihrer Stimme voll zur Geltung brachte.

Wertschätzung des Musikerberufs
VHS-Leiter Daniel Schönenberger rief in seinem Abschlusswort dazu auf, den Beruf des Musikers aus einer neuen Perspektive zu betrachten: „Musiker bringen uns Emotionen, helfen uns, schwierige Zeit zu überstehen oder untermalen schöne Momente- sie haben unsere Wertschätzung verdient.“
Roland P. Poschung lud zu einem Wettbewerb ein: Er ist der Autor des Glacier Express-Bordmagazins, wie er betonte, und durfte ein Gratisbilett für eine Fahrt vergeben - natürlich mit einer Matterhorn-spezifischen Frage.

Das nächste „Persönlich im Hof zu Wil“ findet am Sonntag, 28. Oktober 2018, um 10.00 Uhr, statt. Gäste: Antonia Zemp, Pflegefachfrau und aktiv bei Ärzte ohne Grenzen, sowie Mona Petri, ebenfalls ausgebildete Pflegerin und Schauspielerin.