Sie tritt Mitte Jahr die Nachfolge von Kirchenvorsteherschaftspräsident Enzo Fuschini, Ganterschwil, an, der am Sonntag, 3. April durch eine längere Versammlung führte. Hauptdiskussionspunkt war die Nutzungserweiterung der reformierten Kirche in Lütisburg, die als einzige der drei Kirchen nicht unter einem Schutz steht. Geplant ist ein Anbau im Osten, der Einbau eines Büros sowie das Entfernen von Bänken, Orgel und Empore mit dem Ziel, auch in Lütisburg einen Raum zu schaffen, der nicht nur flexibel eingesetzt, sondern von der ganzen Gemeinschaft genutzt werden kann.
Kritische Voten
Ruedi Reich, der das Projekt bis zur Vorlage begleitete, sieht noch einige Schwachpunkte, die es auszumerzen gelte. Und auch die Kostensteigerung gegenüber den präsentierten Zahlen im Herbst bereitet ihm nach wie vor Sorge. Von einem «Vernichtungswerk» sprach Jakob Scherrer. Der 92-Jährige, der am Glockenaufzug von 1937 dabei war, hier getauft, konfirmiert und getraut wurde, selbst 12 Jahre als Kassier und 28 weitere Jahre als Präsident der Kirchgemeinde Lütisburg tätig war, verwies auf die bereits vorhandenen Lokale im Dorf, die genutzt werden könnten, ohne die Kirche auszuräumen.
Wohnblock statt Kirche?
Trotz starker emotionaler Verbundenheit vieler Anwesenden mit der Kirche, brachte es schliesslich Annelies Krieg auf den Punkt: «Wir müssen uns bewusst sein, dass wir jetzt über die Zukunft der Kirche entscheiden. In zehn Jahren ist sie vielleicht nicht mehr da, und an ihrer Stelle steht ein Wohnblock. Ob wir das wollen?» Kriegs Votum gründete darauf, dass, sollte sich die Finanzlage der Kirchgemeinde – die vom kantonalen Finanzausgleich abhängig ist – einst verschlechtern, sie von der Kantonalkirche notgedrungen zum Verkauf der Kirche angewiesen werde. Nach wenigen befürwortenden Voten sagte die Versammlung schliesslich mit 77:3 klar Ja zum Vorhaben der Nutzungserweiterung.
Verkauf des Pfarrhauses Ganterschwil
Diese ist nicht gratis zu haben. An die 1,968 Mio. Franken sichert der Finanzausgleich der Kantonalkirche 1,1 Mio. Franken zu. Die Kirchgemeinde Unteres Toggenburg muss aber die Restsumme von rund 870'000 Franken selbst berappen. Da das vorhandene Eigenkapital nicht ausreicht und wird das Pfarrhaus in Ganterschwil verkauft. Dieser Entscheid fiel einhellig, zumal das Gebäude seit rund zehn Jahren nicht kirchlich genutzt wird, laufend Kosten anfallen und eine grössere Innensanierung ansteht. Sollte der Erlös der Liegenschaft, deren Schätzung bei 690'000 Franken liegt, nicht ausreichen, wird auf das vorhandene Eigenkapital zurückgegriffen. Der Steuerfuss muss nicht erhöht werden.
Neue Präsidentin
An der Versammlung vom Sonntag in der reformierten Kirche Lütisburg standen zudem Wahlen an. Als neue Präsidentin wurde Annelies Gämperle gewählt. Geplant ist jedoch ein Co-Präsidium mit Sonja Britt. Da die Satzungen der Kirchgemeinde kein Co-Präsidium vorsehen und auch die kantonalen Richtlinien keinen Passus zu Co-Präsidien hat, konnte nur die gelernte Bäcker-Konditorin gewählt werden. Neu in der Vorsteherschaft Einsitz nehmen zudem Franziska Manser, Dietfurt; Katherina Tschenett, Mosnang und Maja Wild, Ganterschwil. Alle übrigen Mitglieder, die Synodalen und die GPK wurden wiedergewählt sowie die Rechnung 2021 mit einem Überschuss von rund 100'000 Franken gutgeheissen.