Der Grund des geplanten Zusammenschlusses liegt in der Notwendigkeit, die Abwasserreinigungsanlagen entlang der Thur mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe auszurüsten. Diese vierte Stufe muss Mikroverunreinigungen eliminieren. Sie soll nicht bei jeder ARA sondern zentral am heutigen Standort der ARA in Niederuzwil realisiert werden.Das Abwasser aus der ganzen Region Wil-Uzwil entlang der Thur soll künftig der ARA Uzwil in Niederuzwil zufliessen. Die drei ARA Wil, Jonschwil und Zuzwil könnten aufgehoben werden. Die zukünftige Nutzung dieser Areale muss noch abgeklärt werden.

Emotionale Diskussion

Drei Gemeindevertreter und drei Abwasser-Fachleute haben sachlich über eine mögliche zentrale ARA für Wil, Jonschwil, Zuzwil und Uzwil am Standort der heutigen ARA in Niederuzwil informiert. Und das im frühen Stadion der Planung, wo es um die Ausarbeitung eines Vorprojekts geht.

Einige Anwohner aber bekundeten ihren Unmut über das Vorhaben generell. Den Einwohnern von Niederuzwil, und im Besonderen den Anstössern der Marktstrasse, würden schon jetzt Geruchs- und Lärmimmissionen in einem unerträglichen Mass zugemutet. Das Areal der ARA sei für eine künftige Erweiterung der eigenen Kläranlage beschafft worden. Mit der regionalen ARA verbaue man sich künftige Erweiterungsmöglichkeiten. Wörtlich: «Die Wiler würden sich ins Fäustchen lachen. Die sollen doch ihren Dreck selber behalten.»

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Grossaufmarsch zur Information: Lucas Keel, Gemeindepräsident Uzwil, Yvonne Neff, Gemeinderätin Jonschwil, Max Forster, Vorsitzender Projektteam, Joachim Rutz, Planer, Daniel Stutz, Stadtrat Wil, Michael Eugster, Leiter Amt für Wasser und Energie, und Roland Hardegger, Gemeindepräsident Zuzwil.

Investitionsbedarf besteht so oder so

Nachteile von notwendigen Verfahren nimmt niemand gerne ich Kauf. Den Behörden muss es deshalb gelingen, die Bevölkerungsmehrheit davon zu überzeugen, dass eine zentrale Klärung der Abwässer im Interesse der Allgemeinheit liegt und mehr Vor- als Nachteile bringt. Dazu wollen sie im Rahmen des Vorprojektes die nötigen Abklärungen treffen und offen darüber informieren. Falls anschliessend eine der drei Gemeinden das Projekt ablehnt, war die ganze Vorarbeit umsonst. Allerdings müssten dann die einzelnen Kläranlagen mit erheblichen Mitteln auf den neuesten Stand gebracht werden.

Regionales Mammut-Projekt

Lucas Keel bezeichnete das Projekt als wohl das grösste, das bisher in dieser Region geplant worden sei. Die Aufhebung der Kläranlagen in Wil, Jonschwil und Zuzwil bedinge den Bau von grossen Leitungen und Pumpwerken und den Ausbau der Kläranlage Uzwil. Eine verlässliche Schätzung der Kosten könne erst nach der Erstellung des Vorprojektes gemacht werden. Die 100-Millionen-Grenze könnte aber durchaus erreicht oder gar überschritten werden. Vorläufig aber geht es erst um den Kredit von 2 Millionen Franken für das Vorprojekt. An den Kosten der vierten Reinigungsstufe würde sich der Bund mit 75 Prozent beteiligen.

Ozon oder Aktivkohle?

Michael Eugster, der Leiter des kantonalen Amtes für Wasser und Energie, erklärte die Vorteile und das Funktionieren der vierten Reinigungsstufe. Das Eliminieren der Mikroverunreinigungen kann durch Einsatz von Ozon oder von Aktivkohle erfolgen. Um das für Uzwil einzusetzende Verfahren zu evaluieren, werden gegenwärtig die Abwässer der vier ARA untersucht.

Die beteiligten Gemeinden haben sich zur «Planungsgemeinschaft ARA Region Wil-Uzwil» zusammengeschlossen und eine Lenkungsgruppe eingesetzt. Max Forster ist Leiter des Projektteams. Die Lenkungsgruppe wird vom Uzwiler Gemeindepräsidenten Lucas Keel geleitet. Die Lenkungsgruppe ist von einem Team von externen Experten unterstützt worden.

Baubeginn in vier Jahren?

Für Joachim Rutz ist der ARA-Zusammenschluss ökologisch und ökonomisch sinnvoll. Die gemeinsame Reinigung der Abwässer von Jonschwil, Uzwil, Wil und Zuzwil in einer regionalen ARA mit einer zusätzlichen Stufe zur Elimination von Mikroverunreinigungen trage zur Verbesserung der Wasserqualität der Thur und der Trinkwasserfassungen zwischen Wil und Niederbüren bei. Sie habe auch tiefere Betriebskosten zur Folge.

Grob geschätzt könnten die Bauarbeiten für die regionale ARA Wil-Uzwil frühestens 2022 beginnen und 2025 abgeschlossen werden.

Warum nicht Niederbüren?

Wäre es nicht sinnvoll gewesen, die beiden Gemeinden Oberbüren und Niederbüren entlang der Thur bis zur Kantonsgrenze ins Projekt einzubeziehen, wurde aus der Versammlung gefragt. Das sei geprüft worden, sagte Michael Eugster. Die ARA Niederbüren befinde sich aber am Rand des Grundwassergebiets und ertrage keine Erweiterung.  Aufgrund der 2016 revidierten nationalen Gewässerschutzgesetzgebung müssten rund 100 der 700 Schweizer ARA mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe nachgerüstet werden. Gemeinden, welche von einer Nachrüstung befreit sind, müssen eine Abgabe von 9 Franken pro Einwohner und Jahr entrichten. Alle an eine nachgerüstete ARA angeschlossenen Gemeinden sind von dieser Abgabe befreit.