Beim Bibliothekseingang standen asiatisch aussehende Frauen an Tischen und warteten auf Kundschaft für ihr asiatisches Essen. Auf der andern Seite der Eingangstüre waren Festbänke aufgestellt – alles also bereit für eine kulinarische Reise. In der Bibliothek selber gab es an verschiedenen Tischen Wissenswertes über asiatische Länder zu entdecken. Das Bibliotheksteam hatte einen Tag der Offenen Türe zum Thema „Reisefieber“ vorbereitet. Angesichts der vielen Angebote zum Reisen in die unterschiedlichsten asiatischen Länder konnte einen dieses Fieber schon packen… 20 Jahre Bibliothek
Gemeinderätin Dora Hadorn erinnerte in ihren Begrüssungsworten am Nachmittag an die Anfänge der Bibliothek. Dank kompetenter, engagierter Frauen entstand mitten in Uzwil ein Ort, wo sich Jung und Alt trifft. Heute finden Interessierte auf einer verdreifachten Fläche rund 120‘000 Medien, als Zeitschrift, Buch, CD oder auch als DVD. Das Spektrum ist breitgefächert, vom Sachbuch bis zum Science-Fiction Roman ist alles vorhanden. In einer Ecke kann Kaffee getrunken werden, finden Gespräche zwischen den unterschiedlichsten Menschen statt.
Für Kinder wurde eine Lesetreppe eingebaut, die rege benutzt wird. Für diese Altersgruppe steht ebenfalls ein sehr grosses Angebot zur Verfügung. Der Gemeinderat hat die Bibliothek vor zwanzig Jahren am jetzigen Standort mitten in Uzwil initiiert. Dafür wurde damals die Bibliothek der Firma Bühler aufgelöst. Es braucht natürlich auch finanzielle Mittel, welche der Gemeinderat auch weiterhin zur Verfügung stellt. Das sind sinnvoll eingesetzte Steuerfranken.
Bibliotheks-Team
Viele Jahre hat Käthi Immoos die Bibliothek geleitet, bis sie von Jolanda Erismann abgelöst wurde. Zum Team gehören auch Béatrice Naef, Simone Büechi, Ruth Aschmann und Gabriela Hilber. Alle Frauen sind äusserst hilfsbereit. Weiss ein Kunde oder eine Kundin einmal nicht unbedingt, was jetzt gutes Lesefutter wäre, dann machen die Mitarbeiterinnen Vorschläge. Die Literaturszene wird ständig beobachtet, auch Vorschläge von Personen aus dem Kundenkreis werden gerne aufgenommen. In der Uzwiler Bibliothek ist man immer willkommen, wie ausgefallen ein Lesewunsch auch sein mag.
Dora Hadorn wies auf die vielen Arbeiten hin, welche in einer Bibliothek hinter den Kulissen anfallen. Zuerst werden alle neuen Bücher mit Folie eingefasst. Manchmal kommen sie kaputt zurück und müssen wieder repariert werden. Auch die sinnvolle Präsentation ist eine Herausforderung. Doch den fünf Frauen der Bibliothek Uzwil ist für ihre Kundschaft nichts zu viel. Die Gemeinderätin bedankte sich denn auch mit herzlichen Worten und überreichte Jolanda Erismann ein ganz spezielles Buch.
Reisen im Kopf
Reisen kann man auch in Gedanken. Beim Lesen eines spannenden Reiseberichts entstehen innere Bilder, die die eigene Sichtweise verändern können. Allerdings kann ein Buch weder die Geräusche noch die Gerüche oder die typischen Farben eines Marktes vermitteln. Doch die geschilderten Erlebnisse bereichern lesende Menschen dennoch. Und diese Möglichkeit steht auch Personen offen, welche nicht reisefähig sind.
Lesen als Ursprung der Bildung
Lesen gehört zu den Grundbedingungen für eine gute Bildung. Dazu braucht es eine gute Lesetechnik, die in den ersten Jahren der Primarschule erworben werden sollte. Lesen macht ja erst dann so richtig Freude, wenn man die Wörter als Ganzes erfassen kann. Doch wenn jemand einmal so weit ist, steht einem bereichernden Lesevergnügen nichts mehr im Wege. Was früher oft als „Lesesucht“ oder auch „Faulenzerei“ abgetan wurde - für Mädchen sogar als Gefahr für ihr moralisches Denken -, das wird heute als Treibstoff für jegliche Art von Wissen erkannt. Eine lebendige Demokratie braucht Menschen, die selber denken, aber auch andere Meinungen kennen. Lesen macht dies möglich. Die Bibliothek ist ein sehr guter Ort, dies auch mit Leidenschaft tun zu können.
Reisen bildet
Überall waren kleine Stände aufgestellt worden, hübsch dekoriert mit typischen Gegenständen und Farben der jeweiligen Länder. Frauen und Männer aus dem Umkreis von Uzwil zeigten hier ihre Reise-Erinnerungen, machten Lust auf eigenes Erkunden dieser Länder und gaben bei Fragen auch bereitwillig Auskunft. Es war ein Kommen und Gehen an allen Ausstellungstischen. Hier stand einzig die Freude am Reisen und an der Kultur fremder Länder im Vordergrund. Dabei durften auch ganz persönliche Fotobücher durchblättert werden. Wer beispielsweise noch nie auf einem Elefanten geritten ist, konnte sich von Werner Dintheer und dessen Frau Béatrice von den Tücken eines solchen Vorhabens unterrichten lassen…
Wer wollte, konnte sich allerdings auch ganz praktisch über Reisen nach Asien informieren. Das Uzwiler Reisebüro “travelXperts ag“ war den ganzen Tag mit einem breiten Angebot an Reiseprospekten vor Ort und stillte den Wissenshunger möglicher Reisewilliger. Dazu hatten die Bibliotheksfrauen ganz viele Reiseführer zum Ausleihen bereitgestellt. Am späteren Nachmittag gab es für Interessierte zudem ein Referat von Stephan Roemer, dem Geschäftsführer von „tourasia“ und „Diethelm Travel“. Hier wurde der Schwerpunkt auf touristische Perlen gelegt.
Vertiefung
Am Nachmittag erzählte SRF-Produzent Reto Vetterli sehr lebendig - unterstrichen von kurzen Filmsequenzen, persönlichen Erfahrungen und eindrücklichen Bildszenen - von seiner Reise nach Japan mit dem ehemaligen Fernsehmoderator Patrick Rohr. Er gab Einblick in diese hiesigen Menschen meist unvertraute Kultur, die so ganz anders als die der westlichen Welt ist. In Japan gibt es eine „äussere“ und eine „innere“ Welt. Vorhänge haben eine wichtige Aufgabe: Sie trennen das Private von der Öffentlichkeit, man liebt es, alles etwas geheimnisvoll zu belassen. Man möchte nicht durchschaut werden.
Ganz wichtig ist auch das „Ichigo Ichie“. „Jeder Moment ist unwiederbringlich“ heisst die Devise. Das bedeutet: „Lebe im Jetzt und Hier, es kann sehr schnell vorbei sein.“ In Japan wird nichts ganz klar ausgesprochen, vieles muss „erfühlt“ werden.
Kulinarisches
Die Häppchen, die vor der Bibliothek vom Take-Away-Service Mr. Rice aus St.Gallen angeboten wurden – dort stand allerdings eine Frau, unterstützt von Gabriela Hilber, einer der Bibliotheksfrauen – unterstrichen die vielen Eindrücke, die im Innern der Bibliothek auf Entdeckung warteten. Da eine einzelne Portion erstens nicht sehr teuer und zweitens nicht allzu gross war, konnten problemlos zwei oder auch drei Gerichte gekostet werden. Alles schmeckte ausgezeichnet, die Auswahl war angesichts der eingeschränkten Platzverhältnisse zudem erstaunlich gross. Und weil das Wetter sich von seiner besten Seite zeigte, konnte das Essen auch gemütlich an einem der aufgestellten Tische genossen werden.
Hier können die Reise-Eindrücke von Patrick Rohr und Reto Vetterli in einem DOK-Film nachgeschaut werden.

Béatrice und Werner Dintheer haben ausgedehnte Reisen in den asiatischen Raum gemacht und diese in Reisebüchern dokumentiert. Sie freuten sich über das grosse Interesse an ihren Reiseanekdoten.

Hier war das Herkunftsland unschwer zu erkennen. Seit einigen Jahren wohnt die Frau mit ihrem Mann und den beiden Kindern allerdings in Bichwil.

In Japan wird vieles nur verschleiert dargelegt, es braucht viel Gespür, um das Gehörte richtig zu interpretieren. Vorhänge oder Milchglasscheiben trennen Lokalitäten von der Aussenwelt ab.

Der Take-Away-Service Mr. Rice aus St.Gallen bot vor der Bibliothek typisch asiatische Köstlichkeiten an. Hier ist das farbige Dessertangebot zu bestaunen: Fruchtspiesse und etwas Unbekanntes in einem Böxli.

Bibliotheksfrau Ruth Aschmann und Leiterin Jolanda Erismann warten hier gespannt, ob ihr Programm Anklang finden werde.

Gemeinderätin Dora Hadorn liess in ihrer Gratulationsrede nochmals ein wenig die Geschichte der Bibliothek aufleben.

Sie lobte das Bibliotheksteam für seine kompetenten Dienste am „lesenden Volk“ und bedankte sich bei allen Frauen namentlich. Mit einem ganz besonderen Buch überbrachte sie die Grüsse des Gemeinderates.

Man konnte sich auch eingehend über einzelne Länder wie hier über Südkorea…

…oder auch Thailand, aber auch über andere asiatische Länder informieren.

Der Fernsehproduzent Reto Felix von SRF TV kennt Japan aus eigener Anschauung, war aber auch mit dem ehemaligen TV-Moderator für eine DOK-Sendung in diesem hierzulande recht unbekannten Land unterwegs.

Was drinnen passiert, geht die draussen nichts an, darum gibt es vor nahezu allen Lokalen Vorhänge, die Innen und Aussen voneinander trennen.