Einer der treibenden Kräfte in dieser Thematik ist der Sirnacher Urs Schrepfer. SVP-Kantonsrat, Gemeinderat Ressort Bildung, Präsident der Schulkommission und Vorstandsmitglied Verband Thurgauer Schulgemeinden. Diskutiert wird unter anderem, ob die Thurgauer Schulzeugnisse nicht einheitlich gestaltet werden müssen und gewisse Fächer mit Einzel- oder Sammelnoten ausgewiesen werden. Mit fünf weiteren Kantonsräten trat Urs Schrepfer mit einer Interpellation an die Thurgauer Regierung. Im Interview äussert er sich dazu.
Herr Schrepfer, wie lautet der Interpellations-Text, mit dem Sie und fünf weitere Kantonsräte an den Regierungsrat getreten seid?
Das Amt für Volksschule hatte sich für die überhastete, ungenügend vorbereitete und durchgeführte Zeugniseinführung während der Sommerferienzeit 2017 mehrfach öffentlich entschuldigt. Einige Fragen blieben aber offen. Erstaunlicherweise überlässt der Kanton es den Schulen, ob sie Sammelnoten setzen oder nicht. Die Schulen dürfen vor Ort entscheiden, ob sie zum Beispiel für die Fächer Physik, Chemie, Biologie (Natur und Technik, NT), eine Sammelnote geben oder diese nach wie vor einzeln ausweisen möchten. Dasselbe gilt für die Bereiche «Gestalten» sowie «Räume und Zeiten». Dies führt dazu, dass benachbarte Schulen unterschiedliche Zeugnisse ausstellen und die Zeugnisse innerhalb des Kantons schwierig zu vergleichen sind. Zudem wird für das Gewerbe die Aussagekraft der Zeugnisse gemindert, wenn die Leistungen in den naturwissenschaftlichen Fächer oder in den Werkfächern mit Sammelnoten dargestellt werden können. Gerade in einem handwerklich und gewerblich geprägten Kanton ist dies zu bedauern.
Um was geht es da genau?
Bei dieser Interpellation standen drei Fragen im Zentrum: Sollen Thurgauer Schulzeugnisse einheitlich sein? Sollen die Schulen vor Ort individuell wählen können, ob sie Fachleistungen zum Beispiel Bio, Chemie, Physik einzeln oder in Sammelnoten ausweisen? Wurde bei der Vergabe des Auftrages an die Firma Roth Soft, inklusive der Umsetzungskosten, das öffentliche Vergabewesen berücksichtigt?
Wer sind die anderen Kantonsräte?
Das sind Andreas Wirth, SVP, Joe Brägger, GP, Viktor Gschwend, FDP, Hans Feuz, CVP, Walter Hugentobler von der SP.
Der Grosse Rat hat darüber diskutiert, was resultierte daraus?
Alle Redner aller Fraktionen betonten die Wichtigkeit einheitlicher Zeugnisse. Zudem setzten sich alle dafür ein, dass Fachleistungen nicht in Sammelnoten zusammengefasst werden dürfen. Ich habe es in meiner Zeit im Grossen Rat noch nie erlebt, dass man sich über alle Fraktionen so einig war.
Sammelnoten stehen in der Kritik. Warum?
Die Votanten bemängelten, dass durch die Aussagekraft über einzelne Fachleistungen verloren geht. Ein Argument gegen das Zusammenlegen der Fachleistungen von Biologie, Chemie und Physik war, dass zum Beispiel die Unterschiedlichkeit dieser Fächer zu gross sei. Grundsätzlich ist aus meiner persönlichen Sicht wichtig, dass die unterschiedlichen Fachleistungen sichtbar gemacht werden. In welcher Form wird man sich noch unterhalten müssen. Es darf einfach nicht sein, dass Schulen oder die Eltern für die Kosten von unterschiedlichsten zusätzlichen Tests aufkommen müssen, weil wir nicht klarer beurteilen.
Warum haben Lehrer und Schulleiter zum Thema Schulzeugnisse oft unterschiedliche Meinungen?
Ich bin mir nicht sicher, ob diese bei genauer Betrachtung wirklich so unterschiedlich sind. Die Schulleiter haben sich in einer Umfrage lediglich noch klarer für eine Vereinheitlichung ausgesprochen.
Wie geht es nun weiter mit der «Problematik» Schulzeugnisse?
Regierungsrätin Monika Knill hat im grossen Rat die Geschlossenheit der Voten erkannt und versprochen, diese in ihre Überlegungen miteinzubeziehen. Da sie noch auf Vernehmlassungsberichte wartet, ist leider zu befürchten, dass wir ein, zwei Jahre mit dieser unbefriedigenden Situation der unterschiedlichen, teilweise wenig aussagekräftigen Zeugnisse leben müssen. Der Frage bezüglich der Berücksichtigung des öffentlichen Beschaffungswesens wird sich die Geschäfts- und Finanzkommission annehmen.