Wenn an einem frühen Freitagmorgen im November im Flawiler Lindensaal Gemeindepräsidenten, Geschäftsführer und Firmeninhaber gemeinsam frühstücken, geht das jährliche Martini-Forum über die Bühne. Diesen Freitagmorgen war es bereits zum 18. Mal soweit. Über 100 Geschäftsleute hatten sich angemeldet, wobei der Austausch untereinander ebenso wichtig war wie das offizielle Programm.
Als Gastreferentin konnte SBB-Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar gewonnen werden. Für die gebürtige Degersheimerin war es somit eine Art Heimspiel. Unter dem Aspekt der Digitalisierung führte sie aus, dass die Technik auch bei den Bundesbahnen immer mehr Einzug halte. Fast 40 Prozent der Kunden kaufen ihr Billett heute bereits digital. In Zeiten von seltener werdenden Ticket-Automaten versprach Ribar: «Es wird bei uns auch in Zukunft immer eine Möglichkeit geben, offline und anonym zu einem Billett zu kommen.
«Wir müssen diese Leute bewegen»
Grundsätzlich gehe es darum, neue Technologien sinnvoll einzusetzen, um das bestehende System um bis zu 30 Prozent besser nutzen zu können. Ribar dachte dabei an kürzere Abfolgen von Zügen, welche eine höhere Dichte ermöglicht.
In der Fragerunde wurde auch manch aktuelles Thema aufgegriffen. So zum Beispiel die Extrazüge, welche Fussballfans an die Auswärtsspiele bringen. Diese werden nicht selten zu einer rechtsfreien Zone und müssen hinterher wegen Gewalt-Exzessen repariert werden. «Das ist ein echtes Problem. Aber wir müssen auch diese Leute bewegen. Mir persönlich ist es lieber, sie sind in einem Extrazug als sonst wo.» Einzelpersonen seien schon zur Rechenschaft gezogen worden. «Die einzigen, die etwas beeinflussen könnten, sind die Fussballklubs», sagte Ribar.
Im Güterverkehr «dramatisch»
Auch die Nord-Süd-Verbindung wurde thematisiert. Aus der Runde kam die Frage, wie weit die Italiener mit ihren Bauvorhaben seien. Die Referentin wählte deutliche Worte und sagte: «Das Problem liegt nicht in Italien, das Problem sind die Deutschen. Es geht dort vor allem um die Rheintalstrecke, die saniert werden müsste. Allerdings spricht man nun vom Jahr 2040.» Was passiert, wenn dieses Nadelöhr geschlossen werden muss, zeigte sich vergangenes Jahr, als manch eine Reise mit Ersatzbussen zu einer kleinen Odyssee wurde. «Dabei hätte es freie Trassees auf französischem Boden gegeben. Aber dazu müsste man halt Französisch sprechen. Und das können viele Deutsche Lokführer nicht. Da reden wir von Europa, aber solche Sachen funktionieren nicht.»
Die Situation im Güterverkehr in Deutschland bezeichnete Ribar gar als «dramatisch». Jedoch seien der Schweiz betreffend Intervention die Hände gebunden.