Den Wiler Herzensmensch Boris «Bo» Zahlberg, der Wil vertrat und vorstellte, fand ich ganz sympathisch. Mag sein, weil er ein gebürtiger Holländer und ein innovativer Jungunternehmer ist. Er hat sich locker und selbstbewusst gegeben. Gemäss Medienbericht wurde Bo aus Wil angefragt bei der Sendung als Wiler Vertreter mitzumachen. Allerdings bleibt die Frage, von wem er angefragt wurde. Von Vertretern aus Wil, welche Wil kennen, oder direkt vom Schweizer Fernsehen, welches nicht wenig vorgibt, wie der Beitrag über den Bildschirm flimmern soll.

Bei der obligaten Punktevergabe der vier Mitstreiter aus Gossau, St. Gallen, Mels und Oberriet, welche innerhalb dieser Sendewoche ihren Herzensort vorstellen, bekam Wil – oh Schreck – magere 31 von 40 Punkten. Das gibt den letzten Platz – nicht ganz unverdient. Alle anderen Gemeinden haben 35 oder 36 Punkte gemacht.

Das kurze aber klare Fazit «Das ging dann mal zünftig in die Hose» und war auch so absehbar. Wo man viel Wil drin erwartete, war Kaffeesatzlesen zwischen Intarsien (Ruedi Schär hätte so gerne noch viel mehr über sein Wil erzählt) und einer eher emotionslosen und ungewohnten Kutschenfahrt auf einer fast menschenleeren Oberen Bahnhofstrasse. Das Ganze war eher eine zufällige Sizing-Tour, dem die Emotionen, etwas Action und die Überraschung komplett fehlte. Da hätte vielleicht Florence Leonetti, Geschäftsführerin der Tonhalle Wil, Tipps geben können. Sie stellte vor nicht langer Zeit ihren Wohnort Sirnach vor, gewann die Serie und machte so gleich noch locker Werbung für die Operette.

Gibt es in Wil nicht im Sommer das grosse Classic Openair, zu welchem bereits intensive Proben stattfinden? Gibt es nicht auch noch die Wiler Tüüfel, die Silvesterlaternen, die Tambouren, das Stinkgässli, das Tüfelsgässli, das Bergholz, das RLZ Ost, Schamauchen-Würste oder die «Chez Grand Maman»-Köchinnen im Sonnenhof, Bühne 70, die Bläserkids, das jugendliche Momoll-Theater, das Restaurant Falkenburg, den Wiler Weinberg, den Hof zu Wil, und so weiter, und so fort. Festhalten möchte ich, dass das La Moka, welches im Bereich Kulinarik zu Ehren kam, für Wil eine echte Bereicherung ist und zu den gastronomischen Highlights gehört. Doch kam dies in der Sendung eher rüber wie kalter Kaffee, schade.

Wil hat eine grosse Chance verpasst, sich glücklicher und vor allem aktiver zu präsentieren. Oder hatte Wil gar kein Interesse daran, dies zu tun? Der Bo bleibt mir aber nach wie vor sympathisch und ich wünsche ihm mit seinem Startup-Unternehmen mit typisch schweizerischen Souvenir-Artikeln viel Glück. Pech für ihn, dass er die Sendung keine Sekunde als Werbeplattform für seine Artikel nutzen konnte. Das dürfte ihm von SRF nicht gewährt worden sein.

Mäni Rüegg*

* = Mäni Rüegg ist aktiver Lokaljournalist in Pension. Seit vielen Jahren beobachtet er das Geschehen in Wil und Umgebung. In der hallowil.ch-Kolumne «Mänis Perspektivenwechsel» nimmt er eine andere Sichtweise ein und berichtet ungeschminkt über Dinge, die einfach mal niedergeschrieben werden müssen.

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hallowil.ch-Kolumnist Mäni Rüegg