Wenn Priska Finteis auf ihre langjährige Beratungstätigkeit zurückblickt, fällt ihr ein Thema auf, das sehr oft im Vordergrund stand: „Bei vielen Paaren ist der Kernpunkt ihrer Probleme eine unklare Kommunikation.“ In Partnerschaften werde oft angenommen, dass einem das Gegenüber doch kenne und wissen oder spüren müsse, welche eigenen Erwartungen erfüllt werden sollten.
Werden diese nicht vollständig oder gar nicht befriedigt, kommt es zu Frustrationen. „Dann beginnen die Partner gegeneinander aufzurechnen, wer wann was erledigt oder wer wen übervorteilt hat, und wer nun in wessen Schuld steht.“ Kleinliches Genörgel ist jedoch oft Ausdruck einer tiefer liegenden Beziehungsstörung, weiss Priska Finteis aus Erfahrung. Oft entsteht so eine Negativspirale, aus der die Partner kaum mehr ohne Unterstützung von aussen herausfinden.
Eine veränderte Sicht ermöglichen
„Wenn Paare zu mir in die Sprechstunde kommen, haben sie oft schon einen langen Prozess hinter sich, bis der Entschluss reifte, sich fachliche Unterstützung zu suchen.“ Dadurch ist bereits ein wichtiger erster Schritt getan: sie sind motiviert, an ihrer Beziehung zu arbeiten und aus der Pattsituation der gegenseitigen Beschuldigungen auszusteigen.
Die erfahrene Beraterin versteht sich vor allem als neutrale Vermittlerin, die die Kommunikation zwischen den Partnern wieder in konstruktive Bahnen lenken will. Es geht ihr in ihren Sitzungen vor allem darum, veränderte Perspektiven eröffnen, die die Paare in festgefahrenen Haltungen selber nicht mehr erkennen. „Emotional sehr aufgeladene Situationen müssen möglichst auf eine sachliche Ebene gebracht werden, damit Lösungen näher rücken können.“

Fixierungen lockern
Die Partner sollen sich dank ihrer Moderation intensiver in die Sichtweise und in die Befindlichkeit ihres Gegenübers versetzen können. Oft sind beide gemäss den Erfahrungen der Paar- und Sexualberaterin in ihren Denk- und Verhaltensmustern fixiert und blockiert. Diese gilt es zu lockern. In manchen Beziehungen herrscht zudem ein Klima gegenseitiger Entwertung. Oft müssen die Haltungen zu einander verändert werden, um neue konstruktive Entwicklungen einzuleiten.
Die Beraterin betont: „Ich beurteile nicht, wer bei einem Konflikt im Recht oder im Unrecht ist. Ich bin auch keine Therapeutin, die Leute kommen nicht zu mir, weil sie krank sind, es geht darum, wieder konstruktive Entwicklungen in ihrer Partnerschaft zu fördern. Die richtige Lösung dazu liegt in den beiden Partnern selber.“
Selten geht es bei der Lösungsfindung ohne Kompromisse. „Im Leben muss man fast in jeder Situation im Zusammenleben mit anderen Menschen Kompromisse eingehen. Die Beteiligten müssen zu gewissen Verzichten bereit sein, sonst wird es schwierig. Es entwickeln sich Machtkämpfe, aus denen auszusteigen sehr schwer ist, ohne sich als Verlierer zu fühlen."
Mehr von der Schweiz kennenlernen
Priska Finteis nähert sich dem Pensionsalter. Ihre Tätigkeit in ihrer Privatpraxis hat sie auf einen halben bis einen ganzen Tag in der Woche reduziert. Auch nach dreissig Jahren Selbständigkeit hat die verwitwete Wilerin von der Arbeit mit Paaren und Einzelpersonen in Krisen noch nicht genug. „Es ist mir wichtig, mit einem Fuss noch in der Arbeitswelt zu bleiben und besonders Einzelnen wie Paaren im dritten Lebensabschnitt fachlich zur Verfügung zu stehen und helfen zu können.“ In der zusätzlichen Freizeit will sie noch mehr Zeit mit ihrem kleinen Hund verbringen, die Schweiz bei Ausflügen noch besser kennenlernen und ihre kreative Ader zu pflegen, wie sie sagt.
