In der zweitletzten Woche vor den Sommerferien beschäftigten sich die 65 Schülerinnen und Schüler der ersten Oberstufe mehrheitlich im Freien. Die zuständigen Klassenlehrpersonen Stefan Lutz, Manuela Bächler und Yvonne Cristellon stellten ein abwechslungsreiches Programm zusammen, bei dem unter anderem auch Eindrücke von der näheren Umgebung gewonnen werden konnten, die vielen Jugendlichen weitgehend unbekannt war. Unter Mitwirkung von kompetenten Fachleuten wurden die Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen Themen konfrontiert, die sich hauptsächlich auf die Umwelt sowie auf die Tier- und Pflanzenwelt bezogen. Dabei leisteten die Jugendlichen auch sinnvolle Arbeitseinsätze und kamen in Kontakt mit fachkundigen Personen. Am ersten Tag durften sie den berührenden Film „More than honey“ sehen, bevor sie sich auf einen längeren Fussmarsch und zu einem Grillplausch bei der Grillstelle Rosenberg Zuckenriet begaben.
Wildblumen für eine Pflanzenvielfalt
An der südlichen Gemeindegrenze, hinter dem markanten Hügel Geissberg, steht die landwirtschaftliche Liegenschaft der beiden Familien Christian und Johanes Burri. Während Christian den Hof führt, beschäftigen sich Johannes und Marlies Burri mit der Erzeugung von Wildblumensamen und -mischungen. Auf ihren grossen Pflanzenfeldern säen sie ein breites Wildblumensortiment an, das im Frühling zu einem herrlichen Bild bunter Blumen führt. Wegen beruflicher Abwesenheit von Johannes Burri übernahm seine ebenso kompetente Gattin Marlies die Aufgabe. Leider fiel die Sonderwoche in eine Zeit, wo die meisten Wildblumen bereits verblüht sind. So beschränkte sich die Lektion vor allem auf das Kennenlernen verschiedener Wildblumensorten, die Gewinnung von Blumensamen und einem Teegenuss mit geeigneten Pflanzen. Auch konnten die interessierten Jugendlichen Jungpflanzen pikieren und in kleine Töpfe mit Erde einpflanzen. Zum Abschluss der spannenden Lektion erklärte Marlies Burri, wie man aus Wildpflanzen wie Thymian, Majoran, Brennessel oder Johanneskraut, einen schmackhaften und gesunden Tee zubereitet.

Hermelin- und Vogelkästen
Das Hermelin wurde zum Tier des Jahres 2018 gewählt. Das war mit ein Grund, dieses seltene Raubtier ebenfalls vorzustellen. Hermeline (auch Wiesel genannt) gehören zu den Marderarten. Sie haben einen langgestreckten, schlanken Körper mit kurzen Beinen und kurzem Schwanz. Im Sommerfell zeigen sie eine braune Ober- und eine weiße Unterseite. Im Winterfell ist es gänzlich weiß. Die Erhaltung von naturnahen Lebensräumen ist für sie wichtig. Versuchsweise entschlossen sich die Organisatoren zur Herstellung von zwei künstlichen Nistquartieren aus Holz, mit je einem integrierten Fress- und Schlafraum. Eines davon wurde für den Einbau in die Eidechsenburg vorgesehen. Im Werkraum der Oberstufenschule fertigten die Schülergruppen unter Anleitung des Werklehrers Gabriel Brunschwiler die Hermelinkästen an. Im gleichen Raum erfolgte auch die Herstellung von traditionellen Vogelkästen. Das zugeschnittene Holz, das die Firma Blumer Lehmann sponserte, konnten die Schülerinnen und Schüler bohren, schleifen und montieren. Mit dieser Aktion leisteten die Jugendlichen ebenfalls einen wertvollen Einsatz für die Natur.
Mit den Jägern im Wald
Am Freitagmorgen hiess es für alle Beteiligten früh aus den Federn! Zum Abschluss der Sonderwoche war ein Waldmorgen mit Jägern angesagt. Daran nahmen alle drei Klassen teil. Eine Gruppe wurde im Hohrain von den Jägern des Reviers Niederhelfenschwil mit Bruno Keller und in Züberwangen von der Jagdgesellschaft Zuzwil-Wil organisiert und betreut. In ihrem Revier sind die Jäger für die Hege und Pflege der Wildtiere und ihren Lebensräume zuständig. Zu ihren wichtigsten Aufgaben gehören die Bestandsregulierung und die Bekämpfung von Tierkrankheiten oder Schädlingen. An beiden Orten führten je drei Jäger die einzelnen Gruppen durch Waldstücke zu verschiedenen Posten. Dort wurden sie über die Jagd, die Waffen und optischen Geräte und über das Wild aufgeklärt. Zum Abschluss des interessanten Jägermorgens und gleichzeitig der Sonderwoche traf sich die Gruppe Hohrain bei der SRF-Hütte zu einem Imbiss. Die Schülerinnen und Schüler der Gruppe Zuzwil kamen nach dem Anlass in der eigenen Gemeinde ebenfalls zu einer Verpflegung.
Arbeitseinsatz im Staatswald
Ein ganzer Tag pro Klasse galt einem Arbeitseinsatz in der Chriesihalde, dem südöstlichen Teil des Hohrain. „ Dieses sechs Hektaren grosse Waldstück ist Staatswald, gehört also dem Kanton St.Gallen. Hier wird ein Biodiversitätsprojekt umgesetzt, das heisst, durch gewisse Massnahmen soll die Pflanzen- und Artenvielfalt gefördert werden“, erklärte der zuständige Revierförster Bernhard Herbert. Der sonnige, steile Hang sei nicht für alle Bäume der richtige Lebensraum. So habe der Forstbetrieb auf etwa vier Hektaren rund 1‘000 Kubikmeter Holz geschlagen und verwertet. Dazu sei eine 450 Meter lange Seilbahn erstellt worden, um die Stämme vom steilen Hang auf die Billwilerstrasse hinauf zu befördern. Dort wurden sie maschinell entastet und mit Trennschnitten zur Weiterverarbeitung gerichtet. Durch die Auslichtung soll auf natürliche Weise neuer Lebensraum für Pflanzen, Baumarten und Tiere entstehen. Zwei Hektaren bleiben als Altholzinseln bestehen und werden 25 Jahre lang nicht genutzt, wie der Förster erklärte.
Hervorragende Arbeitsleistung
Jede Klasse traf sich am Vormittag mit dem Velo in Niederhelfenschwil und fuhr dann gemeinsam hinunter zum Arbeitsplatz. Nach der Begrüssung und Orientierung durch Bernhard Herbert ging es unter der Anleitung seines Vorarbeiters Elmar und dem Zweitjahrstift Maurus an die Arbeit. Auf dem steilen Gelände lag viel Astholz, das gesammelt und an mehreren Stellen aufgehäuft wurde, keine leichte Arbeit für die jungen Mädchen und Burschen. Am Vormittag gingen sie noch sehr motiviert ans Werk, aber mit zunehmender Müdigkeit liessen die Kräfte und der Arbeitswille etwas nach, wie eine beteiligte Schülerin bestätigte. Dickere und lange Äste kürzten die Forstwarte mit der Motorsäge. In der Mittagspause stillten die Jugendlichen ihren Hunger mit ihrem mitgebrachten Lunch oder grillierten Würste an einem Feuer. Dann hiess es nochmals die Arbeitshandschuhe anzuziehen und Einsatz zu zeigen. Am Dienstagabend bestätigten Klassenlehrer Stefan Lutz und die Forstwarte, dass die Jungs sehr gut gearbeitet hätten und das Tagesziel erreicht worden sei. Die Warnung des Försters vor Zecken bewahrheitete sich, stellten doch am Abend bei der Kontrolle mehrere Schüler die unerwünschten Tierchen an ihren Extremitäten fest.
Revierförster Bernhard Herbert
Der 46-jährige diplomierte Förster Bernhard Herbert ist seit zwei Jahren als Nachfolger von Leo Hess für das Forstrevier Oberbüren zuständig. Das Revier umfasst die Gemeinden Niederbüren, Oberbüren und Niederhelfenschwil mit insgesamt 833 Hektaren Wald. Bernhard Herbert wuchs in Zuckenriet auf und absolvierte nach der Schulzeit seine Forstwartlehre im Forstrevier Oberbüren. Zu seinen Hauptaufgaben zählen als Revierförster die Beratung der Waldeigentümer, die Holzanzeichnung und -vermarktung sowie der Vollzug der Waldgesetzgebung. Über 600 Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer, darunter auch einige grössere öffentliche Waldbesitzer, haben private Anteile, das entspricht 87 % der gesamten Fläche. Die jährliche Holznutzung im Revier beträgt je nach Marktlage 5‘000 bis 7‘000 Festmeter.