Um es vorweg zu nehmen: Die ganz grossen Emotionen ploppten am Bevölkerungsgespräch trotz klar gemachter Meinungen nur am Rande auf. Zwar gab es Sätze wie «Eigentlich solltet ihr alle zurücktreten». Alles in allem war es aber eine weitgehend sachliche Diskussion, auch wenn der Lenkungsausschuss – bestehend aus Regierungsräten und Verwaltungsräten des St. Galler Spitalverbundes – mit Vorwürfen eingedeckt wurde. Dieser war in Flawil angetreten, um seine Sicht der Dinge zu wiederholen. Und das war in erster Linie: Sparmassnahmen einleiten, damit Millionen-Verluste ausbleiben. Die derzeit gute Qualität soll erhalten bleiben. Ohne Weiterentwicklung der Strategie und ohne kostendeckende Tarife schätzt der Verwaltungsrat die jährlichen Verluste ab dem Jahr 2023 für alle vier St. Galler Spitalverbunde auf über 70 Millionen Franken.

Spitalverbunds-Präsident Felix Sennhauser zeigte auf, dass für ein rentables Spital mindestens 7000 Personen pro Jahr nötig sind. Flawil erreicht nur rund die Hälfte an Patienten. Auch Wil knackt diese ominöse 7000er-Marke übrigens nicht. Da die Tarife nicht kostendeckend sind, schreibt das Spital Flawil zum Beispiel bei der Entfernung jeder einzelnen Gallenblase laut Sennhauser 5000 Franken Defizit. Bei Eingriffen in die Leisten- und Schenkelhernien resultiert ein Fehlbetrag von 3800 Franken. Das Hauptproblem ist also, dass zu wenige Patienten in Flawil behandelt werden. Nur gerade 14 Prozent der im Wahlkreis Wil wohnhaften Personen entscheiden sich für das Spital Flawil. Die Anzahl stationärer Patienten hat seit 2012 um drei Prozent abgenommen, ambulant wurden im Jahr 2017 gar um zehn Prozent weniger Leute behandelt als noch fünf Jahre zuvor.

 
Im hallowil.ch-Interview: Das sind die nächsten Schritte nach dem Bevölkerungsgespräch.

Chefarzt kontert Vorwürfe

Wiederholt betonte der Lenkungsausschuss, dass noch nichts entschieden sei. Der örtliche Gemeinderat befürchtet, dass eine schrittweise Schliessung des Spitals bereits eingeleitet worden ist, da gute Ärzte abgezogen würden, ein ganzes Stockwerk geschlossen worden sei und am Freitag nicht mehr operiert werde. «Das Spital Flawil wird ausgehungert», wiederholte Gemeindepräsident Elmar Metzger am Mittwochabend eine Aussage, die er bereits im Vorfeld getätigt hatte.

Es waren Formulierungen, die der zuständige Chefarzt Simon Wildermuth mit Nachdruck in Abrede stellte. Er sagte: «Es ist absolut falsch, dass das Spital Flawil ausgehungert wird. Wir haben in den vergangenen Jahren in Flawil prozentual mehr investiert als in St. Gallen. Wenn Ärzte weggehen, dann holen wir andere. Fakt ist, dass wir im Spital Flawil seit über zehn Jahren eine Bettenbelegung haben, die finanziell nicht erträglich ist. Wir haben zu kämpfen.»

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Der Lenkungsausschuss musste einige Angriffe abwehren (v.l.n.r.): Spitalverbunds-Präsident Felix Sennhauser und die drei St. Galler Regierungsräte Benedikt Würth, Heidi Hanselmann sowie Marc Mächler.


Wahrscheinlich eine Volksabstimmung

Die aus Flawiler Sicht guten Infos des Abends kamen aber trotzdem vom Gemeindepräsidenten. Plan B des Gemeinderates ist mittlerweile weit gediehen. Dieser sieht vor, dass ein privates Unternehmen das Spital übernimmt und weiterführt, so es von der öffentlichen Hand fallen gelassen wird. Bereits sind fruchtbare Gespräche geführt worden. Bei einer «namhaften Schweizer Spitalgruppe» ist das Interesse so konkret, dass diese die Weiterführungs-Absicht mit einer Unterschrift bekräftigt hat. Der Name der Gruppe wurde auch auf Nachfrage nicht publik gemacht.

Der Abend machte deutlich, dass die Flawiler gewillt sind, führ ihr Spital zu kämpfen. Rund 800 Personen waren in den Lindensaal an das Bevölkerungsgespräch gekommen. Dieser war so voll, dass manch einer die knapp zweieinhalb Stunden stehend verbringen musste. Konkrete Aus- oder gar Zusagen des Lenkungsausschusses gab es nicht. Dieser will voraussichtlich im Sommer dieses Jahres die Karten auf den Tisch legen und die konkreten Absichten präsentieren. Über eine allfällige Schliessung des Spitals Flawil hätte danach der St. Galler Kantonsrat zu entscheiden. Wird alsdann das fakultative Referendum ergriffen, kommt es zu einer Volksabstimmung. «Ich gehe davon aus, dass das Volk das letzte Wort haben wird», sagte Regierungsrat Marc Mächler.

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Der Liveticker zum Nachlesen:

21.55 Uhr: Wir beenden an dieser Stelle den Liveticker aus dem Lindensaal und melden uns später noch mit einem zusammenfassenden Bericht zum heutigen Abend. Vielen Dank für das Interesse. Und bis bald auf hallowil.ch

21.53 Uhr: Draussen im Foyer gehen die Diskussionen munter weiter. Und das werden sie noch eine ganze Weile.

21.50 Uhr: Moderator Philipp Landmerk schliesst das Gespräch. Alles in allem war es teilweise emotional, aber im Rahmen. Laut Beobachtern war es nach Walenstadt das sachlichste der bisherigen Bevölkerungs-Gespräche.

21.48 Uhr: Es geht nun doch in die Schlussrunde. Die ersten Leute verlassen bereits den Saal. Die Luft scheint draussen. 

21.43 Uhr: Der Flawiler Kantonsrat Erich Baumann sagt: "Ich laufe oft aus den Sitzungen mit dem Spital-Verwaltungsrat raus und habe ein schlechtes Gefühl." Sennhauser entgegnet: "Wir machen alles Menschenmögliche, um zukunftsfähige Lösungen zu erarbeiten. Dann hoffe ich, dass die Politik mit unseren Argumenten überzeugt werden kann. Denn zukunftsfähig heisst auch finanzierbar."

21.39 Uhr: Wir sind längst in der Verlängerung angekommen. Aber die könnte noch einen Moment dauern. Das Golden Goal scheint noch nicht zu fallen. Es sind noch einige Fragen offen.

21.38 Uhr: Kantonsrat Damian Gahlinger aus Niederhelfenschwil sagt: "Wir wurden spitalreif geredet heute Abend. Das Spital Flawil hat sehr gute Chancen. Es gibt Möglichkeiten. Man muss sie nun aber packen und für sie kämpfen."

21.35 Uhr: Eine Spital-Mitarbeiterin sagt: Den Flawilern wurde in den vergangenen Jahren viel weggenommen. Warum überläuft St. Gallen und in Flawil macht man zu? Für mich sind die Mitarbeiter und Patienten entscheidend. Wir arbeiten  zum Teil ohne Pause." Sennhauser versucht zu antworten, aber es wird nun etwas konfus. Sennhauser sagt: "Viele Leute im Notfall seien keine Notfälle."

21.32 Uhr: Chefarzt Simon Wildermuth holt zum Gegenschlag aus: "Es ist absolut falsch, dass das Spital Flawil ausgehungert wird. Wir haben seit über zehn Jahren eine Bettenbelegung, die finanziell nicht erträglich ist. Wir haben in Flawil und Rorschach prozentual viel mehr investiert als in St. Gallen. Wenn Ärzte weggehen, dann holen wir andere. Die Realität ist, dass wir seit Jahren kämpfen. Wenn man falsche Facts bringt wie der Herr Gemeindepräsident Metzger, beleidigt man Mitarbeiter, die an beiden Standorten St. Gallen und Flawil arbeiten." Und siehe das: Es gibt Applaus.

21.29 Uhr: Nun die Frage, wer verantwortlich sei, dass im Spital Flawil ein ganzer Stock geschlossen worden ist. Die Antwort von Sennhauser: "Wir operieren am Freitag darum nicht mehr, weil das Angebot nicht benötigt wird. Wir reagieren damit auf den Markt. Es ist eine Milchbüechli-Rechnung." Womit auch diese Frage nicht beantwortet ist.

21.25 Uhr: Ein weiterer Redner sagt: "Ich habe das Gefühl, der Lenkungsausschuss und die Gemeinde reden aneinander vorbei." Er will wissen, ob das Spital schleichend geschlossen werde. Und er will von Gemeindepräsident Metzger wissen, wann die konkreten Lösungen präsentiert werden." Als erstes antwortet Regierungsrat Würth. Er verweist darauf, dass man schon 1997 und 2004 über Schliessungen diskutiert habe. "Die Chance von Flawil ist, dass dieses Spital in einem Verbund ist. Das ist aber nur eine Chance, wenn die Diskussion vernünftig und ohne Polemik geführt wird. Wir müssen der Entwicklung der Gesundheitsentwicklung ins Gesicht schauen." Eine schöne Antwort, aber die Frage des Fragestellers ist damit nicht beantwortet. Auch auf Nachfrage wird die Frage nach der schleichenden Scliessung nicht beantwortet. Und die zweite Frage an den Gemeindepräsidenten: Auch er bleibt vage. Man habe die Ideen dem Lenkungsausschuss präsentiert. Die Angebote gebe es, seien aber noch nicht spruchreif.

21.07 Uhr: Der Flawiler Kantonsrat Daniel Baumgartner fordert, dass man Flawil nicht alleine anschauen dürfe, sondern zusammen im Verbund mit St. Gallen und Rorschach. "Sie haben den Auftrag, etwas Gutes zu machen und nicht Spitäler zu schliessen", sagt Baumgartner Sennhauser entgegnet: "Der ganze Verbund kommt nicht auf das nötige Ergebnis."

20.56 Uhr: zum Thema "Verluste in Flawil" sagte eine ehemalige Mitarbeiterin des Spitals, es gebe noch andere Abteilungen, bei denen es finanziell ganz anders aussehe. Sie verlangt Zahlen. Und bekommt sie nicht. Benedikt Würth sagt: "Entscheidend ist, dass wir zu tiefe Preise haben. Wir haben zu wenig Einnahmen. Wir können nicht Angebote aufrecht erhalten, die keine entsprechende Nachfrage haben. Die Entwicklungen finden auch in Flawil statt. Der Status Quo ist keine Option. Wir müssen versuchen, die Strukturen so zu optimieren, dass es für Flawil und für den ganzen Kanton stimmt." Er erntet dafür einen dünnen Applaus.

20.52 Uhr: Regierungsrat Marc Mächler sagt: "Dass diese Veränderungen nicht spurlos an uns vorbei gehen, ist selbstverständlich. Wir wissen, dass wir Handlungsbedarf haben. Wir können nicht so tun, also würden wir es nicht hören. Da sind wir gefordert als Regierung. Wenn wir damit heute in den Kantonsrat kämen, würde uns keiner zustimmen. Aber wir sind noch nicht am Ende des Projekts. Wir nehmen die alternativen Vorschläge der Gemeinde auf. Am Schluss werden wir nicht nur die Mehrheit im Kantonsrat brauchen, sondern auch der Bevölkerung."

20.48 Uhr: Der Henauer Kantonsrat Bruno Cozzio sagt: "Mit diesen Infos von heute werde ich im Kantonsrat den roten Knopf drücken bei jeder Schliessung."

20.46 Uhr: Eine Mitarbeiterin des Spitals sagt: "Wir haben letztes Jahr mehr Leute verpflegt. Irgendetwas geht nicht auf. Irgendwer lügt." Sie überreicht ein Plakat der Mitarbeitern mit der Aufschrift: "Lasst uns nicht am langen Arm verhungern."

20.45 Uhr: Ein Redner sagt: "Was der Verwaltungsrat mit Wattwil gemacht hat, ist nicht mehr glaubwürdig. Eigentlich müsstet ihr alle zurücktreten." Grosser Applaus.

20.42 Uhr: Als erster aus dem Saal spricht der Flawiler Kantonsrat Peter Hartmann. Er verlangt die Zahlen des Jahres 2018. Die Antwort von Sennhauser: "Morgen Donnerstag werde der Verwaltungsrat die Zahlen beraten. Am 1. März sei dann eine Pressekonferenz". Einige buhen ...

20.38 Uhr: Na bumm, das sass. Die Diskussion ist somit lanciert.

20.37 Uhr: "Eine Klinikgruppe würde das Spital gerne übernehmen. Wir haben Nägel mit Köpfen gemacht", sagt Metzger. Und weiter: "Ich muss meine Enttäuschung über den Verwaltungsrat zum Ausdruck bringen. Wir werden ausgehungert. Ein Spitzenarzt wurde nach Wil verlagert. Von heute auf morgen wird eine halbe Bettenstation geschlossen. Ein Witz. Ich bin mega enttäuscht von diesem Vorgehen. Das ist unfair gegenüber Flawils und den Mitarbeitenden." Tosender Applaus aus dem Saal.

20.33 Uhr: Metzger sagt: "Wir haben das Gefühl, dass es einzig um die Staatsfinanzen geht. Das Grobkonzept ist es das Papier nicht wert, auf dem es steht. Es ist nicht schwierig, qualifiziertes Personal für ein Landspital wie Flawil zu finden. Wenn kein Personal mehr gefunden werden kann, dann höchstens, weil Sennhauser sagt, dass das erste Spital in zwei Jahren geschlossen werde. Da orientieren sich die Leute neu." Und zum Thema Rendite sagt Metzger: "Kein öffentliches Spital erreicht dieses Ziel. Der Gemeinderat hat einen Profi engagiert. Mit ihm haben wir Zukunftspläne geschmiedet. Leider wissen wir bis heute nicht, ob unsere Ideen umgesetzt werden. Wir werden nicht konkret mit Antworten bedient."

20.30 Uhr: Als erster ergreift Elmar Metzger, Gemeindepräsident von Flawil, das Wort. "Der grosse Aufmarsch heute Abend zeigt, dass Ihnen das Spital nicht egal ist. Eine Zukunft für das Spital muss da sein."

20.27 Uhr: So, und jetzt: Los geht's mit der Fragerunde.

20.25 Uhr: Noch einmal ergreift Regierungsrätin Heidi Hanselmann das Wort. "Wenn sich das Umfeld verändert, muss sich auch die Strategie weiterentwickeln können."

20.23 Uhr: Mächler weiter: "Die Kompetenz zu einer Schliessung eines Spitals habe nicht die Regierung, sondern der Kantonsrat." Hier gibt es etwas mehr Applaus.

20.19 Uhr: Jetzt ist der Zuzwiler Regierungsrat Marc Mächler auf der Bühne. Er spricht zum Thema "Mobilien". Man habe lange zu wenig investiert in die Bauten. Erst ab 2005 sei es besser geworden. 2014 sei dann über eine Summe von rund 800 Millionen Franken abgestimmt worden für Sanierungen. Flawil war nicht tangiert. Wattwil schon. Dort wurde in der Zwischenzeit bereits ein Bettenhaus gebaut. Nun gebe es "eine Denkpause". Was dann gemacht wird, sei noch nicht entschieden.

20.12 Uhr: Wenn man nichts mache, gebe es ab dem Jahr 2023 Verluste von über 70 Millionen Franken. "Wir müssen Strukturanpassungen vornehmen", sagt Würth. "Wenn wir nichts machen würden, müssten wir mit Steuergeldern das Loch stopfen. Das ist nicht nachhaltig." Auch hier wird verhalten applaudiert.

20.08 Uhr: Der nächste im Bunde ist Regierungsrat Benedikt Würth. Es geht um die Finanzierung. Es gehe dem Kanton als Eigner der Spitäler nicht darum, möglichst viel Gewinn abzuschöpfen. "Aber wichtig ist, dass die Spitäler ihre Rechnungen selber bezahlen können. Das ist eine Herausforderung."

20.05 Uhr: "Wir haben eine soziale Verantwortung der Bevölkerung, aber auch den Mitarbeitern gegenüber", so Sennhauser weiter. Er schliesst - und erhält verhaltenen Applaus. Aha.

20.01 Uhr: Sennhauser präsentiert weiteres Zahlenmaterial: Es kommen immer weniger Patienten nach Flawil und sie bleiben immer weniger lang. "Wir müssen heute überlegen, was übermorgen gebraucht wird", so Sennhauser.

19.58 Uhr: Sennhauser rechnet vor anhand des Spitals Flawil: "Pro Gallenblasen-Entfernung macht das Spital Flawil 5000 Franken Verlust." Eine weitere interessante Zahl: Nur 14 Prozent der Patienten aus dem Wahlkreis Wil kommen nach Flawil ins Spital.

19.56 Uhr: Das Ziel: 90 Prozent der Leute sollen nicht betroffen sein. Will heissen: Der Krankenwagen ist in 15 Minuten vor Ort, wo immer auch etwas passiert. Zudem soll es eine "Wohnort nahe Versorgung" geben. Laut Sennhauser ist das mit den Standorten St. Gallen, Wil, Grabs und Uznach zu 99 Prozent erfüllt.

19.53 Uhr: Ein effizientes Spital brauche 7000 Patienten im Jahr, um das Angebot zu rechtfertigen. Interessant: Nicht einmal Wil erreicht diese Zahl. Flawil deutlich nicht. "Die Konsequenzen sind, dass wir konzentrieren müssen", sagt Sennhauser.

19.46 Uhr: Jetzt übernimmt Spital-Verwaltungsratspräsident Felix Sennhauser. Er spricht über die fachlichen Überlegungen. "Es ist fünf vor Zwölf", sagt er. Es gehe darum, die Weichen zu stellen, um die gute Versorgung in die Zukunft zu retten. Es werde immer schwieriger, 24/7 ein gutes Angebot an allen Spitälern sicherzustellen. Auch die Demographie spiele eine Rolle. Man habe heute verschiedenste Diagnosen und chronische Krankheiten, die man ins Alter mitnehme. Man könne nicht alle Spezialisierungen in allen Spitälern finanzieren. Die Patienten seien nicht da.

19.42 Uhr: Hanselmann spricht nun über die Finanzen. St. Gallen habe den zweit-tiefsten Vergütungstarif des Landes. Spitäler müssten neuerdings für die eigenen Investitionen selber aufkommen. Diese und weitere Gründe führten dazu, dass ein strukturelles Defizit von 70 Millionen Franken befürchtet wird, sagt Hanselmann. Derzeit kämpft sie übrigens noch nicht mit der Stimme des Volkes, sondern mit der eigenen. Das liegt allerdings an der Technik, die noch nicht auf Touren kommt.

19.36 Uhr: Regierungsrätin Heidi Hanselmann spricht als erstes. Man versuche, Brücken anzubieten. Der Winde des Wandels wehten mächtig. "Die Spitalpolitik werde nicht vom Lenkungsausschuss gemacht, sondern von allen." Und weiter: "Entschieden ist noch nichts. Wir arbeiten daran, wie die verschiedenen Varianten aussehen könnten."

19.31 Uhr: Es geht los. Bis 21.30 Uhr soll der offizielle Teil dauern. Zuerst eine Stunde Infos, dann eine Stunde Fragerunde.

19.28 Uhr: Moderator Philipp Landmark versucht, den Ansturm zu koordinieren. Man soll es machen wie im Tram. Die älteren Leute sollen sitzen.

Noch geht es 10 Minuten. Und der Lindensaal ist bereits voll. Das könnte eine enge Geschichte werden - in mehrerlei Hinsicht ...

Am heutigen Anlass nehmen auch die drei Regierungsräte Heidi Hanselmann, Benedikt Würth und Marc Mächler teil. Zudem ist natürlich der Spital-Verwaltungsrat vertreten. Die wichtigsten Player sind also vor Ort. Zuerst wird es einen Informations-Teil geben. Danach ist Zeit für Fragen und Voten.

Diese Schliessungs-Pläne stossen hier in Flawil auf Widerstand. Auch der örtliche Gemeinderat setzt sich «mit aller Kraft» gegen eine Schliessung ein. Im Vorfeld des heutigen Abends hat er scharfe Töne angeschlagen. Aus seiner Sicht hat der Verwaltungsrat bereits mit einer Schliessung auf Raten begonnen, da zum Beispiel am Freitag nicht mehr operiert werde und gute Ärzte an andere Spitäler versetzt würden.

Das ist die Ausgangslage: Die Pflegekosten sind zu hoch im Kanton St. Gallen. Darum muss der Spital-Verwaltungsrat Geld sparen. Gemäss den Plänen soll es künftig noch in Wil, St. Gallen, Grabs und Uznach ein Spital geben, nicht aber in Flawil. Hier soll noch ein ambulantes Gesundheitszentrum betrieben werden. Ausser es gibt einen Weg mit privaten Geldgebern, die den Spital-Betrieb finanzieren.

Guten Abend, geschätzte Leserinnen und Leser von hallowil.ch, zu diesem Liveticker aus dem Lindensaal in Flawil zur Spital-Zukunft. Simon Dudle tickert für Sie durch einen höchstwahrscheinlich ziemlich emotionalen Abend.

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Vorschau auf den Bevölkerungs-Anlass:

Es dürfte heute ein emotionaler Abend werden, wenn der Lenkungsausschuss Strategieentwicklung der St. Galler Spitalverbunde und die Flawiler Bevölkerung um 19.30 Uhr im Lindensaal aufeinandertreffen. Im aktuellen Mitteilungsblatt der Gemeinde heizt die Behörde die Diskussion bereits an: «Es ist zu beobachten, dass unser Spital ausgehungert wird. Am Freitag wird bereits nicht mehr operiert. Der Notfall ist nur noch minimal besetzt. Gute Ärzte werden in andere Spitäler versetzt», schreibt der Gemeinderat. Und weiter: «Von heute auf morgen wird eine halbe Bettenstation geschlossen, obwohl die Patienten Schlange stehen. Dadurch sinkt die Auslastung. Das sind gute Argumente für eine Schliessung unseres Spitals. Der Verwaltungsrat hat damit begonnen, das Spital Flawil in Raten zu schliessen.»

Für die Behörde gibt es viele weitere nicht beantwortete Fragen: Wird das Spital Flawil geschlossen, damit in St.Gallen ein Universitätsspital realisiert werden kann? Wieso soll das marode Spital in Wil für 165 Millionen Franken ausgebaut und das moderne Spital Flawil geschlossen werden? Ist das Renditeziel der Regierung absichtlich zu hoch? Kalkulieren private Anbieter besser als der Kanton?

Einer der wichtigsten Arbeitgeber Flawils

Rückblende: Im vergangenen Mai hat der Verwaltungsrat der St. Galler Spitalverbunde dem Regierungsrat mit der Schliessung von fünf Regionalspitälern eine Umkehr der bisherigen vom Volk im Jahr 2014 bestätigten Spitalstrategie vorgeschlagen, um Kosten zu senken. Die stationäre Leistungserbringung soll in Zukunft auf ein Spital pro Verbund (St.Gallen, Wil, Uznach und Grabs) konzentriert werden. An den übrigen Standorten, also auch in Flawil, sollen ambulante Gesundheitszentren betrieben werden.

Nach wie vor wisse niemand, was das bedeute. Das Grobkonzept zeige lediglich eine spitalbezogene betriebswirtschaftliche Sicht. Eine gesamtwirtschaftliche und gesundheitsökonomische Beurteilung fehle gänzlich, ist im Mitteilungsblatt weiter zu lesen. Der Gemeinderat sei sich bewusst, dass im Gesundheitswesen betriebswirtschaftliche Überlegungen wichtig sind. Er hat dennoch schon früh nach Bekanntwerden des Strategiewechsels an den Verwaltungsrat der Spitalverbunde, an die Regierung und an die Kantonsräte appelliert, dass bei der Spital- und Versorgungsplanung zwingend auch regionale und volkswirtschaftliche Aspekte berücksichtigt werden müssten. «Denn unser Spital ist einer der wichtigsten Arbeitgeber von Flawil und hat eine volkswirtschaftliche Bedeutung für die ganze Region», so der Gemeinderat.

Gespräche mit privaten Anbietern laufen

Im vergangenen September traf sich eine Delegation des Flawiler Gemeinderates mit dem Lenkungsausschuss Strategieentwicklung zur Zukunft der Gesundheitsversorgung im Kanton St.Gallen. Der Lenkungsausschuss besteht aus drei Regierungs- und zwei Verwaltungsratsmitgliedern. Der Gemeinderat biete Hand für neue medizinische Angebote, Dienstleistungen und Kompetenzen. Die Gemeindevertreter nutzten die Gelegenheit, um «mit Vehemenz und Entschlossenheit» zukunftsorientierte Lösungen zu fordern. Und es blieb nicht nur bei Forderungen. Es wurden konkrete Vorschläge zur zukünftigen Nutzung und zum zukünftigen Angebot am Spital Flawil vorgelegt. «Der Gemeinderat setzt sich mit aller Kraft gegen eine Spitalschliessung oder gegen eine Umwandlung in ein ambulantes Gesundheitszentrum zur Wehr. Gleichzeitig prüft der Rat eine Zusammenarbeit mit privaten Anbietern. Erste Gespräche wurden bereits geführt und zielgerichtet vertieft», schreibt der Gemeinderat.

Drei Regierungsräte dabei

Heute Mittwoch um 19.30 Uhr wird nun der Lenkungsausschuss im Flawiler Lindensaal im Rahmen eines Bevölkerungsgesprächs über seine bisherigen Erkenntnisse, die Pläne für das weitere Vorgehen und die Zukunft des Spitals Flawil berichten. Danach steht er der Bevölkerung für Fragen zur Verfügung. Am Informationsanlass nehmen unter anderen Regierungsrätin Heidi Hanselmann sowie die Regierungsräte Benedikt Würth und Marc Mächler teil. Das Bevölkerungsgespräch wird vom ehemaligen «Tagblatt»-Chefredaktor Philipp Landmark geleitet. Der Anlass ist öffentlich, und der Eintritt ist frei. (rkf/sdu)