«Der Verwaltungsrat der Spitalverbunde arbeitet gezielt auf die Schliessung des Spitals Wattwil hin», ist Vereinspräsident Alois Gunzenreiner überzeugt.

Gegen Treu und Glauben
«Dass er einfach so die Umsetzung des Bauprojekts zur Erneuerung und Erweiterung des Spitals Wattwil stoppt – und das notabene, nachdem er noch vor zwei Monaten daran festhielt –, verstösst sowohl gegen Treu und Glauben als auch gegen unsere demokratische Rechtsordnung.

Der Verwaltungsrat agiert hilflos, die Politik muss ihn stoppen! Die Stimmberechtigten haben das Bauprojekt 2014 klar und deutlich beschlossen, diesen Entscheid kann der Verwaltungsrat nicht einfach kippen.» Alois Gunzenreiner kündigt deshalb an, der Verein werde auch rechtliche Schritte gegen den Verwaltungsrat prüfen.

«Vertrauen verspielt»
Wie der Verwaltungsrat den Volkswillen mit den Füssen tritt und versucht, öffentliche Meinung und Politik mit «alternativen Wahrheiten» zu manipulieren, ist für den Förderverein skandalös: «Der Verwaltungsrat redet das Spital Wattwil und die andern Regionalspitäler mit einseitiger Interpretation ausgesuchter Zahlen gezielt schlecht», fasst Alois Gunzenreiner den Unmut in der Bevölkerung zusammen.

«Nach der Veröffentlichung des Grobkonzeptes Ende Mai durch den Verwaltungsrat just vor der Eröffnung des neuen Bettentraktes in Wattwil setzte die Regierung einen Lenkungsausschuss ein und erklärte, dieser übernehme das Projekt. Nun ist der Verwaltungsrat des eigenen Staatsbetriebes wieder vorgeprescht. Der kommunizierte Prozess wird damit unglaubwürdig. Der Verwaltungsrat führt den Lenkungsausschuss, dem drei Regierungsmitglieder angehören, vor und verspielt das letzte Vertrauen.»

«Einseitig und tendenziös»
Ebenso unhaltbar ist für den Förderverein der Umgang des Verwaltungsrates mit den Halbjahreszahlen der Spitalverbunde, erklärt Alois Gunzenreiner: «Die Interpretation der Zahlen ist einseitig und tendenziös.

Das prognostizierte Defizit der Spitalregion Fürstenland-Toggenburg für 2018 ist zum allergrössten Teil Abschreibungen auf dem Neubau in Wattwil und Einmaleffekten geschuldet. Der Bau ist eine Investition in die Zukunft – dass dann zuerst eine ‹Durststrecke› folgt, ist völlig normal. Andere laufende Bauprojekte führen zu identischen Effekten und in noch grösserem Umfang.»

«Doppelt inkonsequent»
Das Vorgehen des Verwaltungsrates ist für den Förderverein völlig unverständlich. Nachdem am Spital Wattwil bereits über 50 Mio. Franken in die Erneuerung des stationären Betriebs investiert wurden, sollen nun die Bauetappen 3 und 4 mit den Tageskliniken nicht realisiert werden – und dies, obwohl als Alternative ambulante Angebote proklamiert werden, für die genau diese Infrastrukturen nötig wären. «Der Verwaltungsrat ist damit in doppelter Hinsicht inkonsequent», stellt Alois Gunzenreiner fest.

Für den Förderverein ist klar: «Das Vorgehen offenbart die wirklichen Absichten, das Spital Wattwil soll zu Gunsten des Standortes Wil geschwächt werden. Dort will der gleiche Verwaltungsrat ein neues Spital bauen. Sein Grobkonzept rechnet dafür mit einem Aufwand von mindestens einer Viertelmilliarde Franken, er bezweifelt aber schon jetzt die Wirtschaftlichkeit des Vorschlages.»

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Öffentliche Spitäler in der Ostschweiz 2018: Der nördliche Kantonsteil wird durch die Einzugsgebiete inner- und ausserkantonaler Spitäler mehrfach überlagert. Die Spital- und Versorgungsdichte ist hier überdurchschnittlich. Im übrigen Kanton entspricht sie der Strategie, die 2014 an der Urne bestätigt wurde.

Arbeitsplätze, keine Bauruine

Der Blick auf die öffentliche Spitallandschaft der Ostschweiz zeigt: Der nördliche Kantonsteil wird durch die Einzugsgebiete inner- und ausserkantonaler Spitäler mehrfach überlagert, teilweise sogar durch drei Zentrumsspitäler. Die Spital- und Versorgungsdichte ist hier überdurchschnittlich. Im übrigen Kanton entspricht die Situation hingegen der Strategie und Versorgungsdichte, die 2014 an der Urne bestätigt wurden. Für den Förderverein ist deshalb klar: Es macht schlicht keinen Sinn, in Wattwil, wo frisch investiert wurde, abzubauen, wenn dann gemäss Grobkonzept des Verwaltungsrates weitere massive Investitionen am Standort Wil nötig sind, ohne dass dieser wirtschaftlich betrieben werden könne.

Das Spital Wattwil ist aufgrund der speziellen topografischen und geografischen Situation unverzichtbar für das Toggenburg, erklärt Alois Gunzenreiner: «Das Toggenburg ist die einzige Region im Kanton ohne Hauptverkehrsverbindung zu einem Spital und ohne Privatklinik. Die Hausarztdichte hier ist unterdurchschnittlich. Die Versorgung funktioniert nur im Zusammenspiel mit dem Spital Wattwil.» Diese Sonderstellung wurde schon in der Studie «H-Futura» der IHK St.Gallen-Appenzell 2013 bestätigt. «Das Spital Wattwil ist ein wesentlicher Standortfaktor und mit seinen rund 250 Arbeitsplätzen grösster Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb mit einer beträchtlichen Wertschöpfung in der Region.»

Dringender Appell an Regierung und Lenkungsausschuss
Der Widerstand gegen die Pläne, das Spital Wattwil zu schliessen, ist breit abgestützt. Bereits haben 3'000 Personen die Petition «Pro Spital Wattwil» des Fördervereins Regionalspital Toggenburg Wattwil für den Erhalt des Spitals unterzeichnet, ohne dass der Verein die Petition speziell beworben hätte. Das können die Verantwortlichen nicht einfach ignorieren.

Die Petition fordert, dass das Spital Wattwil als Spital mit Notfall- und stationärer medizinischer Versorgung in der Spitalstrategie verankert bleibt. Sie kann weiterhin unterzeichnet werden auf www.pro-spital.ch. Dort steht auch ein Unterschriftenbogen zum Ausdrucken und Verteilen zur Verfügung.

Der Förderverein appelliert an den Lenkungsausschuss und an die Regierung, das Heft in die Hand zu nehmen und dafür zu sorgen, dass eine Gesamtstrategie entwickelt wird, die nicht einfach auf den vorfixierten, engen Ideen des Verwaltungsrates beruht, sondern auf einer Gesamtsicht, die den Volkswillen, volkswirtschaftliche, geografische, gesundheits-, finanz- und regionalpolitische Aspekte mit einbezieht.

Petition im Wortlaut und zum Unterzeichnen auf www.pro-spital.ch; Unterschriftenbogen zum Ausdrucken können mit Mail an kontakt@pro-spital.ch bestellt werden.