Jugendliche für das sportliche Schiessen zu begeistern, ist gar nicht so einfach. Diese Erfahrung macht die Schützengesellschaft Flawil (SGF) Jahr für Jahr. Das Sportschiessen wird nur als Randsportart gesehen – auch in den Medien wird selten darüber berichtet. «Wenn man die Mitgliederzahlen in Fussball- oder Turnvereinen sowie anderen Trendsportarten vergleicht», sagt Markus Kaeser, Trainer und Vorstandsmitglied der Schützengesellschaft Flawil, «ja, dann sind wir eine Randsportart.» Er betont, dass das sportliche Schiessen mit Pistole oder Gewehr auf die verschiedenen Distanzen von zehn bis 300 Meter viel mehr zu bieten hat. «Der Altersdurchschnitt unserer Mitglieder liegt im oberen Bereich», sagt Kaeser. Trotzdem habe der Verein immer wieder Jugendliche, die aktiv im Verein trainieren und an Wettkämpfen teilnehmen.

In ihrem Schützenhaus an der Austrasse 19 in Flawil hat die Schützengesellschaft Flawil eine neue umgebaute zehn-Meter-Anlage. Es ist eine elektronische Anlage. Es sei ein lang gehegter Wunsch der Flawiler Schützen gewesen. Mittlerweile ist die Anlage eingeweiht und voll in Betrieb. «Es ist ein richtiger Meilenstein für uns», erzählt der Trainer. Nach Angaben von Kaeser gewährt die modernere Technik nun einen zeitgemässen Schiessbetrieb. Schliesslich würden auch nationale wie auch internationale Wettkämpfe an elektronischen Anlagen durchgeführt. «Wir sind ein Verein, der mit der Zeit mitgeht», ist Kaeser überzeugt, «Wir sind sowohl traditionell als auch modern.» Denn die Flawiler Schützen haben neben der modernen Schiessanlage, im Keller noch zwei ältere Anlagen – eine davon mit Seilzugsystem und die andere für Schnellfeuer. «Gerade für Anfänger ist das alte System besser», erklärt Kaeser. Um die korrekte Haltung zu üben – schliesslich sei diese das A und O im Sportschiessen. Laut Kaeser liegt dem Verein die Nachwuchspflege und die Ausbildung junger Sportschützen besonders am Herzen. «Uns ist es auch wichtig, dass wir an Wettkämpfen präsent sind.» Schliesslich ist die SGF Mitglied des Schweizerischen Schiesssportverbandes (SSV). 

 
Schützengesellschaft Flawil im Porträt. (Video Mykhailo Zinchenko)

Was einen guten Schützen ausmacht

Gleich mehrere Male betont Kaeser, dass Sportschiessen kein «Herumballern» oder «Westernspiel für Kinder» ist. Es sei ein anspruchsvolles Hobby. «Sportschiessen beginnt mit einer Grundausbildung und wird seriös aufgebaut», erklärt der Trainer. Doch was muss man haben, um ein guter Schütze zu sein? «Allem voran Selbstdisziplin», ist Kaeser überzeugt. Wer Erfolg haben und an Wettkämpfen teilnehmen wolle, brauche neben viel Disziplin auch eine gute Körperfitness und Fleiss. «Das mentale Training und das Üben der richtigen Schiesstechnik ist so bedeutend und braucht Zeit», so der Schützen-Trainer. So werde die Konzentrationsfähigkeit gezielt gefördert. Mit der Zeit verbessere sich auch das Reaktionsvermögen im Training. «Besonders junge Menschen erreichen durch ein gezieltes Schiesstraining ein höheres Leistungsniveau – und das in allen Lebensbereichen», sagt Kaeser. Auch begünstige das Sportschiessen das Verständnis für körperliche und technische Zusammenhänge. Es erhöhe auch die Geschicklichkeit, die Hand- und Augenkoordination. «Wer behauptet, dass Schiessen kein Sport ist, ist im Unrecht», sagt Kaeser. Dieser Sport begünstige durch seine Technik eine aufrechte Körperhaltung. Haltungsschäden würden somit vermieden und wenig genutzte Muskelgruppen aktiviert. Wer dem Schützenverein angehört, lernt allem voran auch den verantwortungsvollen Umgang mit den verschiedenen Sportgeräten wie Pistole und Gewehr. Ausserdem ist das sportliche Schiessen eine Sportart für die gesamte Familie. «Bei uns können sowohl junge als auch ältere Menschen, Mädchen und Knaben, Frauen und Männer mitmachen», sagt Kaeser. Jeder könne lernen, ein guter Schütze zu sein.

«Wir sind ein Verein mit Geschichte», sagt Erwin Hofmann, Präsident der SGF. Die Geschichte der Flawiler Schützengesellschaft geht ins Jahr 1803 zurück. Damals haben 24 Flawiler Schützenfreunde beschlossen, die SGF zu gründen. Bereits damals stand «die seriöse Ausbildung an den Waffen» im Vordergrund. Im Jahr 1892 wurde in der SGF ein Revolverclub eingegliedert. Im Laufe der Zeit haben die Schützen in Flawil die unterschiedlichsten Waffen genutzt. So wurden bis Ende des 19. Jahrhunderts viele ausländische Waffen gebraucht. «Im 20. Jahrhun-dert kamen moderne Armee- und Privatwaffen zum Einsatz», erzählt Hofmann. Im Jahr 1904 hat der Verein die Schützenwiese gekauft. «Diese wurden später von verschiedenen Sportvereinen und Fussballclubs genutzt», blickt Hofmann zurück. Irgendwann verlegte sich der Verein auf den Gemeindeschiessplatz ins Girenmoos. Der Präsident betont immer wieder, dass sich der Verein immer weiterentwickelt hat. «Unsere Mitglieder waren beispielsweise sehr engagiert, als ein 300-Meter-Stand, eine Schützenstube und ein 50- sowie 25-Meter-Pistolenstand gebaut wur-den», so Hofmann. Erst vor wenigen Jahrzehnten kam eine zehn-Meter-Luftdruck-Anlage mit Schützenstube dazu.