Rund 80 Jugendparlamente gibt es in der Schweiz. In der Ostschweiz sind sie noch nicht allzu verbreitet. Es gibt eines in Buchs, und Uzwil kennt einen Jugendgemeinderat. Zudem existiert ein gemeinsames Jugendparlament der Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden. Seit Sonntag hat nun auch die Stadt Wil ein Jugendparlament. Das Ziel: Jugendliche für die Politik begeistern. Das scheint wichtig. Im aktuellen Wiler Stadtparlament befindet sich mit Jannik Schweizer genau ein Vertreter, der jünger als 30-jährig ist. Nachdem 25 junge Wilerinnen und Wiler an einem ersten Treffen dabei gewesen waren, fanden sich am Sonntagnachmittag 16 jungen Frauen und Männer zur Gründungsversammlung ein – natürlich in der Tonhalle, wie jeweils das eigentliche Wiler Stadtparlament tagt. Die Vorgaben zur Teilnahme am Jugendparlament: Zwischen 13 und 20 Jahre alt soll man sein. Mindestens zehn Personen müssen es sein.

Dabei ging es unter anderem darum, den Vorstand und das Präsidium zu besetzen. Und es kam prompt zu einer Kampfwahl. Vier Kandidaten stellten sich für das aus zwei Personen bestehende Co-Präsidium zur Verfügung. Das Rennen machten die 15-jährige Arta Mustafi aus Bronschhofen und Andrin Hobi aus Wil. Beide kennen sich aus gemeinsamen Schulzeiten im «Sonnenhof» und machen eine KV-Lehre. Sie haben sich noch nicht entschieden, ob sie dereinst einer Partei angehören möchten und werden. Das Bemerkenswerte bei Arta Mustafi: Sie hat ihre Wurzeln im albanischen Teil von Mazedonien und keinen Schweizer Pass. Im Stadtparlament dürfte sie somit keinen Einsitz nehmen. Im Jugendparlament ist das möglich. Was die beiden in Wil verändern möchten, sehen Sie im untenstehenden Video.

Im Video: «Abendprogramm ist in Wil sehr schwach»

 

«Frischer Wind für die Demokratie»

Das Wiler Jugendparlament organisiert sich in Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen. Zudem gibt es pro Jahr mindestens zwei Sitzungen im Plenum. Den beiden Co-Präsidenten schwebt aber vor, dass es mindestens drei bis vier werden. Ob dies in der Tonhalle oder einem anderen Ort wie dem Ebnet-Saal oder der Oberen Mühle sein wird, steht noch nicht fest.

Dem Jugendparlament steht ein Jahresbudget von 5000 Franken zur Verfügung. Die Legislatur dauert ein Jahr. Es besteht die Möglichkeit, Vorstösse im Stadtparlament zu machen. Zudem können Mitglieder des Stadtrats oder der Verwaltung zu Sitzungen eingeladen werden. «Ihr bringt frischen Wind in die Demokratie und könnt uns auf die Finger klopfen», sagt Stadtrat Dario Sulzer, der der Gründungsversammlung beiwohnte.

Das sind die ersten Mitglieder des Wiler Jugendparlaments:
Arta Mustafi (Co-Präsidium)
Andrin Hobi (Co-Präsidium)
Jazmin Rotaru
Mauro Kölbener
Christian Kcira
Leona Neff
Gressa Martini
Jana Breitenmoser
Eve-Noelle Vögeli
Fabrice Bolleter
Julietta Reich
Selma Dürmüller
Erna Dürmüller
Joris Stalder
Rea Stalder
Jorden Shitsetsang