Am Donnerstagvormittag fand in Wil eine Vorstellung des St.Galler Modells von Quartierschulen für Migranten und Flüchtlinge statt. Der Eggersrieter Gemeindepräsident, Roger Hochreutener, leitet das Programm, Daniel Graf aus Azmoss ist Ansprechperson für die Gemeinden und Kursleiter. Das Basisangebot wird durch Freiwillige geleitet, es geht um das Kennenlernen einer Umgangssprache.In allen 77 St. Galler Gemeinden läuft unterdessen das Angebot einer Grundschulung für Deutsch an. Angesprochen sind Flüchtlinge und Migranten, welche über eine Bildsprache erste Deutschworte kennen lernen. Einbezogen sind Jugendliche und Erwachsene mit Schulbildung in ihrer Heimat, aber auch Menschen, welche nie eine Schule besucht haben.

Es geht um die gesellschaftliche Integration
In Wil ist die Beschulung erster Migranten und Flüchtlinge bereits am Laufen. Dass die Beschulung in Räumlichkeiten des Islamischen Zentrum stattfinden kann, ist nach Felix Baumgartner von der Wiler Fachstelle Integration besonders erfreulich. Darin finde auch ein aufeinander Zugehen, aus städtischer Seite in Anerkennung des Zentrums, seitens des Zentrums bedeutet es eine Öffnung auch für Andersgläubige.

Daniela Graf betonte, dass mit dem st.gallischen Projekt „Quartierschule“ die sprachliche und gesellschaftliche Integration vor Ort stattfinden kann. Über persönliche Kontakte Vorort geschehe die Öffnung seitens der Fremdsprachigen deutlich einfacher. Der Basiskurs steht an allen Orten unter der Leitung von Freiwilligen, welche für die Aufgabe vorbereitet werden, informierte Graf. Es gehe darum, dass diese Menschen vorerst einmal eine Umgangssprache erlernen, um für einen späteren zweiten Schritt, Schreiben und Grammatik, vorbereitet zu sein. Die Grundschulung beinhaltet 60 Stundenlektionen.

Lockeres Schulen motiviert
Die zum Schulunterricht Geladenen konnten eine Schulstunde mit Migranten und Flüchtlingen praxisnah verfolgen. Die Stunde startete musikalisch, gesanglich die Namen der Wochentage und deren Reihenfolge eingebaut. Die Worte lernen die Fremdsprachigen eigentlich wie Kleinkinder über Bilder. Mit dem Erkennen wird gleichzeitig die Aussprach geübt und mehrfach eingeprägt. Unschwer war erkennbar, wie sich diese Menschen über jeden Spracherfolg freuten.

Die Ausbildung in den 60 Lektionen führt weitergehend dahin, dass sich diese Menschen in der Öffentlichkeit bewegen und verständigen können. So ist auch ein Kontakt auf einer Amtsstelle vorgesehen. Auch werden die Fremdsprachigen angehalten, sich in der Öffentlichkeit auch sprachlich zu zeigen. Die ganze Schulung ist auf einem ausführlichen Kursbuch aufgebaut. Auf Anfrage konnte Martin Beck, eine Lehrkraft im Fürstentum für den Aufbau der Kursbücher gewonnen werden. Beck ist einer von drei Lehrkräften, welche für drei Jahre von der Schule dispensiert seien, um diesen Aufbau gestalten zu können.

SBI – Sprache – Begegnung - Integration
Norbert Hochreutener, Leiter des st.gallischen Programms wies in seiner Vorstellung des Programms Quartierschule darauf hin, dass es in erster Linie darum gehe, dass diese Menschen selber reden können, ohne immer einen Übersetzer beiziehen zu müssen. Mit 500 bis 600 Wörtern im Alltagsgebrauch könne schon viel erreicht werden. Hochreutener betonte, dass es nicht allein um Flüchtlinge und Migranten gehe. Weitere 113'000 Menschen seien hier ohne Muttersprache Deutsch.

Nach Hochreutener werde eine Umstellung in der gesellschaftlichen Integration von Fremdsprachigen mit der Einführung des neuen Ausländergesetzes im 2019 noch wichtiger. Bekanntlich gebe es dann in der Öffentlichkeit keine Flüchtlinge mehr, sondern nur noch Fremdsprachige, welche mit grosser Wahrscheinlichkeit Aufnahme finden werden. Die Flüchtlinge mit wahrscheinlicher Rückführung seien in sogenannten Zentren untergebracht.

Die aktuelle engagierten Kursleiter bleiben auch nach Abschluss ihrer Schulungen sozusagen angestellt für weitere Einsätze, an verschiedenen Orten. Der Besuch der Schulungen geschieht nach Hochreutener teils über die Sozialämter, aber auch Schulen, wo Menschen mit mangelnden Deutschkenntnissen dazu angehalten werden. Seitens des Bundes wird für jeden Migranten ein Beitrag über 5'000 Franken gesprochen, nach Hochreutener ergeben sich bis zur Tauglichkeit für eine Anstellung Kosten über 15'000 Franken.

Die Information seitens des st. Gallischen Gemeindeverbandes wie am Donnerstag in Wil ist flächendeckend über den ganzen Kanton angelaufen. Nach Hochreutener ist der Kanton St. Gallen damit gut vorbereitet auf die neue Regelung mit dem Ausländergesetz.