Es ist St. Galler Stadtfest – und halb Wil ist auf den Beinen. Dies mit gutem Grund. Bereits 2016 hatten die Wiler eine Anfrage des damaligen und vor knapp einem Jahr verstorbenen St. Galler Stadtrates Nino Cozzio positiv beantwortet und sich bereit erklärt, im Jahr 2018 Gastgemeine am dritten St. Gallefest zu sein. Während rund eines Jahres liefen nun die Vorbereitungen, um am frühen Freitagabend eine «friedliche Übernahme» vollziehen zu können, wie es die St. Galler Stadträtin Sonja Lüthi in ihren einleitenden Worten sagte. 130 Helfer hatte die Stadt Wil im Vorfeld zu rekrutieren.

Tatsächlich konnte man sich als Wiler auf dem St. Galler Gallusplatz heimisch fühlen. Denn dieser wurde in den Hofplatz umgewandelt. Ein 10 mal 20 Meter grosses Bild des Hof zu Wil war vor dem Klosterbezirk hochgezogen worden. Davor brachten Wiler Firmen Köstlichkeiten aus der Äbtestadt unters Volk. Zum Beispiel den Mandelfisch der Bäckerei Hirschy, das Fruchtchüechli vom Feinbeck Dietsche, Raclette von der Bodensee-Käserei in Rossrüti oder eine eigenes für dieses Fest hergestellte Bierwurst von der Metzgerei Frey in Rossrüti. Verwendet wurde Thurbobräu. Das Wiler Bier ist an einem Stand nebenan ebenfalls schmackhaft gemacht worden. «Danke, WIiler», sagte OK-Präsident Milo Stössel im Rahmen seiner Begrüssungsrede «hier in Wil».
Keine Übung macht die Meisterin
Ebenfalls bei der Begrüssung landete die Wiler Stadtpräsidentin Susanne Hartmann einen Volltreffer. Wenige Sekunden vor dem Bieranstich gab das Stadtoberhaupt Wils zu Protokoll, dass sie trotz eines Angebots nicht geübt habe, eigentlich nie Bier trinke und noch nie einen Bieranstich vollzogen habe. Sagte es, griff zum Holzhammer öffnete das Fass mit dem ersten Schlag. Zuvor hatte Hartmann in ihren Begrüssungsworten den Wiler Hofplatz mit dem St. Galler Gallusplatz verglichen und auch gesagt, dass die St. Galler Fürstäbte während über 500 Jahren ihren Zweitwohnsitz in Wil gehabt hätten. «Wil sind wir», war nun Hartmanns Umkehrschluss. Damit gab sie das Kredo vor. Der Slogan war auch auf die T-Shirts gedruckt, welche manch einer der Wiler Delegation trug. Auf der Bühne sorgten danach lauter Wiler Musiker und Bands für die Musik.
Am Samstag ging es zuerst musikalisch weiter, ehe eine Holzfäller-Show mit Sägeblättern der Wiler Firma Stihl beim Gallusbrunnen für Unterhaltung sorgte. Danach war Fussball Trumpf. FC-Wil-Präsident Maurice Weber Weber und sein Antipode vom FC St. Gallen diskutierten unter der Leitung des Wiler Medienchefs Dani Wyler. Dabei ging es unter anderem um die Zusammenarbeit. Weber zeigte auf, dass die Wiler schon 38 Spieler an den St. Gallen abgegeben hätten, aber mit Nias Hefti erst einen Spieler zurückbekommen haben. Zudem lud er alle St. Galler Fans nach Wil an ein Spiel ein, weil in der Äbtestadt das Catering funktioniere. Er spielte damit darauf es, dass beim Europa-League-Qualifikationsspiel gegen die Norweger aus Sarpsborg trotz weniger Zuschauer manches nicht geklappt hatte. Der Caterer ist in St. Gallen und Wil übrigens der gleiche.
Am Samstagabend standen den wieder Wiler Musiker auf der Bühne. Noch in der Nacht auf Sonntag wurde der Wiler Hofplatz wieder abgebrochen.
Hier einige Impressionen von Samstagnachmittag:
Am Sonntagmorgen konnte Bilanz gezogen werden. Alles in allem feierten 115'000 Personen die dritte Ausgabe des St. Galler Stadtfestes. Es gab keine nennenswerten Zwischenfälle. Organisationskomitee, Stadtpolizei und die Sanität zogen ein positives Fazit. Auch bei der Gastgemeinde Wil ist man zufrieden. Der Auftritt auf dem Gallusplatz sei beim Publikum auf grosses Interesse gestossen. Die zahlreichen Stände mit Wiler Spezialitäten waren gut besucht. Zudem sorgte ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm mit Wiler Bands und weiteren Höhepunkten für eine gute Feststimmung. Die Wiler Stadtpräsidentin Susanne Hartmann sagte: «Wir konnten ein friedliches Fest mit den St. Gallerinnen und St. Gallern feiern. Der Auftritt als Gastgemeinde hat sich trotz grossem Aufwand definitiv gelohnt.»
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Lesen Sie die Vorschau auf den Wiler Auftritt in St. Gallen von Redaktor Niklaus Jung:
«Wil und St. Gallen können mit der gemeinsamen Organisation des St: Galler Stadtfestes zusammenwachsen», eröffnete Beiratspräsidentin und St. Galler Stadträtin Sonja Lüthi die Medieninformation in der Äbtestube des Hof zu Wil. Sie sei gespannt, wie die Jahrhundert alte Geschichte von Wil zur Vorstellung komme.

Gallusplatz wird Wiler Hofplatz
OK-Präsident Milo Stössel nannte den Wiler Enthusiasmus bemerkenswert, wie sich die Wil-Delegation unter OK-Präsidentin Susanne Hartmann für ein ansprechendes Programm eingesetzt hat. Die St. Galler sind bezüglich Gastort nicht verwöhnt. Bereits zur Zweitauflage im Vorjahr musste die Stadt selber die Gastortposition einnehmen. Mit Wil sei jetzt ein Super-Gastort gewonnen, gute Ausgangslage, um zukünftige Gastorte erreichen zu können. Das St. Galler Stadtfest sei jedenfalls immer am ersten Wochenende nach den Sommerferien gesetzt, die Fortführung sei mit einem langfristigen Team gesichert.
Milo Stössel wies weitergehend darauf hin, dass sie als Miliz-Organisation am Festprogramm arbeiteten. Darin seien auch rund 50 Freiwillige eingebunden. Neben dem Stadtbeitrag über 50'000 Franken seien sie auf namhafte Sponsoren angewiesen, um ein attraktives Programm auf die Beine zu stellen.




Wiler Bier auf dem Gallusplatz
Wils Stadtpräsidentin Susanne Hartmann machte in der Vorstellung des Wiler Programms klar, dass sie mit dem umgebauten Gallusplatz zum Wiler Hofplatz einige Überraschungen bereithalten. Mit Wiler Überraschungen in St. Galler Gassen startet am Freitagabend um 18.30 Uhr der Auftritt als Gastort. Erster Höhepunkt bildet der Fassanstich, den die Stadtpräsidentin gleich selber ausführen wird. Dazu spielen die Wiler Stadttambouren auf. Mit Musik aus Wil verläuft das Freitagsprogramm aus Wil.
Am Samstag kommt das sportliche Wil mit dem Stadtturnverein und den Kunstturnern aus dem Leistungszentrum Ostschweiz mit Sitz in Wil zur Vorstellung. Musikalisch geht es mit dem Auftritt der Stadtharmonie weiter, gefolgt von der serbischen Kindertanzgruppe des Kulturvereines. Angesagt ist am Nachmittag die Holzfäller Show beim Gallus-Brunnen. Sportlich hochkarätig wird es beim Gespräch mit FCSG-Präsident Matthias Hüppi und dem FC Wil. Das Nachmittagsprogramm schliessen die Wiler Jungtambouren und der Chor Inside Africa ab. Am Abend heisst es wieder «Musik aus Wil».
Attraktiver Fotowettbewerb
Nach Stadtpräsidentin Susanne Hartmann kommen Tradition wie auch Zukunft der Stadt Wil zur Vorstellung. Der geplante Autobahnzubringer «Wil-West» und die Ideen der Arbeitgebervereinigung hätten Platz darin. Natürlich warteten die Wiler Ortsbürger mit ihren Sehenswürdigkeiten auf. Auf grosses Interesse sei der ausgeschriebene Fotowettbewerb gestossen mit über 200 Eingaben. Kulinarisch dürfen der Wiler Mandelfisch vom Hirschy wie auch das Wiler Bier und Wurstspezialitäten nicht fehlen.
In Wil ist man schon Monate unterwegs in der Vorbereitung des Auftritts. Mit rund 100 Helfern und einem städtischen Beitrag über 30'000 Franken, nebst mehreren Sponsoren, soll das Programm attraktiv daherkommen. Es gehe nicht um hochprofessionelle Vorstellungen, so Hartmann, weil sie mit Laien arbeiteten.

Stadtfest grossräumig angelegt
Geschäftsleiter Bruno Bischof wies auf das breit angelegte Programm des zweitägigen Stadtfestes hin. In verschiedenen Sektoren des Stadtzentrums gehe es musikalisch zu und her, von Big Band bis Folklore. Ein Highlight nannte Bischof mit dem bereits 16. St. Galler Jass-Cup mit Monika Fasnacht vom Samstagnachmittag. Zu hören und zu sehen sind auch der St. Galler Jodlerclub, der Jodelclub Klein Rigi, das Alphorn ECHO vom Gleis, gefolgt vom ökumenischen Gottesdienst in der St. Laurenzenkirche.