Im Gespräch mit dem Ad-hoc-Komitee (AHK) wurde bald einmal klar, dass deren Mitsprache am Projekt des Gemeinderates nicht erwünscht ist. Im Wissen um die spürbar ablehnende Haltung für eine Mitsprache hat sich das AHK auf eigenen Wegen Kenntnisse verschafft, welche Technologie für den Zuzwiler Entlastungsstollen geeignet und kostengünstig ausgeführt werden könnte. Zum Verlauf der Abklärungen stellte hallowil.ch dem AHK einige Fragen:

hallowil.ch: Der Gemeinderat ist beauftragt, die Machbarkeit eines Entlastungsstollens für den Zuzwiler Dorfbach und dessen Kostenrahmen zu ermitteln. Ist das Ad-hoc-Komitee (AHK), welche das Thema Entlastungsstollen ins Gespräch gebracht hat, auch aktiv unterwegs bezüglich Machbarkeit?
AHK: Das Ad-Hoc-Komitee wurde vom Gemeinderat zu einer Aussprache am „Runden Tisch“ eingeladen, zusammen mit Vertretern der beauftragten Ingenieurunternehmung, dem beauftragten Geologiebüro, dem kantonalen Amt (AWE), den Ortsparteien, dem Schulrat, der Perimeterunternehmung Dorfbach, Gewerbe. Diese Aussprache fand am 22. August dieses Jahres statt. Der Gemeindepräsident führte den Vorsitz.

Die Minimalforderungen an die Machbarkeitsevaluation wurden vom Sprecher des AHK verbal vorgetragen und auch schriftlich abgegeben. Eine zentrale Forderung des AHK war und ist immer noch die gleichberechtigte Evaluierung samt Kostenerfassung des Pressvortriebs (Herrenknecht - Technologie), auch Microtunnelling genannt, neben einem konventionellen bergmännischen Vortrieb.

Dies deshalb, weil die beauftragte Amberg Engineering AG - eine anerkannt seriöse Unternehmung, deren Fachkompetenz nicht bestritten wird - vorab im Grosstunnelbau (Autobahn, Gotthard -Röhre) tätig ist. Der Pressvortrieb wird vom AHK für kleinere Röhrendurchmesser als state of the art erachtet. Diesbezüglich wurde den Teilnehmern des „Runden Tischs“ ein zweites Papier abgegeben, der Exkursionsbericht des AHK vom Besuch eines Stollenbaus nach «Herrenknecht – Technologie» in der Stadt Zug.

hallowil.ch: Gibt es zwischenzeitliche Gespräche mit dem Gemeinderat über den Verlauf der Projektentwicklung?
AHK: Mit Schreiben vom 2. Juli 2018 hat das AHK den Gemeinderat um die Bildung einer Begleitgruppe gebeten. Zum Beispiel zwei Vertreter des Gemeinderates, zwei Vertreter des AHK. Der Gemeinderat lehnt dies ab. Seit dem „Runden Tisch“ stand das AHK in mehrfachem schriftlichem Kontakt mit dem Gemeinderat. Das AHK hält zum Verlauf der Korrespondenzen fest, dass der gegenseitige Ton trotz ablehnender Haltung ausgesprochen höflich abläuft. Dank wiederholten Nachfragen beim Gemeinderat und zuletzt auch bei Amberg AG weiss das AHK seit wenigen Tagen, dass der Pressvortrieb jetzt doch auch evaluiert wird.

hallowil.ch: Im Ad-hoc-Komitee sitzen verschiedene technisch orientierte Personen, was beim Gemeinderat weniger der Fall ist. Kann sich das Ad-hoc-Komitee mit ihrem Kenntnisstand einbringen oder in der Projektgruppe des Gemeinderates nützlich sein?
AHK: Nein. Das AHK war nicht erwünscht.

hallowil.ch: Für einen Zuzwiler Entlastungsstollen wurden im Gelände Probebohrungen ausgeführt. Hat das Ad-hoc-Komitee Kenntnis über die Resultate und allfällige Erschwernisse?
AHK: Der Gemeinderat verweist für diesbezügliche Informationen auf den geplanten zweiten „Runden Tisch“. Damit liegen dem AHK offiziell keine Auswertungsergebnisse der Sondierbohrungen vor. Aus anderer Quelle hat das AHK jedoch die Information, wonach im Untergrund des Kirchhügels kein Fels, sondern Moränenschutt aus der letzten Eiszeit (wie Sonnenberg) angetroffen wurde. Nennenswerte Wassereinbrüche soll es nicht geben. Aus Sicht des AHK spricht dies zusätzlich für Pressvortrieb an Stelle eines konventionellen bergmännischen Vortriebs.

hallowil.ch: Gibt es bezüglich Entlastungsstollen unterschiedliche Vorgehen, im Vergleich zu einem grossen Strassentunnel?
AHK: Ja. Röhren mit geringem Durchmesser, wie auch in Zuzwil gefragt, werden heute weltweit kaum mehr mit bergmännischem Vortrieb erstellt. Zum Pressvortrieb finden sich im Internet zahlreiche Hinweise unter den Stichworten „Microtunnelling“ oder „Herrenknecht - Technologie“ oder „Sonntag GmbH Baugesellschaft“.

hallowil.ch: Hat sich das Ad-hoc-Komitee schon einmal an einem laufenden Projekt informiert, wie der Bau des Zuzwiler Stollen aussehen könnte?
AHK: Ja. Vier Mitglieder des AHK haben am 13. April dieses Jahres den damals in Ausführung befindlichen Bau eines Stollens in der Stadt Zug nach «Herrenknecht – Technologie» (Pressvortrieb), Realisierung durch die Sonntag GmbH, besucht und inspiziert sowie mit den verantwortlichen Technikern intensiv diskutiert. Der Stollen hat einen Durchmesser von zwei Metern und eine Länge von über 900 Metern. Alles wird von einer einzigen Angriffsstelle aus erledigt. Von dieser Exkursion gibt es einen leicht verständlichen vierseitigen Bericht. Dieser liegt dem Gemeinderat vor.

hallowil.ch: Gibt es seitens des Ad-hoc-Komitee Kostenschätzungen aus bereits ausgeführten Projekten?
AHK: Ja. Das AHK hat gerechnet, auf Basis anderer Pressvortrieb-Stollen. Da dem AHK aber sämtliche Ergebnisse aus der bisherigen Evaluation erst am geplanten zweiten „Runden Tisch“ zugänglich gemacht werden sollen, möchte das AHK zum gegenwärtigen Zeitpunkt seine eigenen Kalkulationen nicht mitteilen.

hallowil.ch: Offensichtlich misst das AHK der Kostenermittlung Pressvortrieb versus bergmännischen Vortrieb grösste Bedeutung zu. Gibt es weitere wichtige Fragen des AHK an den Gemeinderat?
AHK: Ja, durchaus.

hallowil.ch: Welche?
AHK: Eine Frage erscheint dem AHK besonders wichtig. Das AHK hat dem Gemeinderat wiederholt die Frage gestellt, welche Durchflusskapazität der Dorfbach bei sanften Ausbaumassnahmen, ohne jegliche Sohlenabtiefungen, aufweisen würde. Mit anderen Worten, wie viel Wasser man dem Bach auch bei extremem Hochwasser überlassen könnte und wie viel Wasser einem Entlastungsstollen zugeführt werden müsste. Die Beantwortung der Frage ist deshalb wichtig, da dies für die Dimensionierung eines Stollens entscheidend ist. Der Gemeinderat hat dem AHK die derzeitigen Abflusskapazitäten für zahlreiche Geländepunkte zur Verfügung gestellt. Die vom AHK gestellte Frage ist damit allerdings nicht beantwortet. Der Gemeinderat verweist auf die kommenden Informationen am geplanten zweiten „Runden Tisch“.