Die Stadt hatte sich herausgeputzt. Unzählige Vereine standen an der Oberen Bahnhofstrasse Spalier, als Karin Keller-Sutter mit ihrem Tross vom Bahnhof Richtung Hofplatz zog. Später war dieser so dicht bevölkert wie schon lange nicht mehr. Rund 3500 Personen dürften der Wiler Bundesrätin die Ehre erwiesen haben.
Diese zeigte sich volksnah und liess es sich nicht nehmen, beim Wiler Lied mitzusingen. Dieses wurde von Schülerinnen der Mädchen-Sekundarschule Kathi vorgetragen. Doch bei der dritten Strophe musste KKS passen. Denn diese war neu – extra auf die Neo-Bundesrätin zugeschnitten. «Vom Kathi Wil in den Bundesrat» lautete der Text. Später sagte Karin Keller-Sutter vor versammelter Runde: «Ich bin überwältigt und hätte nie gedacht, dass so viele Menschen kommen, um mit mir zu feiern. Dieser Abend wird mich jeden Tag daran erinnern, dass ich die Arbeit für die Menschen im Land mache. Ich werde mich auch in schwierigen Momentan an diesen Kraftort, den Hofplatz, erinnern.»
Säntis wird zum Gipfel der Politik
Es war eine bewusst kurz gehaltene Feier, damit nachher noch Zeit für den geselligen Teil und die diversen Wiler Spezialitäten an den Verpflegungsständen blieb. Stadtpräsidentin Susanne Hartmann richtete einige Worte ans Volk und bezeichnete Wil als «Bundesrätinnen-Stadt». FDP-Fraktionspräsident Beat Walti übereichte KKS ein Bild des Säntis’, Dies mit dem Hinweis, dass Karin Keller-Sutter nun auf dem Gipfel der Schweizer Politik sei. Die Tessiner Nationalratspräsidentin Marina Carobbio Guscetti sorgte für eine Rarität: Italienisch auf dem Hofplatz. Umrahmt wurde der Anlass von den Stadttambouren, die eine spezielle Lichtshow zeigten, und der Stadtharmonie.
Für die Stadt Wil war die Feier ein Erfolg, wie sie in einer Mitteilung verlauten liess. «Schön war, dass Politprominenz und Bevölkerung auf dem Hofplatz vor der grossen Tanne versammelt waren. Die Adventsstimmung in unserer Altstadt hat auch den Politikern aus Bundesbern gut gefallen», sagte Hartmann.
«Will Bundesrätin des Dialogs sein»
Begonnen hatte der Festakt bereits am Nachmittag in St. Gallen. Dort schüttelte Karin Keller-Sutter unzählige Hände, verteilte Küsschen und beantwortete Medienfragen. Dazwischen blieb auch ein kurzer Moment Zeit, um ihren Hund Picasso zu kraulen. In ihrer Willkommensrede versprach Karin Keller-Sutter, «Bundesrätin des Dialogs» sein zu wollen. «Das reale Leben findet nicht im Bundeshaus statt, sondern draussen in den Familien, bei der Arbeit und in den Schulen. Also überall dort, wo Menschen in unserem Land tätig sind», sagte die Wilerin. Angesprochen auf die Erfahrungen seit der Wahl vor acht Tagen, sagte Keller-Sutter: «Ich spüre die Verantwortung. Mit dem Amtseid fängt ein neues Leben an.»
Wofür die Buchstaben KKS stehen
Der St. Galler Regierungspräsident Stefan Kölliker, ebenfalls ein Wiler, richtete Worte an die neue Bundesrätin. KKS sei die Abkürzung für «kompetent, kommunikativ, souverän». Oder für «konstant, kompromissbereit und stockbürgerlich». Oder für «katholisch, keine Allüren und stark vernetzt». Doch dies alles seine nur Etiketten, welche der neuen Bundesrätin nicht gerecht würden. «Für uns steht KKS vor allem für eine charmante St. Gallerin und eine typische Ostschweizerin.»
Noch Bundesrat Johann Schneider-Ammann überbrachte KKS einen symbolischen Schlüssel für das Bundeshaus. Zudem attestierte er der Wilerin in «starkes Jahr als Nationalratspräsidentin». Bei seiner Ansprache wirkte Schneider-Ammann auffallend gelöst und hatte so manchen Spruch auf Lager.
Hier Impressionen von der Feier in Wil:



Hier einige Impressionen aus St. Gallen: