Gar lange geschah Abfallentsorgung absolut sorglos. Nun aber holt uns die Vergangenheit ein. Dass der Müll über dem eingedolten Bach im Flawiler Lehmtobel zwar aus den Augen war, aber nicht bleibend aus dem Sinn ist, zeigten Magnus Hälg, Fachspezialist für Abfall und Rohstoffe beim kantonalen Amt für Umwelt, Elmar Metzger, Gemeindepräsident Flawil und Cédric Künzle, Bauleiter der Firma Gruner Wepf AG, St. Gallen, Niederlassung Degersheim, auf.

Erschreckender Zustand

Vor rund zehn Jahren habe er die Deponie Lehmtobel zum ersten Mal besichtigt, führte Magnus Hälg aus. Er ist im kantonalen Amt für Umwelt für Boden und Kreislauf zuständig. Der Zustand der Deponie sei erschreckend gewesen. Der nur mit einer dünnen Humusschicht überdeckte Untergrund sei an verschiedenen Stellen abgerutscht. Sträucher und umgestürzte Bäume seien voller Kehricht gewesen. Die Umgebung sei nicht vom Gestank aus der Deponie verschont geblieben. Das Wasser an der Austrittsstelle des eingedolten Baches sei rostbraun und voller Schaum gewesen. 

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Durch Umschichtung des deponierten Materials wird dieses verfestigt. Der offengelegte Bach wird um die Deponie herum geführt.


Böschung wird stabiliert

Unverzüglich ist ein Sanierungskonzept ausgearbeitet worden. Dabei hat man davon abgesehen, den Kehricht einfach von einer Deponie in eine andere zu verschieben. Wenn die Umsetzung auch lange auf sich warten liess, so ist man jetzt daran, den Böschungsfuss zu stabilisieren und den verdichteten Deponiekörper mit sauberem Aushub zu überdecken. Die Eindolung des Baches unter dem Kehricht wird ausser Betrieb gesetzt. Der offengelegte Tobelbach wird um die Deponie herum geführt. 

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Bauleiter Cédric Künzle: «Wir müssen gut 20'000 Kubikmeter Material umschichten.»


Gewaltige Materialbewegungen

Im Rahmen der Sanierung sind insgesamt gut 20'000 Kubikmeter Material zu bewegen. Davon sind, wie Bauleiter Cédric Künzle ausführte, rund 6'000 Kubikmeter verschmutzt. Der Tobelbach wird auf einer Länge von 240 Metern offen gelegt. Der Bach wird so am aufgeschütteten Kehricht vorbeigeleitet, dass ihm kein Schmutzwasser mehr zufliessen kann. Der gerodete Wald – eine Fläche von rund 10'000 Quadratmetern – wird nach der Sanierung wieder aufgeforstet.

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1800 belastete Standorte im Kanton St. Gallen

Das Amt für Umwelt des Kantons St. Gallen zeigte am Beispiel der Flawiler Deponie Lehmtobel, wie aufwändig und teuer die Sanierung von Altlasten sein kann. Im ganzen Kanton gibt es rund 1800 belastete Standorte. Rund ein Drittel dieser Standorte sind bisher untersucht worden. 150 wurden als sanierungsbedürftig beurteilt. Gut die Hälfte davon sind bereits saniert. Die belasteten Standorte teilen sich auf Ablagerungsplätze (44 Prozent), Betriebsstandorte (42 Prozent), Schiessanlagen (14 Prozent) und Unfallstandorte (1 Prozent) auf.

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Magnus Hälg vom kantonalen Amt für Umwelt: «Von 570 kontrollierten Standorten im Kanton St. Gallen sind 150 sanierungsbedürftig.»

Die Sanierungskosten tragen grundsätzlich die Verursacher der Altlasten. Es ist aber nicht in jedem Fall möglich, die Verursacher zu ermitteln. Dann kommen die Gemeinde und der Kanton zum Zug. Der Bund möchte bis 2040 alle Standorte saniert haben.