Das neue Demenzzentrum der Thurvita kommt an die Konstanzerstrasse in Rossrüti zu stehen, unmittelbar an der Ortsgrenze zu Wil SG. Es entsteht ein Neubau für an Demenz erkrankte pflegebedürftige Personen mit insgesamt zehn Wohngruppen und Nebenräumen. Das sich auf dem Areal befindende Haus Rosengarten bleibt erhalten und soll für die Bedürfnisse der Thurvita AG genutzt werden.
Das Siegerprojekt: Am Chrebsbach
Das Siegerprojekt von Schneider Gmür Architekten, Winterthur «Am Chrebsbach» - nomen est omen – sieht eine gestaffelte Häuserzeile vor, die den Ortsrand von Rossrüti neu bestimmen wird. Nach Beurteilung des Preisgerichtes ergibt sich eine Wohnlage, welche nicht etwa einer spitalartigen Strukturentspricht. Der aufgegliederten Struktur falle es entsprechend leicht, sich in sein Umfeld einzugliedern.
Die langgezogenen Wohnbauten westlich erhalten mit dem Neubau eine Fortsetzung, die zusammen mit den Bauten der Gebrüder Egli AG und dem Gegenüber ennet der Konstanzer Strasse einen dreiecksartigen Raum aufspannt.
Haus Rosengarten bleibt
In diesen weit gespannten räumlichen Begrenzungen, welche drei Geschosse nicht übersteigen, kann sich das Haus Rosengarten in freier Stellung gut behaupten. Es setzt den baulichen Schwerpunkt des Gartenhofes, den es als Gegenüber zum Haus für Demenz mit aufspannt. Zusammen mit der Einfriedung, die sich beidseitig an seine Front anschliesst, bestimmt das markante Biedermeierhaus den Auftritt der Anlage zur Strasse hin. Seitlich davon finden Fussgänger die Pforte zum Hof, der dem Eingang zur Wohnanlage vorgelagert ist. Motorisierte Besucher treten unmittelbar daneben vom Parkplatz her ein. Eine Pergola schliesst die östliche Seite des sich dorthin aufweitenden Aussenraumes, den Anschluss an den Kopf der Neubaute bildet eine Torsituation, welche zur Vorfahrt benutzt werden kann.
Drei Einheiten übereinander
Aneinandergereiht sind viermal übereinander drei Einheiten. Im Erdgeschoss Ost nehmen zwei davon Tagesbetreuung, Ferienzimmer und die öffentlichen Räume auf, die sich um den Haupteingang gruppieren. Die Struktur ist damit sehr übersichtlich und einfach.
Alle Wohnungsgruppen erhalten eigene Eingänge und Treppenhäuser. Besucher und Bewohner betreten das Gebäude also dezentral, der Gartenhof wird damit zum Begegnungsraum, der die klar adressierten Wohnorte untereinander, zu den Räumen der Verwaltung im Haus Rosengarten und mit dem Alltagsleben generell verbindet.
Das dem Wohnungsbau nahestehende Innenleben bestimmt auch den Ausdruck des Gebäudes aussen. Es gelingt den Projektverfassern, das Rasterhafte der wohlgeordneten Struktur mittels wirksamen architektonischen Massnahmen und geeigneter Materialwahl in Spannung zu versetzen. Die den Unterlagen zu Aussagen zu Bauweise und Ökologie lassen eine wirtschaftliche Erstellung und Nachhaltigkeit im Betrieb erwarten. Die zu erwartenden Erstellungskosten liegen unter dem Durchschnitt der eingereichten Projekte.
Unterschiedliche Freiräume
Die am Chrebsbach stehende Baute generiert zwei unterschiedliche Freiräume. Zur Strasse und dem von seinem Anbau befreiten Haus Rosengartenhin entsteht ein „Gartenhof“. Zum Chrebsbach hin ein grosszügiger „Landschaftsraum“. Beide Räume werden sehr gekonnt und präzise auf die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner und der Betreuenden eingehend, ungekünstelt und selbstverständlich gestaltet.
Der Gartenhof ist barrierefrei zugänglich und weglaufsicher gefasst mit Sockelmauer, Staketenzaun, raumbildenden Pflanzungen und einer schattenspendenden Rosenpergola. Ineinander verwobene Flächen unterschiedlicher Form und wechselnder Vegetationsarten schaffen einen differenzierten Aussenraum mit spannenden Räumen und Nischen, die zum Rückzug und Verweilen einladen ohne Menschen mit hohem Bewegungsbedürfnis zu behindern.
Kombination mit Bauten «Gebrüder Egli»
Genügend gross dimensionierte Platz- und Rasenflächen bieten Raum für Gruppenaktivitäten. Vereinzelt platzierte Trinkbrunnen bringen das Element Wasser gut nutzbar in den Garten. Die vorgeschlagene Bepflanzung mit Baum-, Strauch- und Krautschicht ist stimmig. Sie generiert ein schönes Schatten – Lichtspiel, lässt die Jahreszeiten erleben, bietet zusätzlichen Schatten in der heissen Jahreszeit und vielfältige Sinneserlebnisse.
Der Übergang zur Liegenschaft der Gebrüder Egli wird geschickt gelöst mit einer Mauer an der gartenseitig die Rosenpergola und ein grosszügiger Geräteraum und an der Aussenseite ein gedeckter Bereich für Zweiradparkierung und Entsorgung angegliedert sind. Der Zugang zum Garten und den beiden Häusern erfolgt durch verschiedene Eingänge direkt vom Trottoir, vom Parkplatz oder vom Zweiradparking her. Der Haupteingang ist so breit ausgebildet, dass Fahrzeuge in den Gartenhof gelangen können.
Der Landschaftsraum im Süden und im Westen wird aufgewertet durch standortgerechte Pflanzungen entlang des Chrebsbaches, welche zu Gruppen gegliedert, den Blick in den landwirtschaftlich geprägten, sanften Hügelzug mit dem Wald abschnittsweise, als teilgerahmte Bilder freigeben. Der Raum wird, ausgehend von einem Tor aus dem Gartenhof durch einen Wiesenweg erschlossen. Er bietet Möglichkeit für den betreuten Aufenthalt ausserhalb der weglaufgesicherten Räume. Ein Pavillon bildet einen Zielpunkt und bietet Gelegenheit für eine Rast auf dem Spaziergang im Grünen.
Das Beurteilungsgremium stellt im Bericht fest, dass die Sorgfalt der Auftraggeber in der Umschreibung ihrer zukunftsgerichteten Absichten zur Entwicklung von Projektenangeregt haben, welche ausgetretene Pfade verlassen. Dies trifft auf die vorliegende Arbeit im besonderen Masse zu. Es überzeugt in Konzept, Umsetzung zu Raum und Form, gleichermassen wie als Beitrag zum Ortsgefüge von Rossrüti.