Unter dem Strich bleibt ein Verlust von 201'740 Franken für das Geschäftsjahr 1. Juli 2019 bis 30. Juni 2020. Somit hat die FC Wil 1900 AG neu ein negatives Eigenkapital von 9409 Franken, welches dank Rangrücktritten aber gedeckt ist. «Wir können mit dem Ergebnis leben», sagt FC-Wil-Geschäftsführer Benjamin Fust zum Jahresabschluss. Hintergrund der Aussage: Wegen dem Ausbruch des Coronavirus im März 2020 und dem dreieinhalb-monatigen Meisterschafts-Unterbruch war plötzlich so manches in Frage gestellt. Jedoch forderte kein einziger Saisonkarten-Besitzer das Geld zurück, die Sponsoren taten es genau so wenig wie die Mitglieder der Gönnervereinigung Club 2000.
Und auch die Einnahmen aus dem Ticketing gingen nicht zurück. Ganz im Gegenteil. Das liegt daran, dass während der meisten Spiele doch 1000 Zuschauer zugelassen waren. So schlug schliesslich positiv zu buche, dass vor dem Corona-Ausbruch in der Meisterschaft gegen die Grasshoppers fast 4000 Zuschauer gekommen waren und knapp zwei Monate später im Cup gegen den FC Zürich über 3000 Fans. Die Einnahmen aus dem Ticketverkauf waren somit um rund 34'000 Franken höher als in der Saison davor.
Transfererlöse deutlich gestiegen
Weiter positiv: Die Lohnsumme konnte um eine halbe Million auf noch 2,4 Millionen Franken reduziert werden. «Ein vernünftiges Mass», findet man beim FC Wil. Zudem gab es um rund 300'000 Franken mehr Transfererlöse. Dabei schenkte vor allem ein, dass Stürmer Filip Stojilkovic in der Winterpause an den Super-League-Klub Sion verkauft werden konnte. Auch der Transfer von Nikki Havenaar zu Thun sowie Beteiligungen an Weitertransfers von ehemaligen Akteuren hatten positiven Einfluss auf den Jahresabschluss. «Die Transfererlöse von Spielern, welche nach dem Saisonende im Spätsommer 2020 verkauft wurden, fliessen dann erst in die nächste Rechnung ein», sagt Fust. Zudem gab es 128'000 Franken von der Swiss Football League, weil der FC Wil am meisten junge Spieler aller Challenge-League-Klubs eingesetzt hat. Ferner haben die Spieler und Mitarbeiter auf Lohn verzichtet, als während des Lockdowns nicht trainiert wurde.
Dass schliesslich doch ein Verlust resultierte, hat mehrere Gründe: So mussten ein letztes Mal hohe Löhne abbezahlt werden, welche noch aus der Zeit der türkischen Investoren herrührten. Das hat sich nun erledigt, womit dieses Kapitel fertig geschrieben ist. Ferner spürt der Klub, dass kein Namensgeber für den Sportpark Bergholz mehr vorhanden ist. IGP ist per Ende 2019 ausgestiegen. Es entgehen dem Verein somit pro Jahr 77'500 Franken. Zusammen mit den Verantwortlichen der Wiler Sportanlagen AG (Wispag) werden nun verstärkte Anstrengungen unternommen, um wieder einen Namensgeber zu finden – auch mit externen Beratern. Aus dem Jahresabschluss geht ferner hervor, dass der FC Wil während der ersten Corona-Welle einen Kredit in der Höhe von 300'000 Franken bezogen hat.
Kein Zuschuss mehr nötig
Der Verlust von rund 200'000 Franken (bei einem Aufwand von knapp 3,5 Millionen Franken) sieht zwar negativer aus als das Ergebnis ein Jahr zuvor, als eine schwarze Null resultiert hatte. Damals hatten allerdings mehrere Personen gut eine Million Franken einschiessen müssen, um eben raus zu kommen. «Wir sind auch weiterhin auf den Goodwill der Bevölkerung sowie der Partner angewiesen», sagt Geschäftsführer Benjamin Fust.
Und sonst? Bei den Wahlen wurde Präsident Maurice Weber für drei weitere Jahre im Amt bestätigt. Gleiches zählt für die Verwaltungsräte Bettina Osterwalder und Artan Sadiku. Nicht bestätigt werden musste Verwaltungsrat Oliver Baumgartner, da er vor Jahresfrist in einer Ersatzwahl für zwei Jahre gewählt worden war. Speziell war der Rahmen der Generalversammlung. Wegen der Corona-Situation wurde sie ohne Aktionäre in einem TV-Studio in Volketswil aufgezeichnet, unterhaltsam produziert und live ausgestrahlt. Die ehemalige SRF-Moderatorin Janine Geigele moderierte nach Erledigung der Traktanden einen Fussball-Talk. Auch ein Töggeli-Match fand statt. Im Talk forderte Trainer Alex Frei von der Stadt, dass nächstes Jahr ein neuer Kunstrasen im Fussballstadion Bergholz verlegt werden möge. Eben dies ist im städtischen Budget des kommenden Jahres drin.
Impressionen der GV aus dem TV-Studio:





