Es lohnt sich, das Logo der Band näher anzuschauen. Über dem Namen Timberline – was so viel wie „Baumgrenze“ bedeutet – ist die Silhouette des Niesen zu sehen, auch als „Pyramide der Alpen“ bekannt. Und über der Baumgrenze sind ja bekanntlich felsige – rockige - Gebirge Szenenbeherrscher. Oben also „Rock“, unten aber „Country“, Landschaft. So verbinden sich in der Musik der Band ganz verschiedene Stilrichtungen, aus Irland und England als Heimwehlieder nach den USA gekommen, von Bob Dylan und andern Musikern – und Musikerinnen! – ins eigene Repertoire aufgenommen, immer wieder erneuert und schliesslich auch in schweizerischen Landen angekommen. Timberline hat den „Sound“ verinnerlicht, den Rhythmus aufgesogen, dazu eigene Texte geschrieben und dazu eine äusserst vielseitige Instrumentierung eingesetzt.
Richtige Stimmungsband
Man konnte hier nicht schon von Anfang an mitsingen, weil die ersten sechs Stücke alle aus bandeigener Feder stammten. Umso konzentrierter konnte da zugehört werden. Immer wieder wechselten instrumentale Sololäufe von einer Seite der Bühne auf die andere. Tinu Ruch hatte gleich einen ganzen Ständer voller unterschiedlicher Gitarren mitgebracht, welche ihm im Laufe des Programms immer wieder von einem aufmerksamen Helfer zugetragen wurden.
Auch Ruth Iseli wechselte immer mal wieder von ihrer geliebten Pedal Steel Guitar zum ebenfalls sehr geliebten Dobro, einer Art Gitarre, ursprünglich aus dem slowakischen Raum nach Amerika gekommen und sowohl an den Familiennamen der Hersteller angelehnt wie auch an das slawische Wort „dobro“ für „gut“.
Schlagzeuger Patrick Schorer sorgte für den richtigen Rhythmus, sang aber auch bei vielen Songs mit.
Pedal Steel Guitar, Dobro
Ruth Iseli lockte mit ihrer PEDAL STEEL GUITAR eine ganze Traube an Interessierten an ihr im Oberuzwiler Singsaal vermutlich noch kaum je gehörtes Instrument. Bereitwillig erklärte sie, wie so ein Klangerzeuger gespielt wird. In der linken Hand hält sie ein ziemlich schweres, röhrenförmiges Chromstahlstück, genannt „Slide Bar“, mit welchem sie die Saiten herunterdrückt. An der rechten Hand liegt über ihrem Daumen eine Art Zupfer, ein Fingerpick, mit dem sie mit den übrigen vier Fingern die Saiten zupft. Der Ton wird elektronisch übertragen. Mit den Pedalen – mit den Knien gedrückt - kann die Klangfarbe und die Tonintensität verändert werden.
https://www.youtube.com/watch?v=xA7ke8xIN9I&list=UUGV33qvRhGVue-RAkxtKzxA&t=0s&index=7
Swiss-Steel-Lady Ruth Iseli mit ganz unterschiedlichen Weisen, auf Pedal Steel-Guitar gespielt, aber auch auf dem Dobro.
Lauter profilierte Musikerinnen und Musiker
Auf dem von der Kulturkommission sehr informativ und leserfreundlich gestalteten Programm-Faltblatt konnte über jede einzelne Künstlerpersönlichkeit das Wichtigste nachgelesen werden. Durch das Programm führte Lead-Sängerin und Stimmungsmacherin Tanja Blatter. Die Freude am gemeinsamen Musizieren war durchs Band zu hören und zu sehen. Die Band schenkte dem Publikum mit ihren abwechslungsreichen Songs einen unvergesslichen musikalischen Ferienschluss.
Fast nur Eigenkompositionen
Die Lieder tragen Titel wie „Wasted Love“ (Verschmähte Liebe) oder „Story of a Broken Heart“ (Geschichte eines gebrochenen Herzens) , aber auch „I Wanna Love You“ (Ich will/möchte dich lieben“) oder „Rock This Party“. Wie in der hiesigen Volksmusik auch geht es bei Country und Rock um Themen, die Menschen in ihrem Alltag umtreiben. Dazu gehören Begriffe wie Liebe - erfüllt, aber noch öfters unerfüllt -, aber auch das Beobachten der Natur, sowie Gedanken zu Pech im Leben oder was die sozialen Medien mit den Menschen so machen. All diese Erkenntnisse werden in stampfende, melodiöse Kompositionen verwandelt und oft vielstimmig, manchmal aber auch nur mit Tanja Blatters Stimme allein vorgetragen. Auch wer kein Wort verstanden hat, spürte doch aus der Musik heraus, worum es im jeweiligen Lied ging.
Abschied von Tanja Blatter
Auf der Homepage von Timberline erfährt man, dass der Auftritt in Oberuzwil einer der letzten von Tanja Blatter mit dieser Formation gewesen sein muss, will sie sich doch ab diesem August neu orientieren und mehr ihren persönlichen Bedürfnissen widmen. Das wird ein Verlust für die Band sein, denn die Frau findet den Draht zum Publikum sehr schnell, singt die meist von Bandmitgliedern getexteten und in Töne umgesetzten Lieder mit Herzblut und sehr viel Charme und ist mit ihrem Cowboyhut und der ausdruckstarken Mimik auch ein Blickfang. Überhaupt: Hüte! Auch Lead-Gitarrist Markus Dal Canton, Tinu Ruch, Gitarrist, Sänger, Songschreiber sowie Ruth Iseli trugen passende Hüte. Irgendwann wechselte Tinu Ruch allerdings auf ein Baseballkäpi.
Ohne Strom geht nichts…
Während die Cowboys früher mit ihrer Gitarre am Lagerfeuer sassen – so die romantische Version dieses bestimmt nicht immer einfachen Lebens -, geht bei TIMBERLINE ohne Elektrizität gar nichts. Alle Instrumente sind am Strom angeschlossen, die Gitarristen haben ein vielseitiges Pedal vor sich, alle sind per Headset miteinander verbunden, haben auf einem Tablet zudem die Möglichkeit, je nach Situation die eine oder andere Stimme per virtuellen Regler lauter oder leiser einzustellen. So ist es für die einzelnen Musizierenden nicht ständig so laut, und doch hört jede Person alle andern Klänge gleichmässig gut. Das verhindert, dass die Harmonien irgendwann auseinanderdriften könnten. Da ist natürlich auch der Mann am Mischpult unverzichtbar. Die Schulbehörden hat sicher gefreut, dass die Band befand, die technischen Anlagen im Singsaal seien tiptop.
Dank
Am Schluss des begeisternden Konzerts dankte Kulturkommissionspräsident Reto Almer allen am gelungenen Abend Beteiligten. In der Kulturkommission wird immer wieder Neues für die Dorfbevölkerung ausgeheckt. Bis aber so ein Abend zustande kommen kann, braucht es viele zupackende Hände. Partnerinnen und Partner der Kommissionsmitglieder helfen jeweils ebenfalls mit. Aber auch Hauswart Roland Frischknecht bekam ein grosses Lob für seinen Einsatz. Ohne Freiwillige wäre so ein Grossanlass kaum durchzuführen. Was wohl nächstes Jahr wieder für ein Ohrenschmaus samt Augenweide auf dem Programm der Abendserenade stehen wird?
Kulturkommission der Gemeinde Oberuzwil
http://www.oberuzwil.ch/de/politik/kommissionen/?amt_id=7289