Die kommenden Abstimmungen sorgen wieder einmal für viele Diskussionen. Für den Wahlkampf werden viele grosse Begriffe benutzt: Diskriminierung, Diktatur, Spaltung der Gesellschaft, Meinungsfreiheit, … Dabei gehen mir viele Fragen durch den Kopf. Ist das Covid-Gesetz wirklich der Anfang einer Diktatur? Diskriminiert die Zertifikatspflicht wirklich jemanden? Werden wir ungerechterweise in unserer Freiheit eingeschränkt? Gibt es eine Spaltung der Gesellschaft?
Ziemlich sicher ist, dass wir immer noch in einer funktionierenden Demokratie leben, solange wir über das Covid-Gesetz mitbestimmen können und jeder seine Meinung Kund geben darf. Für andere Beispiele müssen wir nicht weit schauen. In unseren Nachbarländern hat die Bevölkerung nicht so viel Freiheit wie wir, in einer Krisenbewältigung so viel mitbestimmen zu dürfen.
Trotzdem gibt es einige laute Stimmen, die sich ungerecht behandelt fühlen. Es wird von Diskriminierung der Ungeimpften gesprochen bei der Zertifikatseinführung. Aber was ist eigentlich Diskriminierung? Ist jede ungleiche Behandlung gleich eine Diskriminierung? Oder gibt es nicht auch gerechtfertigte Ungleichheiten, wie zum Beispiel vergünstigte Museumseintrittspreise für Senioren, Kinder und Studenten? Ist ungleiche Behandlung für den Schutz Anderer gerechtfertigt? Und ist Diskriminierung nicht an Eigenschaften gebunden, welche die diskriminierte Person nicht beeinflussen kann, wie zum Beispiel Hautfarbe, Geschlecht oder Alter? Ein Zertifikat dagegen ist für alle zugänglich, sei es durch Impfen oder Testen.
Das Zertifikat ist jedoch für einige eine Einschränkung ihrer Freiheit. Aber wieso ist Freiheit um jeden Preis so wichtig? Sollen alle ihre Freiheit behalten im Gegenzug für die Gesundheit oder Freiheit anderer Menschen? Wieso reicht es nicht, wenn wir nur auf unsere eigene Freiheit schauen? Müssen wir nicht auch auf die anderen schauen?
Und was ist eigentlich mit der Spaltung unserer Gesellschaft? Ist es tatsächlich der sogenannte Impfzwang, der die Gesellschaft spaltet? Oder ist es nicht viel mehr die Polarisierung und Radikalisierung, welche unsere Gesellschaft spaltet? Sollten wir nicht für eine gesunde Demokratie uns einander wieder mehr zuhören und diskutieren und uns auf gemeinsame Lösungen einigen? Werden Krisen überstanden, indem sich die Seiten verhärten oder nicht viel mehr, wenn wir alle an einem Strang, in eine Richtung ziehen? Ist es nicht gerade in Krisenzeiten wichtig zusammen zu stehen? Wieso reicht Eigenverantwortung nicht aus? Wieso ist es gerade jetzt so wichtig solidarisch zu sein? Solidarisch sein mit Risikogruppen, solidarisch sein mit Pflegekräften, die so viel geleistet haben in der Pandemie, solidarisch gegenüber der restlichen Gesellschaft sein. Denn eine Krise kann niemand alleine bewältigen, es reicht eben nicht auf Eigenverantwortung zu setzten. Viel mehr müssen wir da zusammen durch.