Die Bühne Thurtal unter der Leitung von Willy Hollenstein nimmt sich im 2018 mit der Lebensgeschichte des Toggenburgers „Ueli Bräker“ erneut einer geschichtlich prägenden Persönlichkeit an, dessen Lebensart auch nach 250 Jahren noch nichts an Aktualität verloren hat. Wie bei der Bühne Thurtal gewohnt, wird es wieder eine Freilicht-Aufführung werden, das Spezielle, exakt am Lebensort Bräkers im Dreyschlatt in Wattwil. Die Hauptakteure sind bereits bestimmt und am 6. Juli 2018 findet die Premiere statt. Im Thurpark Wattwil stellte das OK die Details der Aufführung „Ueli Bräker“ vor. Mit der Anwesenheit von Willy Schönenberger aus Gähwil, dem wohl besten Kenner der Lebensgeschichte von Bräker, kamen auch Insider-Begebenheiten der Bräkers zur Vorstellung. OK-Präsident Willy Hollenstein gab sich in seinen Ausführungen zum aktuellen Planungsstand überaus stimmungsvoll, seitens der Bühne Thurtal wiederum mit einem besonderen Highlight aufwarten zu können. Die Inszenierung von Ueli Bräker findet am originalen Lebensort Bräkers, dessen Jugendhaus im Dreyschlatt statt.
Arm, aber dennoch ein Mann von Welt
Willy Schönenberger kennt Bräkers Geschichte in allen Details und verfügt auch über eine grosse Dokumentation aus seiner Lebenszeit. Bräkers armseliges Dasein könne auch mit dem Zitat umschrieben werden: „Die Freiheit zu betteln, wenn man nichts mehr hat“. Ueli Bräker, zwar mit vielen Enttäuschungen konfrontiert, habe gleichzeitig durch aktives Lernen auch zum Weltgeschehen Stellung genommen. Als Geissenbub angeheuert, habe es dennoch für ein paar Wochen Schulbildung gereicht.
In Bräkers Lebenszeit komme auch eine zarte Liebesgeschichte vor, ganz ohne Kitsch, wie es Schönenberger umschrieb. Seine Frau Salome habe er zwar als Hausdrache umschrieben. Sie sei aber für ihn dennoch wichtig gewesen, sozusagen wie eine bittere Arznei, die dennoch Heilung bringt.
Inszenierung, wo Ueli Bräker lebte
Dass die Bühne Thurtal für eine Freilicht-Inszenierung ins Toggenburg wechselt, hat nach OK-Präsident Willy Hollenstein einen besonderen Grund. Mit der Stückwahl „Ueli Bräker“ biete sich die einzigartige Möglichkeit, den Spielort an den Ort zu verlegen wo er auch aufgewachsen ist, dem Dreyschlatt.
Mit Ueli Bräker könne man dessen Persönlichkeit und Lebenswerk bei den Leuten wieder etwas in Erinnerung rufen. Es gebe zwar im Toggenburg zahlreiche Hinweise auf Bräker wie den Bräkerweg, der von der Krinau zu seinem Jugendhaus führe. Sie wollten mit der Aufführung auch nachhaltig agieren, indem auf diesem Weg Informationstafeln über Bräker aufgestellt werden.
Die Inszenierung ist aufgegleist
Willy Hollenstein gab zur Inszenierung bekannt, dass sie sämtliche Bewilligungen für die Aufführung im Dreyschlatt hätten. Hingegen sei der Autor Paul Steinemann noch am Schreiben des Stückes für die Aufführung. Mit Stefan Camenzind sei auch die Regieleitung mit einem erfahren Schauspielleiter ausgestattet, der sich auch in Freilichtspielen bestens auskennt. Das Bühnenbild werde mehrheitlich durch die Fassade von Bräkers Jugendhaus gebildet.
Auf der Bühne werden zwischen 30 bis 35 Schauspieler zum Einsatz kommen, welche total 45 Rollen spielen. Ueli Bräker werde in drei Personen gespielt, um die altersmässigen Schritte echt darstellen zu können. Dies treffe auch für dessen Gattin Salome zu. Noch seien Kinder und Erwachsene gesucht, welche in Statistenrollen Einsatz finden. Die Proben beginnen im Januar 2018. Dank der Verfügbarkeit des Schauspielortes Dreyschlatt könnten sehr früh Proben an Ort durchgeführt werden. Erfreut wies Hollenstein weitergehend darauf hin, dass sie erstmals mit einer Life-Musik das Stück umrahmen könnten. .Die Musikgruppe „Trittonus“ von Urs Klaus werde mit Instrumenten aus der damaligen Zeit in Erscheinung treten.
Finanzierung sollte aufgehen
Das Ok arbeitet mit einem Budget um 500'000 Franken. Wenn sie 5'500 Eintritte verkaufen könnten, könne die Rechnung aufgehen. Allein die Tribüne für 550 Personen, Ton- und Technikanlagen, machten rund 250'000 Franken aus. Der Premiere am 6. Juli 2018 werden weitere 16 Aufführungen folgen. Auf dem Festplatz ist für die Gäste für ein reichhaltiges Catering geplant, um den Besuchern einen angenehmen Aufenthalt zu ermöglichen.
Der zwar etwas abgelegene Spielort könne auch Anziehungspunkt werden, Bräkers Lebenssort kennen zu lernen. Es wird nach OK-Präsident Willy Hollenstein auch für genügend Parkplätze gesorgt sein.
«Ueli Bräker – der Arme Mann im Tockenburg»
Die Lebensgeschichte des Armen Mannes im Tockenburg lässt uns ins Herz des Toggenburgs, in die tiefsten Gründe unserer eigenen Geschichte blicken. Von 1735 bis 1798 lebt Ueli Bräker in Lichtensteig, Krinau und Wattwil. Als einfacher Salpetersieder verfolgt er die Wirren der Weltgeschichte, die Französische Revolution, die Gründung des Kantons Säntis, des späteren Kantons St. Gallen.
Stets sprüht er voller Leben, sein quirliger Geist lässt ihn nicht ruhen. In wenigen Wochen Schulbesuch in Krinau lernt er Lesen und Schreiben, daraus entwickelt er ein erstaunliches Literaturverständnis, er wird in den Lesezirkel der ‘Toggenburgischen Moralischen Gesellschaft’ aufgenommen, die Werke von William Shakespeare kennt er auswendig.
Mitten in der zartesten Liebesgeschichte mit seinem hübschen Ännchen zieht er fort in fremde Söldnerdienste und kehrt kläglich als Deserteur aus der Schacht bei Lobositz wieder heim nach Lichtensteig. Dort sieht er sich bitter enttäuscht, weil sein Ännchen nicht auf ihn gewartet hat, sie ist halt auch verplempert!
Die Trotzheirat mit Salome, dem Mädchen mit dem Amazonengesicht, bringt ihm nicht das erhoffte Glück, sein Leben lang muss er unter dem Regiment seiner strengen Ehegattin leiden. Einzig seine nächtlichen Fantasien, seine frische Schriftstellerei, seine Eskapaden in die Lichtensteiger Bränzstuben öffnen ihm die Fenster zur Welt: Doch auch hier sieht er bittere Armut und Not, die 1760er Hungerjahre kosten zweien seiner geliebten Kinder
das junge Leben.
Wahrlich ein bitterer Blick in die Geschichte unseres Toggenburgs, und doch voller Lebenslust, voller Wärme und voller Hoffnung – eben die Geschichte des kleinen Mannes!
Und dann schallt der Ruf nach Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit aus Frankreich. 1798 wird das Toggenburg aus der Vogtei des Abtes von St. Gallen in die demokratische Freiheit entlassen – doch was bringt die neue Freiheit den Toggenburgern? Misstrauisch und voller Sorgen betrachten sie die Freiheit wie ein unliebsames Kuckucksei. Kurz nach der ersten grossen Volksversammlung in Lichtensteig stirbt Ueli Bräker, versunken in die letzten Zeilen seiner «Lebensgeschichte des Armen Mannes im Tockenburg».






