Die Schweizer Medien sind stark unter Druck. Um im umkämpften Markt überleben zu können, müssen Zusammenschlüsse getätigt und Synergien genutzt werden. Dies hinterlässt im Jahr 2018 auch in der Wiler Medienlandschaft Spuren. Vor wenigen Wochen hat die «CH Media», zu welcher die Tageszeitung «Wiler Zeitung» gehört, angekündigt, binnen der nächsten beiden Jahre fast zehn Prozent aller Stellen abzubauen – nämlich 200 der 2200. Der Verbund, welchem das «St. Galler Tagblatt», die «Luzerner Zeitung» und die «AZ Medien» (Aargauer Zeitung) angehören, bildet eine gemeinsame Mantelredaktion, in welcher die überregionalen Ressorts für alle diese Zeitungen hergestellt werden. Diese Redaktion kommt nicht in Wil zu liegen, auch nicht in St. Gallen, nicht einmal in Zürich, sondern in Aarau. Ob und welche Auswirkungen diese Umstrukturierung auf die «Wiler Zeitung» hat, ist offen.
Bei der «Swiss Regiomedia», welche das Mutterhaus der Wochenzeitung «Wiler Nachrichten» ist, sind bereits Anpassungen vorgenommen worden. Rückblende: Im August 2017 wurden die «Wiler Nachrichten» und 24 weitere Gratiszeitungen des «Zehnder» Verlagshauses als «Swiss Regiomedia» an die «BaZ Holding» verkauft und danach in die «Zeitungshaus AG» umbenannt. Im Frühjahr 2018 kam es zum nächsten Verkauf und die «Basler Zeitung» ging von der «Zeitungshaus AG» an die «Tamedia»-Gruppe. Im Gegenzug kamen die deutlich kleineren Gratis-Wochenzeitungen «Tagblatt der Stadt Zürich» und «Furttaler/Rümlanger» zur «Zeitungshaus AG», die im Besitz von alt Bundesrat Christoph Blocher (SVP) ist.
«Können uns Doppelbesetzungen nicht leisten»
Das Problem nun: Alle Angestellten in Basel, welche nicht für den lokalen Journalismus angestellt sind, müssen um ihren Job fürchten, da es gleiche oder ähnliche Stellen auch bei der «Tamedia» gibt. Bei der Belegschaft in Wil geht derweil die Angst um, dass man durch Personal aus Basel ersetzt werden könnte. Bereits seit rund einem Jahr werden bei der «Swiss Regiomedia» die Services Finanzen und Controlling nur noch durch das Personal in Basel erbracht. In Wil sind noch der Verlag, der nationale Verkauf, die Administration sowie die Produktion und Vorstufe angesiedelt. Personelle Veränderungen folgten auf dem Fuss. Seit Jahresbeginn haben schon drei Kadermitarbeiter der «Swiss Regiomedia» die Kündigung erhalten. Betroffen waren lauter Personen mit führenden Funktionen aus der Region Wil, die schon mehrere Jahre zuerst für «Zehnder» und später für die «Swiss Regiomedia» gearbeitet haben.
Laut Marcel Geissbühler, seit diesem Sommer und bis vor Kurzem CEO der «Swiss Regiomedia», wurde eine Person ersetzt. Die Aufgaben der zweiten Person wurden im Zuge der Reorganisation verteilt und die dritte Person hat erst vor wenigen Wochen ihrer Kündigung erhalten, dürfte aber auch ersetzt werden. «Jene Kündigung erfolgte aufgrund der internen Reorganisation, verursacht durch die Übernahme des «Tagblatts der Stadt Zürich» und des «Furttaler/Rümlangers». Die Übernahme verursacht Doppelbesetzungen. Dies können wir uns nicht leisten», sagte Geissbühler im Rahmen der Recherche dieses Artikels.
Ist der Standort Wil in Gefahr?
Die bangen Fragen, die sich jetzt stellen: Werden die Wiler Arbeitskräfte vollständig durch «Basler» Personal ersetzt? Ist Wil als Schaltzentrale der «Swiss Regiomedia» also gänzlich in Gefahr? «Ob es weitere Entlassungen gibt, kann ich im Moment nicht sagen. Ich hoffe es nicht. Es werden in den nächsten Wochen die Titel in die Organisation integriert», sagt Geissbühler. Und weiter: «Damit entsteht für den Standort Wil durchaus die Chance, dass mehr Arbeitsplätze entstehen. Dies vor allem in der Administration und Herstellung der Zeitungen, also in der Vorstufe. Diese Prozesse sind soeben angelaufen.»
Geissbühler selbst hat die «Swiss Regiomedia» laut Angaben der «Werbewoche» auf eigenen Wunsch bereits wieder verlassen und wird per 1. Januar durch Martina Barth ersetzt.