Am 27. Mai geschieht in der Region Wil einzigartiges: Dann wird in Bettwiesen der Gemeinderat für die nächsten vier Jahre gewählt – und zwar an der Gemeindeversammlung. Überall sonst findet die Exekutiv-Wahl mittlerweile an der Urne statt. Ein Argument für dieses Prozedere ist, dass damit mehr Leute zur Teilnahme an einer Abstimmung motiviert werden können als an der Gemeindeversammlung.

Auch der Wiler Ortsbürgerrat – nicht zu verwechseln mit dem Stadtrat – ist bis anhin an der Urne gewählt worden. Doch damit ist jetzt Schluss. Wenn im kommenden Jahr die Verantwortlichen für die nächste Legislatur ernannt werden, geschieht dies an der Bürgerversammlung. Und zwar offen. Dies bestimmten die Ortsbürger an ihrer diesjährigen Versammlung am Dienstagabend im kleinen Saal der Tonhalle. Bei drei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen folgten die 109 Anwesenden grossmehrheitlich und diskussionslos dem Vorschlag des Ortsbürgerrates, der eine dahingehende Anpassung der Gemeindeordnung beantragt hatte.

Fünf Stimmen an der Urne abgegeben

Somit darf davon ausgegangen werden, dass künftig eine tiefere Wahlbeteiligung herrscht bei diesen Personenwahlen als bis anhin. Bei jeder Wahl haben in der Vergangenheit jeweils über 400 Stimmberechtigte teilgenommen. Dieser Wert dürfte nicht erreicht werden, selbst wenn sich die Hoffnungen des Ortsbürgerrates erfüllen, dass dank der Anpassung wieder mehr Leute an die Bürgerversammlung kommen. Die Attraktivitäts-Steigerung eben dieses Anlasses ist aber nur einer von diversen Gründen, warum die Gemeindeordnung angepasst wurde.

 
Ist die Ortsbürgergemeinde ein alter Zopf? Präsident Norbert Hodel gibt Auskunft. (Video: Simon Dudle)

So können mehrere tausend Franken, welche eine Urnenwahl kostet, eingespart werden. Zwei markante Zahlen dazu: Als es unlängst darum ging, ein neues GPK-Mitglied zu wählen, suchten gerade einmal fünf Wahlberechtigte das Baronenhaus auf, um die Stimme an der aufgestellten Urne abzugeben. An der letzten ordentlichen Wahl für die Legislatur 2017-2020 sah es nicht viel besser aus und acht Bürger gingen an die Urne. Alle anderen wählten brieflich. Als weiterer positiver Aspekt wird betrachtet, dass sich die Kandidaten an der Versammlung vorstellen und Fragen beantworten können. «Die Wahlen werden offener und transparenter», sagt Ortsbürger-Präsident Norbert Hodel. Zudem sei die Vorbereitungszeit auf das Amt grösser, da bereits im April gewählt wird.

Qualitativ guter Wein

An der Ortsbürgerversammlung wurde in den weiteren Traktanden auf das vergangene Jahr zurückgeblickt – und dabei festgestellt, dass es am Wiler Rebberg dank des heissen Sommers ein gutes Weinjahr war. Mit 102 Öchslegrad lag man sogar um zwei Öchslegrad über dem kantonalen Durchschnitt. Gut 12 Tonnen Trauben konnten gewonnen werden – gut neun Tonnen mehr als im Vorjahr und etwas weniger als im Jahr 2016. Daraus gab es hauptsächlich Blauburgunder, aber auch Müller-Thurgau und Regent.

Positives Zahlen gab es auch aus der Tonhalle zu vermelden. Rund 20'000 Personen waren im Jahr 2018 zu Gast gewesen – also 55 pro Tag. Ein ansehnlicher Anteil von rund 6000 Besuchern entfiel auf die Vorführungen von «Die Regimentstochter», welche das Musiktheater im Frühjahr aufgeführt hatte. 

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Am Wiler Weinberg war es ein qualitativ gutes Jahr. (Bild: pd)