Die Lehrerinnen Esther Bircher und Victoria von Heeren hatten zur Hauptprobe des Musicals WIMBA eingeladen. Diese fand zwei Mal je vor der Hälfte aller Klassen der Primarschule Oberuzwil statt. Diese verfolgten an der ersten Aufführung sehr diszipliniert und ruhig das Geschehen auf der grossen MZA-Bühne und liessen sich in die Geschichte von vier Höhlenforscherinnen und -forschern ein, die plötzlich vor einer geheimnisvollen Höhle standen, diese auch erkundeten – bis eine aus dem Quartett plötzlich unauffindbar war. Dafür schwebten Elfen herein, ein kauziger Höhlengott bildete sich viel auf die eigene Macht ein – vor allem aber verschwand nach und nach alle Energie, nichts ging mehr – weder Smartphone noch Kamera noch Radio…Bezaubernde Kulissen
Die Kulissen sind für ein Schülertheater wichtige „Zutaten“. Die Ausstattung für das Musical WIMBA liess diesbezüglich keine Wünsche offen. Eine märchenhafte Höhle mit völlig unbekannten Blumen bot sich dem Publikum dar. Bereits vor der Öffnung des Vorhangs konnte man ein witziges Detail entdecken, eine Liane mit einer Art Efeublättern, welche sich über die Vorhangmitte rankte. Grossformatige Stellbilder mit Urwaldbemalung – teilweise aus dem Fundus des früheren Musicals Robinson – grenzten den Höhlenraum ein. Es gab viel zu sehen, bestimmt haben diese selbstgemachten, hübsch bemalten Pflanzen und Szenerien auch viel Arbeit gekostet. Sie haben aber auch die kunsthandwerklichen Fähigkeiten herausgefordert und musisches Können gezeigt.
Fantasievolle Kleider
Die Kinder bestachen mit sehr schönen, oft ganz luftigen Kleidern in allen Farben. Für das Gesicht hatten sich einzelne Kinder Masken aus Gips angefertigt, wie man sie – dort vor allem in Silber und Weiss – aus dem Carneval von Venedig kennt. Auch die vielen Tiere im Ensemble waren gemäss ihrer Art gekleidet. Vor allem die Elfen in ihren luftigen tüllartigen Kleidern waren an Leichtigkeit kaum zu überbieten. Viele Kinder lieben es ja, sich zu verkleiden und sich in andere Persönlichkeiten zu verwandeln.
Science-Fiction
Die Geschichte ist gar nicht einfach zu erzählen. Es beginnt ja ganz harmlos mit je zwei befreundeten Buben und Mädchen, die als Urwaldforscher unterwegs sind. Gila, Jonathan, Conny Z. und Malu sind auf der Suche nach neuen Pflanzenarten. Plötzlich entdecken sie eine geheimnisvolle Höhle mit Stalaktiten (von der Decke herunter) und Stalagmiten („wachsen MIT dir“), spannenden Tropfsteingebilden, die neugierig machen. Klar, dass da die Vier auch in die Höhle hineingehen.
Geheimnisvolle Tiere und Pflanzen machen die Kinder ratlos. Als dann noch Gila spurlos verschwindet, wird es brenzlig. Schnell das GPS hervorgenommen! Doch nichts tut sich… Alle Energie ist verschwunden, keine Kommunikation auf der technischen Basis mehr möglich. Was jetzt? Doch wozu hat man eine Trillerpfeife im Gepäck? Sie wird zum rettenden Element, denn diese ruft die Elfen herbei. Und die sind hilfreich und gut…
Geheimnisvoller Steinklotz
Lange wird nicht klar, wer WIMBA ist. Doch dann spricht der geheimnisvolle Steinklotz mitten auf der Bühne. „Hier spricht WIMBA im Rimba…“ Er mag kein Gedudel, es wird bedrohlich. Er saugt alle Energie von allen rundherum ab. Irgendwann steht er als wirkliche Figur auf der Bühne. Doch dann schweben die Elfen herein. Im Urwald wird es langsam wieder normal, die Energie kehrt zurück. WIMBA hat sich als POWER vorgestellt, war lange in seinem Stein Rimba eingeschlossen, da er als Meteor vom Himmel gefallen war. Nun ist er erlöst, endlich frei. Die Forscher würden ihn sogar mit sich nehmen, er ist ihnen sympathisch geworden. Doch er will unbedingt ins All zurück.
Jugendsprache
Heutige Kinder und Jugendliche haben zum Hochdeutschen keine Berührungsängste. Auch Anglizismen gehören wie selbstverständlich zum Wortschatz. Oft ist diese Sprache etwas schnoddrig, die Ausdruckweise nicht immer ganz so, wie sich das Erwachsene wünschen. Aber Kinder brauchen das, das Abheben von der Erwachsenenwelt. Sie gibt ihnen eine gewisse Geborgenheit – und den Erwachsenen die Möglichkeit, neue Wörter und Abkürzungen kennenzulernen. Nicht vergessen werden darf der grosse Einsatz fürs Auswendiglernen, welches zwar heute nicht mehr den Stellenwert wie vor fünfzig Jahren hat, aber noch immer gepflegt wird.
Black Out
Es gibt ein äusserst spannendes Buch zum Thema „Ausfall aller technischen Möglichkeiten, die auf Strombasis laufen“. Es lohnt sich, dieses Buch einmal zu lesen und den eigenen Umgang mit Energie etwas näher zu beleuchten. Diese Thematik kommt im Musical ebenfalls vor, und zwar auf ganz dramatische Weise. Als die Vier nämlich in der Höhle etwas herumschnüffeln, müssen sie plötzlich feststellen: „Batterie kaputt, kein Akku, kein Empfang.“ Heutige Jugendliche können sich das überhaupt nicht vorstellen.
Und da ist doch plötzlich Gila verschwunden, doch es gibt keine Möglichkeit, sie irgendwie mit einem Gerät zu erreichen. Die drei verbliebenen Forschenden kommen ganz schön ins Schwitzen. Es wird ziemlich unheimlich. Doch wie es sich gehört, löst sich das Rätsel am Schluss dann doch noch auf versöhnliche Weise auf.
Anspruchsvolle Lieder
Ein Musical lebt von Text UND Musik. Die Kinder hatten mehrere anspruchsvolle Lieder einzustudieren. Einzelne Kinder waren auch in ein kleines Ensemble eingebunden. Cello, Oboe, Djembe wurden von Kindern eingesetzt, dezent im Urwald aufgestellt, am Flügel spielte Lehrerin Esther Bircher als einzige erwachsene Person. Die meisten Begleitungen kamen allerdings ab CD, die Kinder waren jedoch sehr gut darauf eingefuchst worden, genau auf Rhythmus und Geschwindigkeit zu achten. Es fiel auf, wie gut die allermeisten die Liedtexte schon verinnerlicht hatten.
Das Musical bietet für ältere Kinder auch Ausbaumöglichkeiten auf der instrumentalen Ebene.
Nervosität beschleunigt
Was gibt es Schwieriges für Schulkinder als vor der ganzen Schule sich zu präsentieren? Natürlich gibt es die Naturtalente – und die waren in grosser Zahl auszumachen -, die so ein Auftritt nicht nervös werden lässt. Es gibt aber auch die Andern, die, je nervöser sie sind, umso schneller reden. Und so war dies an der ersten Hauptprobe/Vorführung für die übrigen Schülerinnen und Schüler denn auch bei manchen so, dass die eine oder andere Silbe verschluckt wurde und deshalb nicht bis zu den Ohren des Publikums drang. Doch mit jeder Aufführung kann dies noch perfektioniert werden. Es gab aber auch verschiedene absolute Theatertalente zu entdecken.
Rund um das Projekt
Ein solch klassenübergreifendes Projekt braucht viel Absprache, lässt gewisse Klassenhierarchien aufweichen und gibt Kindern die Möglichkeit, sich von einer ganz andern Seite zu zeigen. Erst muss der Inhalt der Geschichte verstanden und dann möglichst verinnerlicht werden. Das ist nicht immer leicht. Gerade das Musical WIMBA erhebt eine hohen Anspruch an Textverständnis und Nachvollzug der Handlungsstränge. Das Musical ist für 8-14-Jährige ausgeschrieben, Viertklässler sind da etwa in der Mitte dieser Altersspanne.
Für die Lehrkräfte bedeutet so ein Theater einen Mehraufwand, der zu Beginn meist nicht richtig eingeschätzt und fast immer viel höher ausfällt als gedacht. Doch wenn das Werk aufführungsreif ist, sind alle Mühen vergessen. Der Applaus des Publikums entschädigt für manche Überstunde.
Dieses Buch zeigt auf, was alles passieren könnte, wenn tatsächlich einmal der Strom flächendeckend und lange ausfallen würde. Sehr empfehlenswerte Lektüre!
BLACKOUT – ein Buch von Marc Elsberg
Hier gibt es Angaben zum Verlag FIDULA, in welchem dieses Musical zu finden ist

Farbenfrohe, märchenhafte Kulissen, selber gemacht...

Jedes Kleid passt zur Rolle - und singen können die Kinder auch.

Lianen ranken sich über den Vorhang der Bühne, davor die theaterspielenden Buben und Mädchen.

So sehen Urwaldforscher aus...

Die Musik kam nicht nur ab CD, sondern wurde auch live gespielt - mit Oboe, Djembe, auf dem Flügel...

Selbst Ober- und Unterhörnchen - Ohö und Uhö - traten auf, in ziemlich warmem Pelz...

Auch die Masken passten zur ganzen Erscheinung, und auch sie sind selbst entworfen und hergestellt.

Grüne Männchen gehören zu einem Science-Fiction-Märchen unbedingt dazu.

In diesem leuchtenden Stein ist der Urwaldgott WIMBA eingeschlossen.

Zum Glück gibt es Feen, die mit einem Schleiertanz Befreiung bringen.

Und da ist auch wieder die verschwundene Gila - Ende gut, alles gut!