Die Verkehrskadetten der Abteilung Fürstenland drehen den Spiess um. Für einmal zeigen nicht die Erwachsenen, wo es langgeht, sondern die Jugendlichen. Diese leisten in ihrer Freizeit auf den Strassen von Wil und Umgebung, bei Grossanlässen – aber auch in der gesamten Schweiz – einen Beitrag im Dienste der gesamten Bevölkerung.
Vielfältiges Vereinsleben
Die Verkehrskadetten sind eigentlich ein atypischer Jugendverein, deren Aktivmitglieder in der Regel zwischen 13 und 25 Jahre jung sind. Einerseits wird ein vielfältiges Vereinsleben mit verschiedenen Ausflügen und Events gepflegt und andererseits sorgen die für die Verkehrsregelung und den Parkdienst geschulten Mitglieder bei kleineren und grossen Anlässen für die Sicherheit. Sie wissen, wie man eine Unfallstelle sichert, beherrschen den Umgang mit einem Funkgerät und leisten im Notfall auch Erste Hilfe. Mit ihrer Freizeitbeschäftigung generieren die Verkehrskadetten Fürstenland für den Verein Einnahmen von insgesamt rund 130‘000 Franken.
Einsätze bis ins Wallis
Neben den Daueraufträgen des Wiler Migros-Marktes und der Wiler Bäckerei und Konditorei Eberle traf man die Verkehrskadetten Fürstenland im vergangenen Jahr beispielsweise an den Fasnachtsumzügen in Wil und Lenggenwil, beim Wiler Gastspiel des Zirkus Knie, beim grossen Empfang der frisch gewählten Bundesrätin Karin Keller-Sutter, am 84. Frauenfelder Militärwettmarsch, am Tag der offenen Tür der neuen Notfallstation im Spital Wil oder an der Lichterprozession in Maria Dreibrunnen. Zur Unterstützung anderer Abteilungen innerhalb des Schweizer Verkehrskadetten-Verbandes leisteten die Mitglieder unter anderem Einsätze an den Musik-Openairs in Gampel (VS) und Frauenfeld. Für die Transporte stehen dem Verein zwei Kleinbusse zur Verfügung.
14 neue Verkehrskadetten
Um die Aufgaben optimal erfüllen zu können, durchlaufen die Neulinge während eines halben Jahrs eine Grundausbildung, die mit einer von der Kantonspolizei St. Gallen abgenommenen Prüfung abgeschlossen wird. Es ist denn auch die Kantonspolizei, die dem Verein die Generalbewilligung für die Einsätze im Strassenverkehr ausstellt. Im vergangenen Jahr hatten 19 junge Knaben und Mädchen die Grundausbildung in Angriff genommen. 14 von ihnen wurden jetzt an der Hauptversammlung als neue Verkehrskadetten in den Verein aufgenommen. Seit Anfang Februar beteiligen sich 17 neue Teilnehmer an der Grundausbildung. Für ihre Arbeit erhalten die Verkehrskadetten tagsüber einen Sold von 9 und in der Nacht einen solchen von 13 Franken pro Stunde.
Aufgrund der Fluktuation und um den Bestand von rund 50 Aktiven halten zu können, ist der Verein auf die stete Nachwuchs-Rekrutierung angewiesen. Zweimal jährlich wird im Vereinslokal an der Glärnischstrasse 48 in Wil ein Informationsnachmittag durchgeführt – im laufenden Jahr am 19. Oktober und 2. November.
Nur wenige Aktive aus der Stadt Wil
Daniel Stieger, operativer Leiter des VKAF und im Alter von 13 Jahren einst selber ein Neuling, stellt mit Befriedigung fest, dass sich wieder vermehrt junge Menschen für diese Art von Freizeitbeschäftigung angesprochen fühlen. Die interessierten Jugendlichen stammen diese in erster Linie aus ländlichen Gebieten und eher spärlich aus der Stadt Wil. „Der Beginn der Lehre ist im Leben junger Leute oft ein Wendepunkt und damit ein Hauptgrund für den Austritt aus dem Verein“, erklärt Daniel Stieger. Im vergangenen Jahr gab es vier Austritte sowie den Todesfall eines erst 17-jährigen Vereinsmitgliedes, das einer heimtückischen Krankheit erlag.
Belohnter Fleiss
Für ihre überdurchschnittlichen Leistungen wurden verschiedene Vereinsmitglieder geehrt. Maida Ceman, die erst 2017 zu den Verkehrskadetten gestossen war, wurde in krankheitsbedingter Abwesenheit als fleissigste Verkehrskadettin mit 189 Einsatzstunden gefeiert. Nur eine Stunde weniger leistete im vergangenen Jahr die Fahrerin Monika Etter. Der Fleiss der beiden Frauen wird mit einem Bonus von je 150 Franken belohnt. Neu ins Kader aufgenommen wurden Nathalie Etter und Gian Käser.
Sprungbrett für Polizisten-Laufbahn
Dass den Jugendlichen mit der Grundausbildung ein gutes Rüstzeug für ihr weiteres Leben vermittelt wird, macht sich auch darin bemerkbar, dass einzelne Verkehrskadetten später erfolgreich die Polizeischule absolvieren. Im neunköpfigen Vorstand mit Präsident Oliver Caspari ist mit dem Kantonspolizisten Mirco Brühwiler ein ehemaliger Verkehrskadett vertreten.
Mit der Verkehrsregelung und dem Parkdienst im Auftrag eines Veranstalters oder der Polizei tragen die Aktiven schon im jugendlichen Alter eine grosse Verantwortung. „Die Zeichen und Weisungen unserer Leute sind aufgrund des Strassenverkehrsgesetzes für alle Verkehrsteilnehmer verbindlich, auch wenn wir uns nicht als eigentliche Polizisten aufspielen wollen und keine Bussen eintreiben dürfen. Allerdings stellen wir bei unserer Arbeit fest, dass die Automobilisten immer weniger Geduld haben und schnell einmal ihre Hupe betätigen“, sagt Daniel Stieger.
Schweizer Verkehrskadetten treffen sich in Wil
Einer der Höhepunkte des Vereinslebens im laufenden Jahr dürften am 9. und 10. November die VK Days sein. An diesen beiden Tagen treffen sich in Wil Verkehrskadetten aus der ganzen Schweiz. Um die rund 110 Anwesenden im Saal auf diesen Grossanlass einstimmen zu können, drehte als Maskottchen Bär Willy seine Runden. Der Name Willy ist eine Anspielung auf den im Saal anwesenden Ehrenpräsidenten Willy Lanz, dem Gründungsmitglied des Vereins.
Die Teilnehmer der Hauptversammlung wurden mit einem dreigängigen Abendessen verwöhnt, das als Zeichen der Wertschätzung gegenüber den jugendlichen Verkehrskadetten von den Vorstandsmitgliedern serviert wurde. Nach dem offiziellen Teil sorgte der auch vom Fernsehen bekannte Bauchredner und Entertainer Marco Knittel mit seiner vorlauten Pingu-Puppe Rudi für Stimmung.
Für weitere Informationen: www.vkaf.ch oder info@vkaf.ch