Wie der Gemeinderat Wängi und der Vorstand der Spitex Wängi im Januar informiert haben, wird die Leistungserbringung der ambulanten Krankenpflege in Wängi ab dem nächsten Jahr neu ausgerichtet. Dies wurde nötig, weil besagter Gemeinderat per Ende 2021 die Leistungsvereinbarung mit der Spitex Wängi auflöst.

Aber zunächst die Unzufriedenheit im Dorf

In mehreren Leserbriefen haben unlängst Wängemer Bürger in Unmut zur besagten Kündigung der Leistungsvereinbarung kundgetan. «Bestürzt habe ich damals die Mitteilung des Gemeinderates gelesen. Seit nunmehr über 30 Jahren verfolge ich nämlich die Arbeit unserer Spitex. Als langjährige Leistungsbezügerin kann bezeugen, dass die Spitex ihre Arbeiten stets professionell und mit viel Herzblut verrichtet haben», schrieb eine Einwohnerin aus Krillberg. Sie gibt an, dass sie nicht verstehen kann, dass die verdienten Mitarbeiterinnen und auch die Auszubildenden einfach so vor dem Nichts standen. «Es kam vorerst keine Anschlusslösung, wie sollte da die Spitex ihre Leistungen erbringen, wenn das gut ausgebildete Personal nicht weiss wie es weitergeht?»

Ein weiterer Bürger fragte sich, ob sich der Gemeinderat bewusst ist, wie anerkannt die Leistungserbringungen der Spitex in der breiten Bevölkerung sind. «Ist der Gemeinderat bereit, die flexible und zeitlich enorm effiziente Hilfe und Pflege zu Hause durch unsere Spitex nur wegen ein paar tausend Franken zu opfern?»

Nach dieser Zeit der Ungewissheit, kommt nun Licht ins Dunkel. Der Gemeinderat hat in der Zwischenzeit nämlich mit mehreren Organisationen intensive Gespräche geführt und freut sich mitteilen zu können, dass ab kommendem Jahr die Spitex-Dienstleistungen durch die Spitex Regio Tannzapfenland erbracht werden. Wie der Gemeinderat in einer Medienmitteilung festhält, können so alle Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und alle Lernenden übernommen werden. Der Mahlzeitendienst wird indes weiterhin durch das Wohn- und Pflegezentrum Neuhaus sichergestellt. Der Gemeinderat ist überzeugt, damit eine zukunftsgerichtete und langfristig erfolgreiche Lösung für die wichtigen Spitex-Dienstleistungen in Wängi sichergestellt zu haben.


Die Spitex Regio Tannzapfenland freut’s

Während von Seiten der Spitex Wängi noch keine Statements und Äusserungen an die Öffentlichkeit getragen werden, informiert die übernehmende Spitex Regio Tannzapfenland, SRTZL, über diese Übernahme. «Anfang dieses Jahres wurden wir von der Gemeinde Wängi bezüglich der Leistungserbringung für ambulante Pflege kontaktiert. Der Vorstand der Spitex Regio Tannzapfenland hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, ab dem 1. Januar 2022 die gesamten Pflegeleistungen, inklusive der psychiatrischen Pflege, für die Gemeinde Wängi zu erbringen. Wir freuen uns sehr, dass wir unser Einzugsgebiet mit der Gemeinde Wängi vergrössern dürfen und sind sicher, dass wir die Pflegeleistungen zur vollen Zufriedenheit der Bevölkerung erbringen werden», sagt Traudi Schönegger, Präsidentin der SRTZL.

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Traudi Schönegger - Präsidentin Spitex Regio Tannzapfenland.

Karl Scheck, Präsident Spitex Wängi, hat das Wort

Wie durch den Gemeinderat und die Spitex Wängi im Januar kommuniziert wurde, hat die Gemeinde die Leistungsvereinbarung mit der Spitex Wängi gekündigt. Dieser Kündigung sind viele Gespräche, Analysen und Abklärungen voraus gegangen.

Schon vor sechs / sieben Jahren hat die Spitex Wängi zum einen mit Spitex Organisationen im Südthurgau (jetzt Spitex Regio Tannzapfenland) und zum anderen mit der Spitex Matzingen-Stettfurt-Thundorf Fusionsverhandlungen geführt.

Aus verschiedenen Gründen ist es dannzumal nicht zu einer Fusion gekommen. Durch die Tatsache, dass die Gemeinde gemäss Stuten immer einen Sitz im Spitex Vorstand hatte und immer noch hat, ist die Gemeinde immer im Bild, was in der Spitex läuft.

Aus Kostengründen wurde die Leistungsvereinbarung per Ende 2018 von der Gemeinde gekündigt. Diese musste mit der Gemeinde neu verhandelt werden. Vor allem bei der Restkostenfinanzierung der Hauswirtschaft musste sich, gemäss neuer Leistungsvereinbarung, die Spitex mit dem gesetzlichen Minimum begnügen. Das heisst im Klartext: Die umliegenden Organisationen erhalten pro Hauswirtschaftsstunde die sie leisten gut 30 Franken. Wir müssen uns mit knapp 9 Franken begnügen. Das hat, trotz massiven Sparmassnahmen dazu geführt, dass wir gegen Ende 2019 in einen Liquiditätsengpass geraten sind. Die Gemeinde hat mit einem Darlehen geholfen, dass wir allen Verpflichtungen nachkommen konnten.

Eine betriebswirtschaftliche Analyse im letzen Jahr hat ergeben, dass die Spitex Wängi bei den Kosten pro geleisteter Stunde im oder unter dem Durchschnitt des Kantons Thurgau liegt. Die höheren Kosten ergeben sich aus dem grösseren Stundeneinsatz pro Patient und somit auch pro Einwohner, im Vergleich mit ähnlich grossen Gemeinden. Leider konnte die Beratungsfirma keine Aussagen machen, warum der Stundeneinsatz in der Gemeinde Wängi höher ist. Es ist ja so, dass die Einsätze der Spitex medizinisch indiziert, ärztlich verordnet und von den Krankenkassen überprüft sind. Unsere Erklärung dieser Tatsache ist, dass wir einen guten Job machen und somit die Leute länger zu Hause bleiben können, bevor sie in ein Heim „abgeschoben“ werden. Somit erfüllen wir den Auftrag der Spitex der überall hochgehalten wird „externe Pflege vor interner“ optimal. Leider ist das bei der Finanzierung nicht ersichtlich, denn bis vor kurzem war die Gemeinde bei der Restkostenfinanzierung auf sich gestellt. Um diese Lage zu entschärfen übernimmt der Kanton ab 2020 40% der Spitexkosten der Gemeinden.

In Anbetracht, dass die Spitex Wängi die kleinste Organisation, gemessen an den Einwohnern, im Kanton ist, ist die Beratungsfirma zum Schluss gekommen, dass baldmöglichst mit einer umliegenden Organisation fusioniert werden sollte.

Die unverzüglich eingeleiteten Gespräche mit den umliegenden Organisationen haben gezeigt, dass so kurzfristig nur eine Organisation Interesse an einer vertieften Zusammenarbeit gezeigt hat.

Sie haben aber auch aufgezeigt, dass innerhalb eines Jahres keine Fusion im eigentlichen Sinne des Wortes gemacht werden kann.

Aus all diesen Überlegungen hat der Vorstand der Spitex Wängi dem Gemeinderat ein Papier zukommen lassen mit der Empfehlung die Spitex Wängi für die nächsten 3-5 Jahre weiter zu unterstützen, damit in aller Ruhe eine Neuausrichtung angeganen werden könnte. Sollte es trotzdem zu einer Kündigung der Leistungsvereinbarung kommen, wurde der Wunsch geäussert, einen Zusammenschluss mit der Spitex Regio Tannzapfenland zu suchen, das war nämlich die einzige Organisation, die sich eine Übernahme von Wängi vorstellen konnte.

Den weiteren Verlauf der Geschichte kennen Sie einigermassen. Die finanziellen Überlegungen haben offensichtlich im Gemeinderat überwiegt. Die Kündigung wurde per Ende Jahr ausgesprochen, ohne dass die Neuausrichtung durch die Gemeinde präsentiert werden konnte. Das hat natürlicherweise zu einer ordentlichen Unruhe bei unseren Patienten, Mitarbeitenden, Mitgliedern und nicht zuletzt bei der gesamten Bevölkerung geführt.

Es ist ein Glücksfall, dass in der Zwischenzeit die Gespräche mit der Spitex Regio Tannzapfenland zu einem positiven Abschluss geführt werden konnten

Die Übernahme der Geschäftstätigkeit durch die Spitex Regio Tannzapfenland ist für unsere Patienten, Mitarbeitenden, Mitglieder und die ganze Bevölkerung eine korrekte Lösung. Ob das Ganze für die Gemeinde günstiger wird, muss sich noch weisen.

Eine persönliche Anmerkung zu den (zu hohen) Kosten der Spitex:

- Die Gemeinde Wängi steht aus finanzieller Sicht korrekt da, das ist selbstverständlich ein Verdienst des Gemeinderates

- Die Kosten der Spitex waren immer unter 3% des Gesamtbudgets

- Wie erwähnt werden die Gemeinden ab 2020 vom Kanton Thurgau mit der Übernahme von 40% der Spitexkosten entlastet.

Der Vorstand fühlt sich, wie früher schon einmal erwähnt, für die gute Arbeit schlecht belohnt.

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Karl Scheck