Die 28. Versammlung der Stiftung Hof zu Wil unter dem Präsidium von Stadträtin Susanne Hartmann stand im Zeichen der Vorbereitungsarbeiten für die dritte und letzte Bauetappe. Im imposanten Gebäudekomplex mit der Kubatur in der Grössenordnung von rund vierzig Einfamilienhäusern liegen in den oberen Geschossen noch grosse Teile brach. Mit der dritten Ausbauetappe soll neues Leben in diese Räumlichkeiten gebracht werden. Zum Projekt gehören aber auch das Haus Roter Gatter mit seinen Mietwohnungen und die Dienerschaftskapelle als Teil des Hofs zu Wil. Wie bei deren Renovation und Restaurierung vorgegangen werden soll, ist die Herkulesaufgabe des St. Galler Büros Thomas K. Keller Architekten, das im Januar 2017 den Architekturwettbewerb für sich entschieden hatte. Mit dem Start der Bauarbeiten ist nicht vor 2021 zu rechnen.
Die heisse Phase beginnt
Thomas Keller informierte die "Freundinnen und Freunde des Hofs zu Wil" über den Stand der Planungsarbeiten und zeigte mit verschiedenen Darstellungen auf, dass sich das vorerst als Lagergebäude konzipierte Wahrzeichen der Stadt im Verlaufe der Jahrhunderte ständig verändert hat. Das Architekturbüro hat Raum für Raum analysiert und verschiedene Szenarien zu einem Konzept entwickelt. "Mit der Abstimmung der verschiedenen Konzepte beginnt jetzt die heisse Phase", erklärte Thomas Keller. Im Vordergrund stehen das zweite und dritte Obergeschoss, doch wird auch das Erdgeschoss mit der Gastronomie nicht unangetastet bleiben. Ein besonderes Augenmerk wird im Vorprojekt auf den Brandschutz und die Fluchtwege gelegt.
Kleiner Rechnungsüberschuss
Finanzchef Marco Gehrig präsentierte die Jahresrechnung 2017, die mit einem Überschuss von 13'100 Franken schliesst, und das Budget 2018, das ein Defizit von 31'500 Franken vorsieht. Wie schon in den Vorjahren konnte die Hypothek um weitere 80'000 Franken auf nunmehr 2,84 Millionen Franken reduziert werden. Susanne Hartmann zeigte sich erfreut über ein grosszügiges Vermächtnis einer Person, die nicht genannt werden will, sowie die zahlreichen Spenden, die auch von ausserhalb der Region in die Stiftung fliessen.
Schatten über dem Stiftungsrat
"Wir erlebten seit der letzten Versammlung leider nicht nur schöne Momente", sagte Susanne Hartmann zu Beginn ihres Jahresrückblicks. Am 1. Februar dieses Jahres war mit Thomas Bühler im Alter von erst 68 Jahren das amtsälteste Mitglied des Stiftungsrates verstorben. Das ehemalige Mitglied des Stadtrates war 1990 in den Stiftungsrat gewählt worden. Als Leiter des Ressorts Betrieb und Unterhalt sorgte Bühler seit 2001 nicht zuletzt für das gute Verhältnis der Stiftung mit den Pächtern und Mietern. Zum Gedenken an den Verstorbenen erhoben sich die Anwesenden von ihren Sitzen.
Vertrag mit Gastronomie-Pächtern verlängert
Die wichtigste Einnahmequelle der Stiftung ist die Hof-Gastronomie. Susanne Hartmann zeigte sich an der Jahresversammlung hoch erfreut, dass der Vertrag mit dem seit 1998 sehr erfolgreichen Pächter-Ehepaar Heidi und Edgar Bürgler bis Februar 2020 verlängert werden konnte. Während den Betriebsferien des Restaurants im Sommer des vergangenen Jahre waren die Heizungsanlage und das Abgassystem ersetzt worden. Mit dem Einbau einer Gasheizung konnten die Öltanks entsorgt und somit die Geruchsimmissionen eliminiert werden.
Erfolgreiche Zwischennutzung
Erfreulich entwickelt hat sich die in Zusammenarbeit mit der St. Galler Agentur Alltag definierte Zwischennutzung für die der Sanierung harrenden Gebäudeteile. Dafür war im vergangenen Jahr der St. Galler Soziologe und Kulturmanager Jacques Erlanger mit einem 30 %-Pensum verpflichtet worden. Nach einigen baulichen Anpassungen, die nicht zuletzt der Sicherheit der Besucher dienen, konnten die Räumlichkeiten mit verschiedenen hauseigenen kulturellen Veranstaltungen, aber auch mit zahlreichen Fremdnutzungen belebt werden. Über die Aktivitäten und die Mietpreise informiert die im August 2017 aufgeschaltete Webseite www.hofzeit.ch.
Neuausrichtung des Museums
Einer der Schwerpunkte der Nutzungs- und Machbarkeitsstudie für die letzte Bauetappe ist das Stadtmuseum, das neu ausgerichtet werden soll. Das zukünftige Museum wird aus sechs Teilbereichen bestehen, nämlich dem "Setzkasten" im Turm mit den Sammlung-Highlights der Ortsgemeinde, den "Zeitspuren" der Stadtgeschichte von Wil, dem überregional ausstrahlenden "Fürstabteimuseum" mit angrenzender Äbtekapelle, einem "Mehrzweckraum" für Wechselausstellungen und unterschiedlichen Nutzungen, den "Erlebnispfaden" durch Geschichte und Raum im Dachstock sowie der "Perlenschnur" entlang von Geschichtsmomenten im Hof und in der angrenzenden Altstadt.
Dass der Hof zu Wil nicht nur ein Treffpunkt für Menschen ist, zeigt sich im Dachstock, wo von Mai bis August eine Mauersegler-Kolonie mit ihrem unverkennbaren Ruf nistet. Der Bestand dieser nützlichen Vögel ist stark gefährdet, weil ihre Brutplätze bei Renovationen oft zerstört werden. Im Hof finden die Mauersegler einen geschützten Platz.
29. September: Tag der offen Tür
Zwanzig Jahre nach der Wiederaufnahme der Aktivitäten im Hof zu Wil und zwei erfolgreichen Bauetappen (1996 bis 1998 und 2007 bis 2010) wird am Samstag, 29. September, ein Tag der offenen Tür durchgeführt. Der Einblick in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Wiler Wahrzeichens wird mit Vorträgen, einer Diashow und kulinarischen Köstlichkeiten abgerundet. An diesem Tag werden auch die zwischengenutzten Räume samt dem Dachstock und die Dienerschaftskapelle zugänglich sein.
Dank an die Stiftungsmitglieder
Die Mitgliederbeiträge bleiben unverändert: 30 Franken für Einzelpersonen, 100 Franken für Vereine und Verbände und 300 Franken für Firmen. Susanne Hartmann bedankte sich abschliessend bei den „Freundinnen und Freunden des Hofs zu Wil“ ausdrücklich für deren Solidarität und Treue. Sie erwähnte, dass nicht nur der finanzielle Zustupf von 30 Franken pro Person und Jahr wichtig sei, sondern ebenso das ideelle Mittragen des Projekts.
Ausklang im Hof-Garten
Der laue Sommerabend endete mit einem „Apéro riche“ im lauschigen Hof-Garten, mit dem auf die zukünftigen Vorhaben des Hofes angestossen und bei dem die Geselligkeit gepflegt werden konnte.