Es war ein gut gehütetes Geheimnis, wer sich in den Wahlkampf begibt. Zwar hatte die Findungskommission im Vorfeld verlauten lassen, dass eine Frau und ein Mann kandidieren, ohne aber Namen zu nennen. Am Podium standen dann Caroline Bartholet-Schwarzmann und Christoph Koenig auf der Bühne.
Besser bekannt in der breiten Öffentlichkeit ist die 49-jährige FDP-Vertreterin Bartholet, die seit zehn Jahren Gemeinderätin von Oberuzwil und aktuell auch Stellvertreterin von Gemeindepräsident Cornel Egger ist. Ab April wird sie in den St. Galler Kantonsrat nachdrücken und dort den zurücktretenden Franz Mächler ersetzen. Die Mutter von zwei jugendlichen Söhnen ist verheiratet und diplomierte Drogistin. Zwei Jahrzehnte lang war sie Geschäftsführerin und Inhaberin der Swidro Drogerie Bartholet in Oberuzwil. Sie hat den Spitex-Verein Oberuzwil-Jonschwil-Lütisburg mehrere Jahre lang geführt und zuletzt die Zusammenführung zur Spitex Region Uzwil geleitet. Ihren Beruf im Pharma-Grosshandel hat Bartholet gekündet, weil ihr dort der Umgang mit Menschen fehlt.
Bürgerlich, aber ohne Partei
Gegenkandidat Christoph Koenig kommt aus dem Aargau, wo er seit Beginn des vergangenen Jahres Gemeindeschreiber der 1300-Seelen-Gemeinde Staffelbach ist. Der Bezug zur Region Fürstenland ist gegeben, da er Lehrer an den Kantonsschulen Burggraben in St. Gallen sowie in Wil war. In der Äbtestadt hat er den Fachbereich Geografie aufgebaut. Zuvor hat Koenig für «Meteo News» gearbeitet und für die (damaligen) Sender Radio Aktuell, Radio Ri und Radio Top Wetterprognosen präsentiert. Danach zog es den diplomierten Geografen nach Bogota in Kolumbien, wo er eine Schweizer Schule leitete. Dort hat er auch seine Partnerin kennengelernt, die noch heute in Kolumbien lebt. «Daran wird sich so schnell auch nichts ändern», sagt Koenig.
Nach der Rückkehr in die Schweiz war er Pro-Rektor am Gymnasium Immensee, bevor Koenig nach einer beruflichen Standortbestimmung das Gemeindeschreiber-Amt angetreten hat. Im Falle einer Wahl würde er – genau wie Bartholet – den Wohnsitz in die Gemeinde Niederbüren verlegen. «Als ehemaliger Lehrer bin ich den Umgang mit verschiedenen Menschen und Ansprüchen gewohnt. Als Gemeindeschreiber verfüge ich über fundierte Kenntnisse in der Behörden- und Verwaltungstätigkeit», sagt der 48-jährige Koenig. Er tritt als Parteiloser an, beschreibt sich aber als «bürgerlich» und «FDP-Sympathisant».
Steuerfuss weiter senken
Nicht beide würden im Falle einer Wahl das gleich grosse Pensum übernehmen. Koenig arbeitete zu 100 Prozent und würde neben den strategischen Aufgaben im Umfang von 60 Prozent auch noch zu 40 Prozent operativ tätig sein, voraussichtlich in den Bereichen Elektra und Bauverwaltung. Bartholet würde sich auf die 60 Prozent des politischen Amtes beschränken. Obwohl dieses Jahr bereits eine nächste Steuerfuss-Senkung um sechs Prozentpunkte auf noch129 Prozent beantragt ist, wollen beide Kandidaten eine weitere Reduktion anstreben, wobei für die Oberuzwilerin die Senkung nicht um jeden Preis erfolgen darf und die Infrastruktur instandgehalten werden muss.
Und wie sieht Niederbüren in zehn Jahren aus? Koenig sagt: «Die Gemeinde ist finanziell solid aufgestellt. Auch die beiden Museen und Restaurants gehören dazu. Ich möchte einen respektvollen, politischen Diskurs, auch unter Jungen.» Bartholet sagt: «Ich strebe eine lebendige Gemeinde für Jungen und Alt an. Alterswohnungen sind genau so ein Thema wie ein starkes Gewerbe und die Landwirtschaftsbetriebe. Es braucht attraktive Arbeitsplätze im Dorf.» Beide würden im Gemeinderat auf das Ressort-System setzen.
Am 19. Mai wird gewählt
Die beiden Kandidaten wurden von der Findungskommission unter zehn Bewerbern auserkoren und nun in den Wahlkampf geschickt. Es gilt Niklaus Hollenstein zu ersetzen, der Ende September nach rund 23 Jahren in Pension geht. Die Wahl ist auf den 19. Mai terminiert. Am 30. April findet ein zweites Podium mit den beiden Kandidaten statt.