Die Sommerveranstaltung findet traditionell bei einem Mitglied des Gewerbevereins statt, diesmal bei Blumen Nützi. Eingeladen waren auch die Mitglieder der benachbarten Gewerbevereine von Uzwil und Oberbüren. An die 100 Mitglieder folgten der Einladung, einerseits wohl aus Interesse am bedeutsamen einheimischen Unternehmen, andrerseits aber sicher aus Interesse an der Politprominenz, welche um Stimmen für einen Sitz im eidgenössischen Parlament buhlt.

Ernst Dobler, Präsident des Gewerbevereins Oberuzwil, hiess neben den Kandidaten aus der Wirtschaft für Bundesbern auch die lokalen Behördenvertreter und Robert Stadler, den Wirtschaftsförderer der Regio Wil, willkommen. Dobler erinnerte daran, dass die Kandidatenvorstellung schon vor den Wahlen 1999 und dann im Vierjahresturnus erfolgt sei. Die meisten aktuellen Themen hätten sich nicht grundlegend verändert. Das Asylwesen, der Fachkräftemangel, die Sicherung der Sozialwerke und das Verhältnis zur EU seien nach wie vor auf der Agenda.

Elf bürgerliche Kandidierende

Gemessen an der Zahl von 255 Anwärtern für den Nationalrat und sieben Kandidaten für den Ständerat aus dem Kanton St. Gallen war die Zahl der an der Sommerveranstaltung vorgestellten Kandidaten bescheiden. Es handelte sich um elf Kandidierende, vier Frauen und sieben Männer, aus den bürgerlichen Parteien SVP, FDP und CVP. Zehn bezeichneten sich als Gewerbetreibende oder gewerbenah. Zehn streben einen Sitz im Nationalrat an. Nationalrat Marcel Dobler kandidiert zwar ebenfalls auf der FDP-Nationalratsliste. Sein erklärtes Ziel aber ist es, einen der beiden Ständeratssitze zu erobern.


Herkunft und Schwerpunkte

Ernst Dobler gab den Kandidierenden zuerst die Möglichkeit, sich kurz vorzustellen und konfrontierte sich nachher mit einem aktuellen Problem.

Kantonsrat Stefan Britschgi, FDP, ist Gemüseunternehmer in Diepoldsau. Die beiden Verfassungsinitiativen, welche den Einsatz von Pestiziden und Antibiotika in der Landwirtschaft einschränken oder ganz verbieten wollen, kämen zwar «süffig» daher, seien aber zu radikal. Der Einsatz erfolge bereits dosierter und IT werde die Landwirtschaft bei der weiteren Reduktion unterstützen.

Kantonsrat Bruno Cozzio, CVP, Henau, ist seit 30 Jahren Revierförster und leitet das Forstrevier Uzwil mit zehn Mitarbeitern, davon drei bis vier Lehrlinge. Zwölf Jahre war er Mitglied des Gemeinderates Uzwil. Der Klimawandel könne nicht geleugnet werden. Die Ausrufung des Klimanotstandes betrachtet Cozzio aber als untaugliches Mittel. Im Umgang mit den Veränderungen, welche der Klimawandel bringt, sieht er eine Chance für das Gewerbe. Es sei beispielweise möglich, die Mobilität sauberer zu gestalten.

Trudy Cozzio-Heuberger, CVP, ist schulische Heilpädagogin in St. Gallen. Die Witwe des vor zwei Jahren verstorbenen Stadtrates Nino Cozzio gehörte dem städtischen Parlament an und strebt wieder ein politisches Amt an. Sie setzt sich für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein, stellt aber fest, dass vieles besser geworden sei (Mittagstisch, Kinderkrippen).

Nationalrat Marcel Dobler, FDP, Rapperswil, ist Gründungsmitglied des Unternehmens Digitec und war während 13 Jahren dessen CEO. Er ist Miteigentümer und Verwaltungsrat von Franz Carl Weber. Jetzt möchte er in den Ständerat. Eine ungeteilte bürgerliche Standesstimme gibt er als sein Ziel an.

Kantonsrat Patrick Dürr, CVP, leitet die UBS Rheintal. Er steht der kantonalen CVP als Präsident vor. Als Bankfachmann kennt er sich in Finanzfragen aus. Bei der Altersvorsorge mahnt er, die 2. Säule nicht zu vergessen. Eine nachhaltige Lösung sei nur über einen der drei Wege zu erreichen: höhere Beiträge, länger zu arbeiten oder die Renten zu kürzen.

Kantonsrat Michael Götte, SVP, ist Gemeindepräsident im Nebenamt von Tübach. Ausserdem ist er Präsident des Elektrizitätswerke-Verbandes St. Gallen-Appenzell und der St. Galler Energieagentur, sowie Leiter kantonale Politik bei der IHK St.Gallen-Appenzell. Energie möchte er nur fördern, wo Resultate zu erzielen sind. Es gelte, die Prozesse zu optimieren.

Yvonne Keller, FDP, Oberbüren, führt zusammen mit ihrem Mann ein Unternehmen. Sie ist Gemeinderätin und Präsidentin der FDP-Ortspartei. Als Mitglied der Einbürgerungskommission ist sie auf die Erfahrungen mit dem Zentrum für Asylsuchende Thurhof angesprochen worden. Die Wahrnehmung in der Gemeinde Oberbüren sei positiver als die Schilderungen in den Medien, ist sie überzeugt.

Nationalrat Thomas Müller, SVP, Rorschach, ist Jurist und seit 2003 Stadtpräsident von Rorschach. Im Nationalrat ist er Mitglied der Finanzkommission. Eher ungewöhnlich für ein SVP-Mitglied ist seine Zugehörigkeit zum Europarat, wo ihn die Korruption erschreckt habe. Als Stadtpräsident von Rorschach sei es ihm gelungen, die marode Finanzsituation der Stadt zu sanieren.

Kantonsrätin Susanne Vincenz-Stauffacher, FDP, St. Gallen, ist Juristin. Im jüngsten Ständerats-Wahlkampf hat die FDP-Kandidatin einen guten Bekanntheitsgrad erreicht, ist aber dem CVP-Bewerber Benedikt Würth unterlegen. Sie bezeichnet sich als Fan des bilateralen Weges. Um eine Isolation zu verhindern, komme die Schweiz nicht um ein Rahmenabkommen herum.

Judith Scherzinger Gehrer, CVP, Gossau, ist Geschäftsführerin eines Familienunternehmens im Detailhandelsbereich. Politisiert worden sei sie durch ihren engagierten Vater und den Schwiegervater, den ehemaligen Regierungsrat Martin Gehrer. Sie setzt sich unter anderem für eine frei einteilbare Elternzeit von 18 Wochen ein.

Kantonsrat Thomas Warzinek, CVP, Mels ist Arzt. Als Urologe führt er eine eigene Praxis, ist aber auch Belegarzt an Kliniken. Der Münchner ist 1998 eingebürgert worden. Er setzt sich für die Kostenbremse-Initiative ein. Die Krankenkassenprämien müssten mit der Leistungsfähigkeit der Mitglieder verkoppelt werden. Sparpotential sieht er auch bei den Ärzten: weniger Medikamente verschreiben, weniger operieren.

Blumen Nützi floriert

Werner Nützi stellte sein Unternehmen vor. Die Firma ist als Einzelunternehmen von Werners Grossvater gegründet worden. Seit 1993 steht Werner Nützi dem Betrieb vor. Sein Sohn Patrick arbeitet bereits im Betrieb mit. Heute ist das Unternehmen auf zwei Aktiengesellschaften aufgeteilt: Blumen und Gartenbau. 33 Mitarbeitende stehen im Einsatz.