Nanu hatte bereits im November 2018 in Wil ein Podium zum Thema Wohnen im Alter veranstaltet, zu dem 500 Leute gekommen waren. Gerade mal rund ein Zehntel des damaligen Publikums fand sich am Dienstagvormittag im Kirchgemeindehaus ein. Und sie bekamen eine Diskussion serviert, bei der sich zeigte, dass die Jungpolitiker in vielen Belangen ähnlicher «ticken» als man es von ihrer Parteizugehörigkeit her hätte vermuten können.
Bei der Frage, bei welchen Themen die Jungen und die Alten das Heu auf der gleichen Bühne haben und wo nicht, taten sich die Jungen leicht. Die Sicherung der Sozialwerke und die Kostendämmung im Gesundheitswesen seien beides wichtige Dinge, die unbedingt gelöst werden sollten, so der generelle Tenor.
Nationalrat Mike Egger (SVP) warb dafür, dass man überparteilich das Problem der Krankenkassenprämien angehen müsse, da sich diese seit 1996 verdoppelt hätten. «Es kann nicht sein, dass eine Familie im Jahr 20‘000 Franken für die Krankenkasse aufwenden muss», sagte Egger. Annik Hasler (Jung-CVP) erklärte, dass man mit der Schliessung von Spitälern - von neun auf vier - einiges einsparen könne. Ja, man käme kaum darum herum, denn «schon heute haben viele Spitäler gar nicht das Personal, um alle Operationen durchführen zu können». Auch gebe ihr zu denken, dass man im Ausland viele Medikamente ums Fünffache billiger bekomme als in der Schweiz. Andrea Scheck (Juso) hatte noch ein weiteres Einsparpotenzial ausgemacht: «Ich verstehe nicht, dass die Löhne der CEO der Krankenkassen bis zu 800‘000 Franken hoch sein müssen», so die Jungsozialistin.
«Die Veränderungen werden nun erstmals spürbar»
Franziska Ryser (Grüne) fand es «super, dass beim Klimastreik alle, vom kleinen Kind bis zum 80jährigen mitmachen». Für Ryser stellt die Bewältigung des Klimawandels das zentrale generationenübergreifende Thema dar: «Dass es klimamässig eine Veränderung gibt, wissen wir seit Jahrzehnten. Aber jetzt werden die Veränderungen erstmals richtig für alle spürbar. Wir alle müssen deshalb unsere Gesellschaft in ein postfossiles Zeitalter führen und der Biodiversität Sorge tragen.»
Arbeitsplätze verschwinden und entstehen
Wenig Angst zeigten die Jungen davor, dass mit der zunehmenden Automatisierung und Digitalisierung der Arbeitswelt viele Menschen arbeitslos würden. Stellvertretend fasste es der Jungfreisinnige Noah Menzi wie folgt zusammen: «Die Szenarien hört man schon lange, doch sind sie für mich ein falscher Mythos. Durch die Digitalisierung werden gewisse Berufe und Arbeiten verloren gehen. Zugleich schafft die Digitalisierung aber auch neue berufliche Möglichkeiten. Wir müssen deshalb jene weiterbilden, welche durch den Wandel ihre Arbeit verlieren.»
Über die Finanzierung jener Weiterbildungs-Offensive hatte sich Andrea Scheck Gedanken gemacht: «Man könnte eine Robotersteuer einführen und das Geld für die Weiterbildung verwenden.» Bei der Frage, ob man die AHV-Altersgrenze an- oder sogar aufheben sollte, waren sich alle einig, dass eine Flexibilisierung die beste Art sei, um den unterschiedlichen Berufsgruppen gerecht zu werden. Ganz aufheben wollte die Altersgrenze jedoch niemand.