Regelmässigen Besuchern der Gottesdienste sofort ins Auge gestochen sind das zeitgemässe Beleuchtungskonzept im rundum erneuerten Innenraum und das Fehlen des zuvor bisweilen bedrohlich schwankenden Kronleuchters. Jürg Grämiger, Präsident des Kirchenverwaltungsrates, weist darauf hin, dass dieser imposante, jedoch nicht sehr wertvolle Leuchter erst im Zuge der letzten grossen Sanierung im Jahr 1986 montiert worden war. „Dieser Kronleuchter wirkte eher störend, hat er doch den Blick zum Hochaltar teilweise verdeckt“, erklärt der Bronschhofner.

Decke in viel schlechterem Zustand als erwartet

Ursprünglich war die Renovierung der Decke samt dem grossen Deckengemälde im Mittelpunkt des Projektes gestanden. Das vom weitgereisten Wiler Künstler Jakob Joseph Müller in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts geschaffene Werk war durch Risse und Schimmel arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Bei näherer Betrachtung zeigte sich jedoch auch der schlechte Zustand des Daches. Dessen Sanierung führte zu einer zeitlichen Verzögerung der Bauarbeiten von gut zwei Wochen. Oliver Jaeger, verantwortlicher Architekt, spricht von einem "sehr viel schlechteren Zustand der Dachkonstruktion als erwartet". In spätestens zehn Jahren hätte sich eine Totalsanierung ohnehin aufgedrängt.



Die Rundumerneuerung des Innenraums verstärkt nun dessen mystische Erscheinung. Die Wallfahrtskirche, die seit 1938 im Besitz der katholischen Kirchgemeinde Wil ist, zählt zu den bedeutenden Schweizer Bauobjekten der Marienverehrung.

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Pater Raphael Fässler schlug in seiner Predigt einen Bogen zu den Deckengemälden


Kampf als Realität unseres Lebens

Pater Raphael Fässler schlug als Einleitung zu seiner Predigt einen Bogen zu den Deckengemälden. „Wenn man in der barocken Kathedrale St. Gallen den Blick nach oben richtet, zur Decke, ist dies wie ein Blick in den Himmel. In unserer Barockkirche ist das anders: Der Blick fällt vor allem auf eine Schlacht, einen Kampf. Der Kampf ist leider auch eine Realität unseres Lebens.“ Das Hauptgemälde an der Decke erinnert an die blutige Seeschlacht von Lepanto am 7. Oktober 1571 mit 30‘000 Gefallenen an einem einzigen Tag. Den Kontrapunkt bildet ein kleineres Deckengemälde, auf dem Maria den nackten kleinen Jesus auf ihren Knien hält. "Die Macht Gottes zeigt sich hier in einem schutzbedürftigen Kind. Es ist die Macht der demütigen Liebe. Die Macht der Liebe Gottes ist stärker als religiöse Ideologien. Eine Religion, die unterwerfen will, wird nicht bestehen", sagte Pater Raphael.

Strasse und Parkplatz noch nicht saniert

Nach dem von Kurt Pius Koller (Orgel) und Kurt Maria Staubli (Panflöte) musikalisch umrahmten Gottesdienst waren die Besucher zu einem Apéro in den Garten des Restaurant „Pilgerhaus“ eingeladen. Jürg Grämiger gab dabei der Hoffnung Ausdruck, „dass das nun vorliegende Werk in den nächsten 50 Jahren Bestand haben werde. Als einzigen Wermutstropfen bezeichnete er die Tatsache, dass die Sanierung der recht stark befahrenen Mörikonerstrasse und des der Kirchgemeinde gehörenden Parkplatzes nicht gleichzeitig mit der Sanierung der Wallfahrtskirche verwirklicht werden konnte.