«Das Spektakuläre ist, dass wir die Normalität hineinzubringen versuchten.» Das sagt Hans Jerratsch, Leiter Pflege der Psychiatrie St. Gallen Nord, wie die Wiler Klinik heisst. Er spricht vom frisch renovierten Hauptgebäude A01, welches in den letzten beiden Jahren innen komplett überholt worden ist. Dicke Wände sind herausgerissen worden. Gewisse Räume im Kern des Gebäudes wurden komplett aufgelöst. Die unübersichtliche Korridorsituation konnte zu einem grossen Teil gelöst werden. Nischen laden nun zum Verweilen ein. «Wir streben Kommunikation an, wo Kommunikation Sinn macht», sagt Jerratsch.
Empfangen wird man an einer Art Reception, dem ersten Kontaktpunkt für Patienten, Angehörige und Zuweiser wie auch für Ämter und Behörden. Dort erfolgen pro Woche über 500 telefonische Kontaktaufnahmen und fast ebenso viele Postsendungen gehen ein. Ein paar Meter weiter befindet sich die Zentrale Anmeldung und Information. Auch hier wird man von einem Tresen her bedient. Als nächstes folgt das Ambulatorium. Die meisten Menschen mit psychischen Krankheiten benötigen keine stationäre Behandlung. Ambulante Behandlungen basieren auf intensivem Austausch mit Fachpersonen. Dabei kommen ganz verschiedene Therapieformen zur Anwendung. Auch Sozialarbeiter und Ergotherapeuten stehen zur Verfügung.
Mit Palme und veränderbarem Licht
In den beiden Obergeschossen befinden sich gesamthaft 50 Betten der Notfall- und Akutstation. Allein im vergangenen Jahr wurden auf dieser Station 1100 Personen behandelt. Zu den Krankheitsbildern auf jener Station zählen Realitätsverkennung, Verwirrtheit, Störungen der Impulskontrolle, Veränderung der Stimmungslage und Selbstmordgedanken. Auch wenn die meisten Zimmer mit Nasszellen bestückt sind, fällt ein grosser Raum mit Badewanne in der Mitte der Station auf, in welchem der Farbton des Lichts verändert werden kann. «Es ist entscheidend, unsere Patienten möglichst schnell in die richtige Stimmung zu bringen. Auch bei der Körperpflege. Das Licht kann helfen, dass dies schneller geschieht», sagt Jerratsch.
Auch vier so genannte Isolierungszimmer gehören zu dieser Station. In diesen wird untergebracht, wer aufgrund seines Zustands eine Gefahr für sich oder das Umfeld ist. Weitere Details zum Isolierungszimmer erklärt Hans Jerratsch im Video:
Forensik-Station für psychisch kranke Häftlinge
Das Ziel der Sanierung war, die Aufenthaltsqualität auf den Abteilungen und in den Zimmern zu verbessern sowie die Infrastruktur zu modernisieren. Im Jahr 2010 hatten mehrere Architekturbüros den Auftrag erhalten, Vorschläge zur Innensanierung des Gebäudes auszuarbeiten. Die Stationsgrundrisse waren den veränderten Nutzerbedürfnissen der Patienten anzupassen. Das Büro von Alex Buob hat schliesslich den Zuschlag erhalten.
Das umgebaute Hauptgebäude der Wiler Klinik kann am kommenden Samstag, 23. März, zwischen 10 und 16 Uhr bei einem Tag der offenen Tür besichtigt werden.
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Forensik-Station geplant
Bereits sind die Planungsarbeiten für den nächsten Bau auf dem Klinik-Areal weit fortgeschritten. Geplant ist die Errichtung einer geschlossenen Forensik-Station für psychisch kranke Häftlinge. Diese soll 16 Plätze umfassen, knapp 13 Millionen Franken kosten und gemäss aktuellem Planungsstand im Jahr 2023 eröffnet werden. Im Kantonsrat ist diese Wiler Forensik-Station bereits beraten und gutgeheissen worden.