„Wir fragten uns, wie wir die digitale Transformation der Gesellschaft mit unserer handfesten Wertarbeit künftig zusammenbringen“, beschreibt angehende Schreinermeister Serge Eggler die Ausgangslage zur Lancierung des virtuellen Möbel-Planers. Da ein Schrankkonfigurator nicht gerade Neuland bedeutet, suchten die Wiler Schreiner nach Alleinstellungsmerkmalen. Basierend auf jahrelanger praktischer Erfahrung definierten sie für sich die Erfolgsfaktoren Datendurchgängigkeit, Geschwindigkeit, Schweizer Schreinerqualität und europäisch marktfähige Preisgestaltung.

Die Wegwerf-Mentalität verebbt
Nach Jahren weit verbreiteter „Geiz ist Geil-Mentalität“ würden Unternehmer in der Schweiz wieder vermehrt erhöhtes Bewusstsein für Qualität und Ursprung eines Produktes oder einer Dienstleistung feststellen, ist man bei der Schreinerei Fust überzeugt. Dieses Qualitätsbedürfnis gehe einher mit Konsumenten, die aufgrund der online offerierten Vergleichsmöglichkeiten eine hohe Sensibilität für die Kosten-Nutzen-Relation eines Angebotes hätten. „Wir wenden uns mit dem neuen Möbel-Konfigurator an online-affine Kunden, die punkto Qualität und Preis keine Abstriche machen wollen. Massmöbel liefern wir innert fünf Tagen zu Onlinepreisen“, sagt Projektleiter Serge Eggler.

Da Ausmass, Bemusterung und Gestaltung entfalle. Da die vom Kunden im Schrank-Konfigurator eingegebenen Daten per Knopfdruck für die Produktion umgewandelt werden könnten, spare die Schreinerei Kosten ein. Diese Kostenersparnis gebe sie dem Kunden weiter, so dass dieser einen individuellen und in der Schweiz gefertigten Schrank nach Mass zu Onlinepreisen erhalte.

An gewohnten Sichtweisen rütteln
Die Frage liegt auf der Hand: Gehen mit dem Online-Geschäft nicht dem traditionellen Schreinergeschäft Aufträge mit höherer Wertschöpfung verloren? Verkaufsleiter Benno Länzlinger argumentiert, dass die Vorwärtsbewegung für den Erhalt der 40 Arbeits- und rund 20 Ausbildungsplätze notwendig sei und sagt: „Wir dürfen uns neuen Bedürfnissen ebenso wenig verschliessen wie gegenüber neuen technologischen Möglichkeiten. Vermutlich gibt es keinen Erfolg, der während der Entstehung nicht gehörig an gewohnten Sichtweisen rüttelt und auch einmal verunsichert.“ Doch die Wiler Schreiner betonen unisono, das Glas sei mehr als zur Hälfte gefüllt. Der Schrankkonfigurator erschliesse neue Kontakte und agiere auch als Türöffner für die Pflege des traditionellen Handwerks. (pd)