Die eigenen und strengen Weingesetze verhinderten lange das Ausschöpfen des Potentials der italienischen Weingebiete. Zu viele unnütze Details waren und sind heute noch eine der Ursachen für diesen Umstand. Das Anpflanzen französischer Reben war lange Zeit verboten. Hervorrangende Weine mussten infolge der Vorschriften als einfache Tischweine klassiert werden. Da die Anerkennung fachkundiger Jurys immer deutlicher wurde und die Konsumenten bereit waren, hohe Preise für diese Tischweine zu bezahlen, erfolgte in vielen Gebieten die Anerkennung mittels dem IGT- (Indicatione Geografica Tipica) oder dem DOC (Denominazione di origine controllata) Status.
Die beiden Ursprungsbezeichnungen sind aber nicht Garant für einen guten Wein. Sie bestätigen lediglich, dass die Weine nach den bestimmten Regeln und Gesetzen dieser Anbaugebiete hergestellt wurden. Selbst Weine mit der DOCG (Denominazione di origine controllata e Garantia) Auszeichnung sind vielfach einfache Weine und entsprechend günstig. Ursprünglich erreichten diese Qualitätsstufe nur wenige Anbaugebiete und die Weine wurden dem Versprechen gerecht. Politisch motivierte Kompromisse verwässerten im wahrsten Sinne des Wortes die Güte der Weine. Zu viele Gebiete und Weine dürfen sich heute mit dem bekannten DOCG-Siegel schmücken.
Wo Auszeichnungen keine Rolle spielen
Das bekannteste Weingebiet, in dem sich die Winzer nicht um Siegel und Auszeichnungen kümmerten, ist die nahe dem ligurischen Meer gelegene Region Bolgheri. Schon Mitte des vergangenen Jahrhunderts erkannten die Winzer, dass die Bodenbeschaffenheit und das Klima demjenigen des Bordelais sehr ähnlich ist. Etwas südlicher befindet sich, als Teil der Toscana, das Anbaugebiet Morelino di Scansano. Die Geschwister Terenzi keltern zugängliche und charmante Weine, die in französischen Eichenfässern ausgebaut werden.
Francesca Romana 2015, Merlot, Petit Verdot, Cabernet Sauvignon, jugendlich, gehaltvoll, saftig, ausgewogen, geniessen jetzt bis 2025, Fr. 32.-
Benedikt Metzger*
* = Benedikt Metzger ist Wein-Akademiker und Bier-Sommelier. Der 53-Jährige wohnt zusammen mit seiner Familie in Wil und ist Hobbybrauer. Er spielt in seiner Freizeit Alphorn und nennt Wandern sein schönstes Hobby.
