Wie bist du auf die Klimademonstrationen aufmerksam geworden?
Sandrine Gmür: Durch die Medien erfuhr ich von der ersten Klimademonstration in der Schweiz. Kurz vor der zweiten Demonstration anfangs Januar nahm ich gleich mit Anna Miotto Kontakt auf. Sie ist eine Mitschülerin und Teil des Klimakollektivs Ostschweiz. Mir wurde die Leitung der Plakatgestaltung übergeben und gemeinsam mit einer Gruppe von Schülern gestalteten wir über 30 Plakate, die dann bei den Demos hochgehalten wurden.
Wie oft hast du bisher teilgenommen?
Etwa fünf, sechs Mal. Da ich am Freitagnachmittag frei habe, lässt sich die Teilnahme gut einrichten.
Wie lange beschäftigst du dich schon mit Klimafragen und Klimathemen?
Klimafragen beschäftigen mich schon seit vielen Jahren. Da das Thema so viele Bereiche unserer Gesellschaft betrifft, wird es auch immer wieder in der Schule aufgegriffen. Auch privat wird man die ganze Zeit damit konfrontiert. Zum Beispiel wird einem schon als Kind beigebracht, wie man am besten Wasser spart. Man hört vom Artensterben und macht sich Sorgen um die Abholzung des Regenwaldes. Als Jugendliche bespricht man in der Schule den wirtschaftlichen Aspekt der Klimaverschmutzung.
Was tust du abgesehen von den Demonstrationen für den Klimaschutz?
Ich ernähre mich vegetarisch. Meine Garderobe besteht zu einem grossen Teil aus Second-Hand-Kleidung. Ich fahre täglich Fahrrad, baue viel Gemüse selbst an und heize im Winter möglichst wenig. Ich spare Strom, Wasser, Plastik und Papier, wo es nur geht. Und ich beschäftige mich mit dem Bienenschutz. Ich bin ausserdem politisch aktiv und unterstütze beispielsweise Initiativen, die zum Klimaschutz beitragen. Ausserdem organisierte ich mit einer Mitschülerin kürzlich ein Podium zum Thema «Wem sini Zuekunft? – Üsi Zukunft!», das in der Kante Wil stattfand. Aber am Wichtigsten: Ich informiere mich so viel wie möglich und bin bereit dazu, mehr über den Klimaschutz zu lernen.
Wie wird die Welt im Jahr 2030 aussehen?
Hoffentlich CO2-neutral.
Was muss die Bevölkerung in der Schweiz aber auch die in Wil deiner Meinung nach leisten?
Ich möchte, dass die Schweiz ihr Potenzial realisiert und es anschliessend voll ausschöpft. Sie macht schon einige Sachen sehr gut – wie beispielsweise Abfalltrennung oder Tierschutz. Allerdings hat es noch viel Platz für Wachstum, wenn es um Kurzstreckenflüge, Bienenschutz, Aufklärung über Fleischkonsum geht. Natürlich ist es leicht, sich mit anderen zu vergleichen. Doch das beste Resultat wird erzielt, wenn man sein eigenes Verhalten überdenkt und es anschliessend optimiert. Schon kleine Anpassungen können Grosses bewirken und haben vielfach mehr Nutzen, als man anfangs denkt. Zum Beispiel kann man sich eine Isolierflasche zulegen, statt jeden Tag eine Flasche Wasser zu kaufen. Man spart schlussendlich Plastik und Geld und hat obendrein noch ein heisses oder kaltes Getränk für den ganzen Tag.
Wie würde deine perfekte Welt aussehen?
Sandrine: Das klingt nun sehr utopisch, aber ich wünsche mir eine Welt mit mehr Wertschätzung – für die Natur, für unser Umfeld und für das Leben selbst.
Deine Botschaft an die Wiler?
Es ist Zeit, dass wir handeln, solange wir noch können. Am besten geht das Gemeinsam. Es muss von allen Seiten die Bereitschaft für eine offene, respektvolle Zusammenarbeit für eine bessere Zukunft existieren. Diese Krise betrifft jeden einzelnen von uns. Kleine Schritte sind besser als gar keine, jedoch benötigt es auch Massnahmen vom Staat.
By Lara Schmid