Eine geputzte Werkstatt, Maschinen entlang der Wände, Bankreihen in der Mitte, prächtige Blumensträusse, die brennende Osterkerze und Rosen aus Metall auf dem Schweisstisch-Altar. So präsentierte sich der Gottesdienstraum mitten im Arbeitsleben. Der Pfarreirat hatte den Werkstattgottesdienst mitorganisiert, las Texte und die Fürbitten, die zuletzt auf grünen Blättern geschrieben an der rostigen Metallrose hingen. Caroline Scheitlin sang englische Lieder, Manuel Hengartner begleitet sie und auch die vielen singenden Gottesdienstbesuchenden am Piano.
Neues schaffen
Neue Verbindungen entstehen am Schweisstisch, sich neu verbinden passiert immer wieder auch am Altar in den Gottesdiensten. Klaus Gremminger schlug den Bogen zwischen der Werkstatt mit ihren Maschinen und dem Leben: «An der Zuschneidemaschine wird getrennt, was nachher wieder zusammengefügt wird. Sich von etwas oder jemandem trennen gehört auch zum Leben, um wieder neu zu beginnen oder einen neuen Blickwinkel zu bekommen.» Und die Poliermaschine stellte er dem Taufbecken gegenüber. Mit der Taufe kommt Glanz ins Leben. Die Lesung aus dem Buch Genesis erzählte von der Erschaffung der Erde, von etwas Neuem. Die Erschaffung der Erde legte den Grund für alles, was der Mensch seit Beginn neu erschaffen und entwickelt hat und – auch zerstört hat. «Die Erneuerung, die Innovation geht weiter», sagte der Seelsorger und befragte Esther Frei, wie die Toni Frei Metallbau AG mit Innovationen umgeht.
Innovativ sein – tagtäglich
Die Geschäftsleiterin machte klar, dass es in einer Firma keinen Stillstand geben dürfe, dass man tagtäglich wach, fragend und hinterfragend und im Austausch mit den eigenen Mitarbeitenden und mit Fachleuten sein muss. Immer stehe die Frage im Raum, wie man zu einer Lösung kommen, wie man etwas noch besser machen und anders angehen könne. Die Bequemlichkeit sei hemmend, ein gutes und offenes Arbeitsklima hingegen förderlich für die optimale Zusammenarbeit im Dienste der momentan besten Lösung. «Da war ein Traum, eine Idee einer Kundin und wir waren der Meinung, das gehe so nicht, denn wir hatten es auf diese Weise noch nie gemacht», erzählte Esther Frei vom Weg der jüngsten Innovation in der Firma. «Wir haben uns dann einen Ruck gegeben.» Der Ehrgeiz stach, die Zusammenarbeit klappte, der Aufwand nahmen die Beteiligten auf sich. Und – es gelang. Es war ein Motivationsschub für alle und der Beweis, dass die Innovation zum täglichen Leben gehört. In der Werkstatt und im persönlichen Leben. Reflektieren, neue Wege gehen, hinter sich lassen, ehrlich mit sich selber sein – sich einen Ruck geben.
Stille und Freude
Im Gespräch kann vieles klar werden, können Ziele formuliert werden», lud Klaus Gremminger ein, das eigene Leben zu erneuern, Beziehungen anders zu leben und anders zu handeln. Dazu brauche es auch Zeiten des Innehaltens. «Du sollst dich selber unterbrechen. Zwischen Arbeiten und Konsumieren, soll Stille sein und Freude…», las Paul Gähwiler, Präsident des Kirchenverwaltungsrates, das Gedicht von Dorothee Sölle. Träume, Visionen und Wünsche hängten die Mitglieder des Pfarreirates als Fürbitten an die Metallrose und danach wurde Brot weitergereicht und miteinander geteilt. Die im Glauben versammelten beteten und sangen gemeinsam, fühlten sich verbunden. Die Verbundenheit wurde nach dem Gottesdienst unter dem Vordach bei Wurst und Brot weitergepflegt. Und für nächstes Jahr wird eine weitere Firma gesucht, die ihren Alltagswirkraum für einen Werkstattgottesdienst zur Verfügung stellt. Hinaus gehen zu den Menschen, bewusst machen, dass Glauben mitten im Leben zum Ausdruck gebracht werden soll, steht als Idee dahinter. Auch dies ist eine Innovation, die andernorts ihren Ursprung hat.