In der Nacht zum Montag um 1 Uhr im Warenhaus «Otto’s» an der Toggenburgerstrasse in Wil: Polizei-Schäferhund «Aryk vom Firecatcher» findet, wonach gesucht wurde: einen 20-jähriger Mann, der sich in den Laden geschlichen und dann versteckt hatte. Rund neun Monate zuvor in einer kalten Januar-Nacht im Wilerwald: Die Hündin der Rasse «Griffon Bleu de Gasgogne» mit dem klingenden Namen «Alix vom Bergischen Geläut» findet zuerst eine Brille, dann ein Handy, eine Tasche und schliesslich eine 24-jährige Frau der Klinik Wil, die sich verlaufen hatte. Ohne Hundespürnase hätte die Frau die Nacht wohl nicht überlebt und wäre verstorben.
Immer wieder kommt es vor, dass nicht die Polizisten einen Fall aufklären oder einen Täter finden, sondern ein Hund. 29 Polizeihunde gibt es momentan bei der Kantonspolizei St. Gallen. Sie werden von 23 Hundeführern begleitet. 2 Polizisten machen dies vollamtlich, 21 in einer Nebenfunktion. Mindestens drei Jahre muss man nach der Polizei-Ausbildung in einem Korps gearbeitet zu haben, um sich für eine Sonderfunktion wie eben Hundeführer bewerben zu können. Zuerst läuft der Kandidat drei Monate mit einem erfahrenen Hundeführer mit – und wird dann im positiven Fall als geeignet beurteilt.
Unterschiedlich lange Ausbildungszeit
Die Kantonspolizei St. Gallen arbeitet mit folgenden Hunden-Typen:
- Schutzhunde, welche Polizisten beschützen. Sie finden Einbrecher, suchen Orte nach Tätern ab, verfolgen Fährten von Tätern oder finden Gegenstände von Personen.
- Personenspürhunde, auch Mantrailer genannt: Sie sind im Einsatz, um vermisste Personen zu suchen und bei kriminalpolizeilichen Abklärungen mitzuhelfen.
- Drogenspürhunde: Sie sind Spezialisten im Erschnüffeln von Betäubungsmitteln unterschiedlicher Art.
- Sprengstoff-Spürhunde: Sie finden Sprengstoffe, Waffen, Projektile und Hülsen.
Im Welpenalter von acht bis zehn Wochen übernimmt der Hundeführer seinen Hund vom Züchter. «Zuerst soll das Tier die Welt im positiven Sinn kennenlernen. Der Hundeführer ist in diesem Moment eine Art «Hundevater», sagt Hanspeter Krüsi von der Kantonspolizei St. Gallen. Vor der Pubertät des Hundes wechselt der Führer von der Vaterrolle zu einer Art Erzieher. «Bei uns wird hauptsächlich durch positives Bestärken gelernt. Dies bedeutet, dass der Hund, wenn er etwas gut macht, mit Spielzeug, Futter oder Lob belohnt wird», sagt Krüsi. Im Alter zwischen zwei und drei Jahren macht der Hund einen Einsatztest. Auswärtige Experten innerhalb des ostschweizerischen Polizeikonkordats entscheiden dann, ob die Prüfung bestanden ist. «Genau wie Menschen lernen auch Hunde unterschiedlich schnell. Die Ausbildungszeit ist deshalb von Tier zu Tier verschieden», sagt Krüsi.
Unterschiedlich lange Einsatzzeit
Wie lange ein Tier einsatzfähig bleibt, entscheidet dessen Gesundheit. «Die Hunde wollen immer arbeiten. Aber irgendwann sind sie eingeschränkt. Dann muss der Hund pensioniert werden», sagt Polizeisprecher Krüsi. Im Durchschnitt arbeiten die Hunde etwa, bis sie zehn Jahre alt sind. Die älteste Hündin, welche sich derzeit im Dienst befindet, ist zwölfjährig. Nach der Pensionierung bleibt das Tier als Familienhund bis zu seinem Tod beim Hundeführer.
Die Kantonspolizei St. Gallen arbeitet mit Deutschen Schäferhunden, Belgischen Schäferhunden, Rottweilern oder Riesenschnauzern als Schutz-Drogen- und Sprengstoffspürhunden. Vizslas, Bayrische Gebirgsschweisshunde, Beagle und anderen Stöber- und Schweisshunde werden als Personenspürhunde eingesetzt.
Alle Hunde kommen aus einer Leistungszucht
Und wie kommt es zu den teileweisen kreativen Namen wie «Alix vom Bergischen Geläut» oder «Aryk vom Firecatcher»? Alle Polizeihunde haben einen Stammbaum und kommen aus einer Leistungszucht. Die Hundeverantwortlichen bestimmen, aus welcher Zucht der Hundeführer einen Welpen aussuchen darf. Die Namen entstehen aufgrund dieser Abstammung.