Nachdem die deutsche Stadt Konstanz den Klimanotstand ausgerufen hat, verzichtet sie auch auf ihr traditionelles Feuerwerk während des Seenachtsfests. Um eben unnötige CO2-Emissionen zu verhindern, wie die Stadt am Bodensee danach erklärte. Auch die Stadt Wil hat im Mai den Klimanotstand – als einzige Stadt in der Ostschweiz – ausgerufen. Aber trotzdem hält Wil heuer an ihrem traditionellen 1.-August-Feuerwerk fest. Diesen Entscheid teilte die Stadt bereits Anfang des Monats mit. Als Begründung für diesen Entscheid gab sie an, dass das geplante Feuerwerk noch vom letzten Jahr stammt. Weil letztes Jahr die Trockenheit extrem hoch war, musste Wil damals auf das traditionelle Feuerwerk verzichten. Und deshalb solle es dieses Jahr benutzt werden. Und genau für diesen Entscheid hat Wil in den letzten Wochen für viele rote Köpfe gesorgt, denn die weitausgebreitete Klimadebatte macht auch vor der Äbtestadt nicht halt. Verärgerte Leute wollten wissen, ob es in der heutigen Zeit und nach dem Ausrufen des Klimanotstands noch verantwortbar sei, ein Feuerwerk mit den Feinstaub- und CO2-Emissionen in den Himmel zu schiessen.

Die Kritik an der Stadt Wil findet Alain Stucki, Geschäftsinhaber des Feuerwerksunternehmen Stucki AG, ungerechtfertigt und unverständlich: «Statt immer auf andere mit dem Finger zu zeigen, sollte jeder einzelne Kritiker darüber nachdenken, was er gegen die CO2-Emissionen tun kann». Anders könne die Gesellschaft nicht klimaneutral werden. Deshalb wollte der Wiler Unternehmer mit gutem Beispiel vorangehen und eben etwas tun: So erklärt er sich bereit, die Kosten für das Feuerwerk zu 100 Prozent zu kompensieren. «Es kostet die Stadt keinen Rappen», so Stucki. Zuvor hat er Kontakt mit «myclimate» – der Schweizer gemeinnützigen Stiftung, die den Klimaschutz durch Beratung, Bildung und Projekte fördert – aufgenommen und sich beraten lassen. Wie viel ihn die CO2-Kompensation für das Feuerwerk zum 1. August kostet, will Stucki nicht verraten. Nur so viel: «Es ist kein unglaublich grosser Betrag». Würde diese Kompensation 10 000 Franken kosten, «dann müsste man wirklich das Feuerwerk abschaffen».

«Wenn neben der Stadt auch andere Wiler Unternehmen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten», sagt Samuel Peter, stellvertretender Stadtschreiber, auf Anfrage von «hallowil.ch», «wird dies von der Stadt generell begrüsst». In diesem Sinne freue sich die Stadt über Stuckis Unterstützung, welcher kurzfristig auf die hiesige Klimadiskussion sensibilisiere.

An- und Abfahrt sowie Essen verursachen mehr CO2

Stucki weiss von der klimafreundlichen Stiftung «myclimate», dass ein Feuerwerk gar nicht so viele CO2-Emissionen verursacht, wie die Kritiker denken. Denn «myclimate» hat beispielsweise für die CO2-Emissionen am Züri Fäscht eine Studie herausgegeben, die zeigt, dass das Feuerwerk 0,2 Prozent der Gesamtemissionen ausmachen. «Und am Züri Fäscht ist das Feuerwerk bedeutend grösser als in Wil», meint Stucki. Zum Vergleich: Die Hauptemissionsquellen am Züri Fescht sind mit 42 Prozent die An- und Abreise der Besucher, mit 40 Prozent die Verpflegung, mit neun Prozent die Getränke und mit zwei Prozent die Abfallentsorgung. Laut Stucki ist der Nutzen für das Klima, wenn man auf das Feuerwerk in Wil verzichtet, höchst umstritten. «Ja, dann sollten die Kritiker lieber keine Bratwürste an solchen Festveranstaltungen konsumieren.» Um die schädlichen Emissionen zu minimieren. Für den Wiler Unternehmer mache es viel mehr Sinn, darüber zu diskutieren wie man die Gesamtemissionen der Wiler Bundesfeier in Zukunft verringern kann.

«Generelle Massnahmen, um die CO2-Emissionen der Bundesfeier künftig zu senken, seien nicht angedacht respektive diskutiert worden», meint der stellvertretende Stadtschreiber Peter auf Anfrage von «hallowil.ch». Bereits zum heutigen Zeitpunkt würden bei der Ausarbeitung von neuen Projekten und Beschaffungen ökologische Aspekte berücksichtigt.

«hallowil.ch» bei der Bundesfeier dabei

Heuer veranstalten die Gemeinden Wil und Wilen eine gemeinsame Budesfeier. So wird eine Festwirtschaft und ein breites Programm auf der oberen Weierwiese (Reitwiese) angeboten. Dabei soll die Veranstaltung bei jedem Wetter durchgeführt werden. «hallowil.ch» wird bei der Bundesfeier in Wil dabei sein und hautnah von ihr berichten.