Es wurde um hohe Summen gefeilscht. Markus Fust und Serge Eggler von der Schreinerei Fust in Wil waren angetreten, um 150'000 Franken und Know-How für die Weiterentwicklung ihrer Online-Schreinerei Ecoleo zu bekommen. Irgendwann pendelte man sich darauf ein, dass die drei Investoren Jürg Marquard, Roland Brack und Tobias Reichmuth total 200'000 Franken aus dem privaten Vermögen beisteuern. Gedealt wurde nun um die Höhe der Beteiligung. Nachdem die drei «Löwen» zuerst 30 Prozent haben, die beiden Schreiner aber nur 20 Prozent geben wollten, fand man sich bei 24 Prozent nahezu in der goldenen Mitte.

Was sonst hinter verschlossenen Türen stattfindet, machten Fust und Eggler vor laufender Kamera. Und zwar im Rahmen der neuen TV-Show «Die Höhle der Löwen» des Privatsenders TV 24. In diesem Format buhlen Unternehmer während drei Minuten um Zuschüsse von bis zu fünf bekannten Investoren, welche in diesem Format «Löwen» genannt werden. Diese stellen privates Vermögen für Start-Ups zur Verfügung. Die beiden Wiler Schreiner präsentierten mit «Ecoleo» ihre Online-Schreinerei, welche seit vergangenem Jahr auf dem Markt ist. Mit einem Online-Konfigurator können Möbel vom heimischen Sofa massgeschneidert und bestellt werden. Geliefert wird innerhalb von fünf Tagen. Der Zusammenbau erfolgt durch ein ausgeklügeltes Steck-System, das ohne Werkzeuge auskommt. Da der Kunde die Planungsarbeit selbständig verrichtet, ist der Preis tiefer als in der herkömmlichen Schreinerei. Markus Fust, Inhaber der Schreinerei Fust, sieht dies nicht als Kannibalisierung der eigenen Werkstatt, sondern als Ergänzung. Er sagt: «Ich verliere lieber einen Kunden an Ecoleo statt an einen Konkurrenten.»

«Unterschiedliche Vorstellungen»

Bereits im ersten Teil des Auftritts hatten die beiden ein Angebot von «Löwin» Anja Graf abgelehnt. Diese wollte mit 150'000 Franken einsteigen und noch Aufträge im Wert von 400'000 Franken bringen. Warum die Absage? «Es tat uns weh, dieses Angebot nicht anzunehmen. Wir glauben aber fest daran, dass die Partnerschaft mit Roland Brack und Jürg Marquard die Marke Ecoleo längerfristig noch stärker voranbringt», sagt Ecoleo-Projektleiter Serge Eggler rückblickend.

Fehlt da nicht einer? Tatsächlich ist nach der bereits im Februar aufgezeichneten Show Löwe Tobias Reichmuth abgesprungen. «Bezüglich der künftigen Unternehmensstruktur von Ecoleo hatten wir unterschiedliche Vorstellungen. Tobias und wir wollten den eigenen Grundsätzen treu bleiben», sagt Markus Fust. Das heisst, dass sowohl von der Summe also auch von der Beteiligung je ein Drittel wegfällt. Es bleiben knapp 134'000 Franken an Investment und 16 Prozent Beteiligung von und für Jürg Marquart und Roland Brack. «Der Vertrag ist mittlerweile unter Dach und Fach. Das Monetäre ist eine Komponente. Die andere und noch wichtigere ist das Know-How und Netzwerk der beiden Investoren», sagt Eggler.

Jürg Marquard fuhr im Rolls-Royce vor

Das Geld wird nun in Marketing-Massnahmen investiert. Ist die Schreinerei Fust mit ihren 60 Mitarbeitern – davon rund 20 Lehrlinge – auf dem Platz Wil und in der Region mittlerweile ein fester Begriff, so kennt man in anderen Teilen des Landes das Unternehmen kaum. Das Ziel der beiden Unternehmer ist, sich als führende Schweizer Online-Schreinerei zu positionieren.

Die beiden investierenden Löwen waren seit Februar auch schon persönlich in der Schreinerei Fust in Wil. «Es war schon speziell, als Jürg Marquart im Rolls-Royce mit Privatchauffeur bei uns Schreinern vorfuhr. Die beide Löwen begegneten uns auf Augenhöhe und äusserst respektvoll», sagt Fust.

Im Video: So viel ist echt, so viel Show:

 
Schreinerei-Inhaber Markus Fust (Mitte) und Ecoleo-Projektleiter Serge Eggler (rechts) stehen hallowil.ch-Chefredaktor Simon Dudle im Ecoleo-Showroom Red und Antwort. (Beitrag: Claudia Gaisser)