Als ehemaliger Primarlehrer und langjähriger Gemeinderat wurde Willy Nägeli im Jahr 2011 mit einem Glanzresultat zum Fischinger Gemeindeammann gewählt. Jetzt, per Ende Mai trat der engagierte und beliebte Gemeindepräsident von der Politbühne ab und zieht Bilanz. In seiner langjährigen Amtszeit hat der erfahrene Politiker viel erlebt und auch selber in Bewegung gesetzt. In einem persönlichen Interview erzählt der Fischinger über schöne und auch schwierige Ereignisse während seiner Amtszeit. Die Geschicke von Fischingen liegen dem abgetretenen Gemeindepräsidenten weiterhin am Herzen, seine Gemeinde soll auch in Zukunft eine lebens- und liebenswerte Gemeinde bleiben.

Herr Nägeli, am 23. Mai leiteten Sie die letzte Gemeindeversammlung Ihrer achtjährigen Amtszeit als Fischinger Gemeindepräsident. Was war das für ein Gefühl?

Willy Nägeli: Da spielt ein bisschen Wehmut, aber auch eine gewisse Erleichterung mit. Wenn dann die Ver- sammlung reibungslos und ott verläuft, kommt auch Freude dazu.

In einer gebührenden Verabschiedung wurde Ihre langjährige Präsidialzeit gewürdigt. Kam da bei Ihnen auch etwas Wehmut auf?

Die Würdigung durch meinen Nachfolger René Bosshart hat mich berührt und sehr gefreut. Wehmut ist das falsche Wort, vielmehr war es Genugtuung. Das grossartige Geschenk, der drei Meter hohe Gingkobaum, war dann das Tüpfelchen auf dem i. An dieser Stelle bedanke ich mich nochmals ganz herzlich.

Als ehemaliger Primarlehrer und Fischinger Gemeinderat wurden Sie vor acht Jahren glanzvoll zum Gemeindepräsidenten gewählt. Schule und Politik, nicht ganz dasselbe?

Die Wahl war das Eine, der Amtsantritt das Andere. Am 31. Mai 2011 war der letzte Schultag und am 1. Juni 2011 der erste Tag als Gemeindepräsident – damals noch Gemeindeammann. In beiden Funktionen steht man in der Öffentlichkeit. So gesehen ist es ähnlich. Die Umstellung von der Arbeit mit Kindern zur Arbeit mit Erwachsenen ist mir in kürzester Zeit gelungen.

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Der ehemalige Fischinger Gemeindepräsident Willy Nägeli geniesst jetzt unter anderem auch die freiverfügbare Zeit mit seinen Enkelkindern.

Sie galten als umsichtiger und dennoch liniengetreuer Gemeindepräsident, dem das Wohl seiner Gemeinde sehr am Herzen lag. Was war Ihr prägendstes Erlebnis während Ihrer langjährigen Amtszeit?

Wenn man Ruedi Moser zu seinem 105. Geburtstag und der Musikgesellschaft Concordia Fischingen zum 150-jährigen Bestehen gratulieren darf und es die Gemeinde Fischingen 2018 in die Endausmarchung zum «Schöns- ten Dorf der Schweiz» schafft, so sind das ganz einfach tolle Erlebnisse.

Während Ihrer Präsidialzeit hat sich in Fischingen viel bewegt. Auf was sind Sie persönlich besonders stolz?

Stolz ist ein facettenreicher Begriff. Vielmehr ist es ein gutes Gefühl, wenn man sagen kann: Fischingen hat sich massvoll entwickelt und ist und bleibt eine lebens- und liebenswerte Gemeinde.

Wenn Sie Ihre Zeit als Gemeindepräsident in kurzen Worten zusammenfassen müssten, wie würden diese lauten?

Dieses Amt bringt es einfach mit sich: Turbulente und stressige Phasen wechseln sich ab mit schönen und be- glückenden Momenten.

Sie sind ein Fischinger durch und durch. Was lieben Sie an Ihrer Heimatgemeinde Fischingen im Speziellen?

Eigentlich bin ich ja ein angeschwemmter Rheinbub aus dem Zürcher Weinland. Aber die 37 Fischinger Jahre haben mich geprägt. Als Primarlehrer, Turnvereinspräsident, Gemeinderat, Feuerwehrmann und Schütze entsteht natürlich eine enge Verbundenheit mit Land und Leuten. Die intakte, wunderschöne Landschaft und die Vielfalt der hier lebenden Menschen haben einen besonderen Reiz.

Wie sehen Sie Fischingen in zehn Jahren?

Fischingen muss nicht anders werden. In zehn Jahren soll sich unsere Gemeinde, massvoll gewachsen und mit gesunden Finanzen, weiterhin als stattliche Landgemeinde präsentieren.

Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger, René Bosshart für die folgenden Amtsjahre?

Als ehemaliger Gemeindeschreiber und mit vier Jahren Gemeinderatstätigkeit im Rucksack ist René kein Quereinsteiger. Ich wünsche ihm möglichst wenig Ungemach, eine weiterhin gut funktionierende Gemein- deverwaltung und einfach viel Freude und Befriedigung in diesem vielgestaltigen und interessanten Amt.

Sie gehen nun in Pension. Daumen drehen ist sicher nicht Ihr Ding. Haben Sie schon konkrete Pläne für Ihre Zukunft?

Ich bin weiterhin Mitglied des Grossen Rates des Kantons Thurgau und im Verwaltungsrat der EKT AG. Viel Aufgeschobenes gibt es noch zu erledigen. Ich werde vor allen die vielen gesetzten Termine, die jetzt wegfallen, nicht vermissen. Diese Freiheit geniesse ich vorerst in vollen Zügen. Weitere konkrete Pläne gibt es (noch) nicht.

By Christina Avanzini