Ziemlich genau 24'000 Einwohner zählt die Äbtestadt Wil mittlerweile. Natürlich ist sie damit die klare Nummer eins im Land. Aber aufgepasst: Aus einem anderen Wil kommt eine Kampfansage: «Kein Wil hat derart markante Wahrzeichen wie Wil im Kanton Zürich», ist auf deren Gemeindehomepage zu lesen. Nun denn: Das gehört überprüft. Die Reise führt ins Rafzerfeld. Zwischen Bülach und Rafz, bereits «änet des Rheins», liegt das idyllisch gelegene Wil ZH. Es grenzt im Norden an Deutschland. Genau 1421 Personen wohnten Ende 2018 in der eigenständigen Gemeinde Wil ZH – 634 Männer, 633 Frauen und 287 Jugendliche.

Das Ortsbild ist geprägt von Riegelhäusern, der Kirche, aber auch von grossen Kiesgruben, von wo aus der ganze Kanton Zürich versorgt wird. Dank der Hanglage kann Wein angebaut werden. Ausgedehnte Wälder sind ebenfalls markant. Es gibt mit dem Volg genau einen Dorfladen. Den Bahnhof teilt sich Wil mit der Nachbargemeinde Hüntwangen. Bereits sind die nächsten «Dorfspiele Wil ZH» in Planung. Sie werden voraussichtlich 2022 oder 2023 aufgeführt und sich dem Thema «Anno 1799» annehmen. Es war eine Zeit nach dem Zusammenbruch der Alten Eidgenossenschaft, als Wil ZH während der napoleonischen Kriege unter der Besetzung der Franzosen, Österreicher und Russen litt.

Dieses Jahr gab es eine Premiere in Wil ZH. Um die Gemeinde für KMU attraktiver zu machen, wurde erstmals Gewerbeland im Baurecht vergeben, statt es – wie bis anhin üblich – zu verkaufen. Ein Gartenbauer interessierte sich für 2000 Quadratmeter Land im Baurecht im südlichen Dorfteil, um ein Magazin erstellen zu können. In den Jahren zuvor waren lose Kaufanfragen für dieses Stück Land stets im Sand verlaufen. So sagte man sich in Dorf, dass etwas Baurechtszins besser ist als gar nichts. An einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung im März wurde der Abtretung des Landes im Baurecht mit grosser Mehrheit zugstimmt. Die Stimmbürger folgten damit der Empfehlung des Gemeinderates. Apropos Gemeinderat: Der oberste ist Urs Rüegg von der SVP. Er hatte vor Jahresfrist Amtsinhaber Peter Graf das Präsidium abgejagt, obwohl sich Rüegg erst nach der offiziellen Meldefrist für die Kandidaturen gemeldet hatte. Graf ist weiterhin im Gemeinderat tätig.

Mehr als ein Hektar Land pro Einwohner

Auch im Kanton Aargau gibt es ein idyllisch gelegenes Wil. Es war bis vor zehn Jahren eine eigenständige Gemeinde, ehe sich fünf Kommunen zur Gemeinde Mettauertal zusammenschlossen. Zu jenem Zeitpunkt wohnten 674 Wilerinnen und Wiler auf dem 771 Hektar grossen Gebiet. Wil AG liegt nahe der deutschen Grenze, umgeben von Jurahöhen. Viele Radfahrer kämpfen sich dieser Tage die steilen Strassen hinauf. Wer es gemütlicher will, nimmt den Bus von Brugg Richtung Laufenburg.

Das Wahrzeichen ist die alte St. Wendelinskapelle, welche 1697 erbaut worden war. Der Bauernheilige St. Wendelin ist hier dargestellt. Seine Verehrung als Schutzpatron des Viehs erlebte um 1500 und im 18. Jahrhundert die Blütezeit. Die Kapelle steht heute unter Denkmalschutz.

Wie in Wil ZH gibt es auch in Wil AG einen Volg – und es wird Wein angebaut. Dies geschieht an den drei Reblagen «Berg», «Rain» und «Länggen». Die Hauptsorten sind Blauburgunder und Riesling/Silvaner. Gekeltert wird hauptsächlich in der Wiler Trotte. Die Holzköhlerei, ein uraltes Gewerbe, ist heute ein Brauchtum Wils. Der Rohstoff Holz wird durch Verkohlung in seine Bestandteile zerlegt. So können aus 100 Kilogramm Holz rund 25 Kilogramm Holzkohle gewonnen werden.