«Ohm 41 – sieben mal 20 – K» lautet der etwas kryptische Titel der Jubiläumsausstellung, die gegenwärtig noch bis zum 14. Juli in der Kunsthalle Wil zu sehen ist. Der Präsident der Gruppe, Markus Eugster, erklärte am Samstagabend in der übervollen Kunsthalle, was genau damit gemeint ist. Die «20» stehen für die Jahre, welche Ohmv41 existiert. Die «7» für die noch aktiven Mitglieder der Gruppe. Da sich Ohm 41 oft mit seinen Aktionen als Stachel im gängigen Kunstbetrieb versteht, dürfte es sich auch über das Jubiläums-Geschenk der beiden Kunsthalle-Kuratorinnen, Gabrielle Obrist und Claudia Reeb, einen Kaktus, gefreut haben.

Wenn der Kalkstein zu einfarbig ist

Für einmal standen nicht die ausgestellten Werke im Mittelpunkt, sondern die nicht nur für viele Laien schwierig zu beantwortende Frage: Was ist gute Kunst und wer macht sie zur solchen? Zu diesem Zweck implementierte Ohm 41 die «Norm 14». Schon allein die Umkehrung der Zahl im eigenen Namen zeigt, dass die Kunstschaffenden bereit sind, für die neue Norm auch eigene Überzeugungen zu opfern, beziehungsweise sie auf den Kopf zu stellen.

Und tatsächlich scheitern bei den drei live vorgenommenen Zertifizierungen nur das junge, spleenige im Punklook und mit Seifenblasen hantierende Duo nicht am harten Zensus der erlauchten Jury (Stefan Kreier, Herr Mazenauer, Chr. Hürsch), derweil die etablierten Kräfte (Roland Rüegg und Markus Eugster) wohlbegründet ohne Zertifikat die Heimreise antreten müssen. Dass kann nun mal vorkommen, wenn die Jury nach Norm 14 vorgeht und dabei das morsche Holz des 25jährigen Bilderrahmens als brandgefährlich, die Farbe als nicht-vegan (!), den Kalkstein als «zu einfarbig» und die Aufhängung desselben als unsicher einstuft. Zwar wurde keinem der Kreativen das Bemühen abgesprochen, aber eben…

Die Zertifizierung als Vernissage der Zukunft

Gefreut über die Show haben sich jene, welche zwei Wochen zuvor mit einem ihrer Werke das Audit geschafft hatten. Und so hingen und standen die unterschiedlichsten Werke von vielen Künstlern im Raum, welcher zum einen völlig überfrachtet, zum anderen aber auch äusserst lebendig wirkte. Was jedoch nachwirkte, war das witzige Hinterfragen gängiger Mechanismen im Kunstbetrieb. Geht es nach Ohm 41, so soll zukünftig die Zertifizierung im Rahmen eines Audits die eigentliche Vernissage sein. Oder wie das Kollektiv augenzwinkernd im Manifest «Unsere Werte» erklärte: «Das Firnissen macht der Zertifizierung Platz. Mit diesem Instrument der Norm 14 will Ohm 41 & Norm 014 das Geschäftsmodell der «Qualitativen Kunstproduktion» und des «Qualitativen Kunstvergleiches» lancieren. Wir schaffen damit für Kunstschaffende wie Kunstfreunde ein neuartiges Modell der Kunstwahrnehmung».